Die Brueder des Kreuzes
Zähnen festzuhalten und in der Luft zu schließen.
Dann setzte er sich hin. Erfolglos versuchte er, seine breiten Schultern durch den verschnallten Gürtel zu zwängen, musste sich aber schließlich damit zufriedengeben, ihn sich schräg über die Brust zu hängen. Dann war er gezwungen, seine sorgsam gefertigte Schlinge wieder zu lösen, um die Beutel mit den Lebensmitteln und dem Wasser ebenfalls über die Brust und unter dem linken Arm hindurchzuschlingen. Sein ursprünglicher Versuch, sie sich über den nutzlosen Arm zu hängen, erwies sich sofort als aussichtslos.
Nachdem er sich ein letztes Mal in der mit Sand gefüllten Höhle umgesehen hatte, ergriff er seinen Wanderstab und näherte sich vorsichtig dem Eingang. Je näher er kam, desto tiefer musste er sich bücken, denn die Öffnung hatte sich mit verwehtem Sand gefüllt und war auf ein Drittel ihrer einstigen Größe geschrumpft. Doch die wirkliche Überraschung wartete auf der anderen Seite auf ihn. Sinclair blieb blinzelnd in der gleißenden Sonne stehen, während er versuchte zu begreifen, was er sah.
Bei ihrer Ankunft war es dunkel gewesen, doch der Mond hatte ihnen genug Licht gespendet, um den blank gescheuerten Boden der felsenübersäten Talschüssel zu sehen, die ihnen im Schatten der gigantischen Dünen Zuflucht gespendet hatte. Jetzt stand er da und sah sich um, und ein Gefühl der Nervosität stieg ihm in die Kehle, denn er sah nichts, das er wiedererkannt hätte. Es herrschte Totenstille, und die riesige Sandfläche trug nicht die Spur eines einzigen Lebewesens. Die Sonne stand auf halber Höhe am Himmel, doch es war genauso gut möglich, dass sie auf halbem Weg in die Tiefe war, denn es war ihm unmöglich, die Himmelsrichtungen zu bestimmen. Als Lachlan ihn in die Höhle zerrte, hatte er auf derartige Dinge nicht geachtet, und jetzt drohte ihn das Ausmaß seiner Orientierungslosigkeit zu überwältigen. Doch statt dies zuzulassen, redete er schweigend auf sich selbst ein.
Aber , aber , dachte er. Du lebst , du hast gegessen und getrunken , und du hast Vorräte und Wasser . Deine Schmerzen sind nicht schlimmer als ein lästiger Zahnschmerz . Du hast sogar eine Waffe , bei Gott , und sie dient dir gleichzeitig als Wanderstab , also hör auf , dir selbst etwas vorzujammern wie ein kleiner Junge , und reiß dich zusammen !
Doch er hatte keine Ahnung, in welche Richtung er gehen sollte, und so stand er hilflos da.
Das Schlimmste an dieser Hilflosigkeit war, dass er nicht wusste, wo er mit der Suche nach Lachlan beginnen sollte, der so viel für ihn getan hatte. Moray konnte sonstwo dort draußen sein, Meilen entfernt im Schutz einer Felsenspalte oder einer Düne, oder er konnte wenige Schritte von der Höhle entfernt verschüttet und tot im Sand liegen.
Zu frustriert, um sich dafür zu interessieren, wer seinen Ruf womöglich sonst noch hören konnte, hielt er sich die gesunde Hand als Trichter vor den Mund und rief Lachlan, so laut er konnte. Dann lauschte er angestrengt auf eine Antwort aus der immensen Stille der Wüste. Viermal versuchte er es, jedes Mal in eine andere Richtung gewandt, dann fand er sich damit ab, dass es vergebens war.
Er holte tief Luft, biss die Zähne zusammen, und ohne sich noch einmal umzublicken brach er auf, wohin ihn das Schicksal führte. Bei jedem Schritt versank er knöcheltief im Sand, und während ihm bewusst war, dass er eine tiefe, unverwechselbare Spur hinterließ, tröstete er sich mit der Hoffnung, Lachlan Moray könnte auf seine Spur stoßen und ihm folgen.
SINCLAIR STELLTE BALD FEST, dass die Sonne bei seinem Aufbruch auf halbem Weg nach oben gewesen war, denn während er vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte, stieg sie immer weiter am Himmel empor, bis sie direkt über ihm stand. An diesem Punkt dachte er darüber nach anzuhalten, um etwas zu essen und zu trinken, doch er befand sich auf einer langen, ebenen Wegstrecke, und da er seine Schwierigkeiten mit dem Wasserschlauch nicht vergessen hatte, beschloss er, noch ein wenig zu warten und vielleicht sogar eine Sitzgelegenheit zu finden, bevor er den Versuch wagte.
Also ging er weiter und wandte sich einer flachen Erhebung im Sand zu, die zu seiner Rechten lag. Kurz darauf verrieten ihm seine angestrengten Beinmuskeln, dass er bergauf ging, auch wenn die Steigung nicht zu sehen war, und nach einer Weile erreichte er den Kamm einer langgezogenen Düne. Er blieb stehen, um seine verkrampften Muskeln zu dehnen.
Als er sich dann aufrichtete
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