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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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es etwas dringender. Die weiße Kufiya bedeutet, dass es besonders eilig ist, und das schwarze Band bedeutet, dass Ibrahim Nachrichten hat, die ich weitergeben soll. Es ist eigentlich ganz einfach. Es heißt, dieser Code reicht bis zu den Anfangstagen der Templer und zu Hugh de Payens zurück.«
    Alec blickte zum Himmel empor und prüfte den Sonnenstand.
    »Es ist fast drei Uhr. Wir sollten besser ins Lager zurückkehren. Ich muss de Sablé aufsuchen und ihm mitteilen, dass wir gehen und dass uns eine Nachricht von Rashid al-Din erwartet. Ihr könnt uns unterdessen frische Pferde besorgen, sie satteln lassen und ein wenig Hafer einpacken – vorsichtshalber genug für drei Tage. Für uns brauchen wir ebenfalls drei Tagesrationen.«
    »Was ist mit Kleidung? Tragen wir unsere Rüstungen oder die Kleidung der Eingeborenen?«
    Alec Sinclair vollführte die islamische Geste des Grußes, indem er seine Brust und seine Stirn berührte.
    »Einer der größten Fortschritte, den christliche Armeen hier je gemacht haben, war die Entdeckung, dass die Bewohner dieser Gegend am besten wissen, was man in der Wüste tragen sollte. Wir reisen als Einheimische, dann bleiben wir auch unbehelligt. Wenn Ihr fertig seid, bringt alles zu Eurem Zelt und sagt Eurem Schwadronführer, dass er Euch vertreten soll. Ich komme dann zu Euch.« Er blickte noch einmal zum Himmel auf. »Sagen wir, in einer Stunde.«
    Sie gaben ihren Pferden die Sporen und hielten auf das Lager zu. Ihre improvisierte Zielscheibe ließen sie stehen.

    ES WAR UNGEFÄHR VIER UHR nachmittags, als sie das Lager hinter sich ließen und in die Wüste aufbrachen. Seit dem Fall von Acre waren sechs Wochen verstrichen, und Saladin und sein Heer waren längst gen Jerusalem weitergezogen. Rings um Acre reiste es sich relativ ungefährlich. Dennoch ritten sie die ersten Meilen, ohne etwas zu sagen, und suchten hin und wieder den Horizont ab, um sicherzugehen, dass man sie nicht beobachtete.
    Es dauerte etwa zwei Stunden, bis sie die letzte Düne überquerten und am Horizont die gezackte Kante des Steinfeldes sahen, in dessen Mitte sich ihr Ziel befand.
    »Wisst Ihr«, sagte St. Clair und brach das Schweigen, »ich muss immer wieder an diesen Ort denken, seit ich zum ersten Mal hier gewesen bin, weil er mich an etwas erinnert hat – und gerade ist mir eingefallen, woran.«
    Alec drehte sich zur Seite, um ihn verwundert anzusehen.
    »Das überrascht mich, denn ich habe noch nie etwas Ähnliches gesehen. Woran erinnert es Euch denn?«
    »An ein anderes Feld aus Steinen.«
    »Und wo ist das?«
    »In Frankreich, südlich von Paris. Der Ort heißt Fontainebleau, und dort gibt es mitten in einem riesigen Wald ein Steinfeld wie dieses hier – glatte, runde Felsbrocken von eindrucksvoller Größe. Überall Felsbrocken, die die Menschen wie Zwerge erscheinen lassen und einfach nur schweigend dastehen, als wollten sie den Betrachter mit Ehrfurcht erfüllen.«
    »Genau wie hier.«
    »Aye, und doch ganz anders, denn dieses Feld steht mitten im Wald, und es befinden sich dort keine Wege, die zwischen den Felsen hindurchführen. Zwischen den Bäumen gibt es immer wieder Lichtungen, und auf einer dieser Lichtungen gibt es eine Höhle … ganz ähnlich wie Eure Höhle hier. Sie ist tief und trocken und vollständig vor Wind und Regen geschützt – wiederum ganz ähnlich wie hier und doch vollkommen anders,«
    Sinclair schwieg einen Moment, dann brachte er sein Pferd zum Stehen und sah André nachdenklich an.
    »Hat Euch Sharif al-Qalanisi, als er Euch Arabisch gelehrt hat, auch in philosophisches Gedankengut eingeweiht?«
    »Aye, das hat er. Gibt es einen bestimmten Grund für diese Frage?«
    »Was Ihr mir gerade beschrieben habt, ist genau die Art von Spiegelbild, die al-Qalanisi faszinieren würde. Was glaubt Ihr, was er Euch gefragt hätte, nachdem Ihr die Parallele gesehen und das Paradox erkannt habt?«
    »Ich wüsste nicht, wo ich ein Paradox erkannt habe, Vetter.«
    »Unsinn, natürlich habt Ihr das. Zwei Steinfelder, die einander zum Verwechseln ähnlich sind und zwischen denen doch Welten liegen – das eine in einer ausgedörrten Wüste, das andere in einem grünen Wald. Das Erste leugnet jede Möglichkeit von Leben in einer endlosen Welt aus Sand, das andere feiert das blühende Leben ringsum. Und Ihr seid das Bindeglied zwischen beiden. Was glaubt Ihr, was Sharif al-Qalanisi aus einem solchen Rätsel geschlossen hätte?«
    St. Clair sah seinen Vetter an und legte den Kopf

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