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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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war und er selbst jederzeit einsatzbereit war.
    Das Boot legte zu seinen Füßen an. Während sein Knappe die beiden Truhen mit ihren Habseligkeiten in das Boot hievte und dann selbst einstieg, wandte sich André seinen beiden Begleitern zu, um sich zu verabschieden. Bruder Justin, ungewöhnlich prachtvoll in einem frischen weißen Überwurf und polierter Rüstung, wünschte ihm Gottes Segen. Der andere Ritter, Etienne de Troyes persönlich, hängte ihm einen steifen Lederköcher mit den Depeschen um den Hals, richtete sich zum formellen Salut auf und wünschte dem jungen Ritter Erfolg bei seiner Mission im Heiligen Land.
    Das kleine Boot legte vom Kai ab und hielt auf die Galeere zu, die André St. Clair und seine Depeschen nach Outremer tragen würde.
OUTREMER

1
    K
    REEE … Der ferne Schrei len kte André St. Clairs Blick zum Himmel, wo der Falke über ihm hing, ein schwebender Fleck vor dem makellosen Blau des Morgenhimmels. Reglos beobachtete André mit zurückgelegtem Kopf, wie der Vogel auf unsichtbaren Luftströmen dahintrieb, auf einem Kissen aus Luft, das sich sanft, aber fest unter seine ausgebreiteten Flügel presste. Dann änderte sich der schwarze Umriss und stürzte in einem großen Bogen abwärts, bis die Flügel wieder zu schlagen begannen und das Tier erneut in die Höhe zurücktrugen.
    »Was meint Ihr, wie groß er ist?«, fragte eine Stimme in seinem Rücken.
    André schüttelte den Kopf.
    »Schwer zu sagen«, erwiderte er. »Dort oben gibt es ja nichts, woran man es messen könnte, nicht einmal einen anderen Vogel. Er könnte Flügel von der Spannweite unserer Arme haben, doch er könnte auch nur halb so groß sein und nur halb so weit entfernt, wie wir glauben.«
    »Glaubt Ihr, es ist ein gezähmter Vogel?«
    »Ich bezweifle es.«
    St. Clair ließ den Vogel nicht aus den Augen.
    »Die meisten Falkner verdecken ihren Vögeln die Augen, bis sie Beute erspähen, und lassen sie dann nur unmittelbar zum Jagen frei. Es sind wilde Tiere, die in die Wildnis zurückkehren, wenn man ihnen die Gelegenheit gibt, ganz gleich, wie gut sie dressiert sind. Darum hüten die Falkner sie wie ihren Augapfel. Sie sind nicht begeistert, wenn ihre kostbaren Räuber längere Zeit frei herumfliegen.«
    »Was die Zeit angeht … Es ist Mittag, und es sieht so aus, als hätte man uns zum Narren gehalten.«
    St. Clair riss den Blick von dem Falken los, stellte sich in die Steigbügel, reckte die Arme hoch über seinen Kopf und zählte laut und langsam bis zwanzig. Dann drehte er sich mehrmals mit ausgestreckten Armen im Sattel hin und her und ließ schließlich den Kopf mehrmals von einer Schulter zur anderen rollen.
    Erst dann nahm er die Zügel wieder auf, um dem anderen Mann zu antworten.
    Seit zehn Tagen war er nun in Acre. Er hatte sofort damit begonnen, Erkundigungen über den Verbleib seines Cousins Sir Alexander Sinclair einzuholen, und er versprach dem Mann eine großzügige Belohnung, dem es gelang, ein Zusammentreffen zu arrangieren. Er hegte keinerlei Bedenken, dies zu tun, und er hatte keine Angst davor, für sein Verhalten zur Rechenschaft gezogen zu werden. Ein Brief von Etienne de Troyes hatte den befehlshabenden Templeroffizieren vor Acre hinreichend erklärt, dass sich St. Clair in besonderer Mission in Outremer befand und man ihm volle Kooperation und jede Hilfe gewähren sollte, um die er bat.
    Jetzt sah er sich halb grinsend um.
    »Man hat uns nicht zum Narren gehalten, Harry. Mich vielleicht, aber Euch nicht. Ihr seid hier, weil ich Euch gebeten habe, mir Gesellschaft zu leisten, daran ist nichts Närrisches. Es sei denn natürlich, Ihr würdet Euch närrisch vorkommen, weil Ihr meiner Bitte gefolgt seid. Es ist ja möglich, dass unser Gastgeber unerwartet aufgehalten worden ist. Das passiert doch jedem von uns hin und wieder.«
    Immer noch grinsend wendete er sein Pferd, sodass er den Mann in seinem Rücken sehen konnte, doch Sir Harry Douglas war nicht in der Laune, sein Grinsen zu erwidern. Er saß stirnrunzelnd da und missbilligte alles an dieser unnötigen Exkursion, die er nicht nur für gefährlich, sondern zudem für unautorisiert hielt.
    Ohne jemandem von ihrem Aufbruch oder ihrem Ziel zu erzählen, hatten sie an diesem Morgen lange vor der Dämmerung ihre Kameraden im Lager in der Oase Jappir zurückgelassen, nur eine Stunde von den Belagerungslinien vor Acre entfernt. Sie waren landeinwärts geritten und befanden sich nun mehr als drei Meilen von ihrem Aufbruchsort entfernt tief in

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