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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Sattel. Dort stützte er sich umständlich auf seine Armbrust. André folgte ihm wortlos und wartete ab. Er wusste, dass die nächsten Worte seines Vetters wohlüberlegt sein würden.
    »Ich habe …«, begann Alec und hielt dann inne, um sich seine Worte sorgfältig zurechtzulegen. »Ich habe heute eine Wende an Euch wahrgenommen, Vetter, etwas, das heute anders war als zuvor. Oder besser gesagt vielleicht etwas, das zuvor nicht da gewesen ist.«
    André wartete weiterhin schweigend ab. Er spürte, dass Alec Schwierigkeiten mit dem hatte, was er sagen wollte, denn seine Aussprache war präziser als sonst. Er sprach zwar fließend und mühelos Französisch, doch seine schottische Herkunft schimmerte immer wieder durch, wenn er Worte auf eine Weise aussprach, wie es kein Gallier je tun würde.
    »Möglicherweise bin ich einfach schon zu lange hier in Outremer«, fuhr Alec schließlich fort. »Ich habe mich daran gewöhnt, wie ein Einsiedler zu leben – fern von den anderen, von den Christen, falls Ihr versteht, was ich sagen will – und meinem Glauben auf die Weise nachzugehen, die man mich gelehrt hat. Ich spreche hier von den Weisheiten, die uns unsere Brüder im Orden von Sion gelehrt haben – Weisheiten, die unverändert geblieben sind, seit unsere Vorväter vor den Römern aus Jerusalem geflüchtet sind. Und hier stehen wir nun, Ihr und ich, über ein Jahrtausend später, und sehen uns nach wie vor dem Zorn Roms ausgesetzt. In diesem Jahrtausend haben sich die Eide und Gesetze des Ordens nicht geändert. Seht Euch dagegen die römische Kirche an. Jedes Element ihres Credos unterliegt dem Willen des jeweiligen Kirchenvaters und Machthabers. Die Ursprünge des Templerordens sind das beste Beispiel. Bis zur Gründung des Ordens wäre die Idee, dass Mönche andere Menschen töten, Gotteslästerung gewesen. Doch dann haben die Priester einen Vorteil darin gewittert und einfach einige Prioritäten neu gesetzt. In der römischen Kirche gibt es das Absolute nicht. Könnt Ihr mir so weit folgen?«
    St. Clair nickte.
    »Aye, problemlos, aber ich habe keine Ahnung, worauf Ihr hinauswollt.«
    Ein winziges Lächeln durchdrang Sinclairs Ernst.
    »Das weiß ich auch nicht genau, aber ich glaube, es ist Zeit, dass wir neue Wege beschreiten. Das hat mir der Ekel klargemacht, mit dem Ihr auf Richards Gemetzel an den gefangenen Moslems reagiert habt.«
    »Ekel ist ein viel zu harmloses Wort. Ich kann es selbst nicht in Worte fassen. Jedenfalls hat er sie zu Tausenden umgebracht, nur um seinem Unmut über Saladin Luft zu machen. Noch nie habe ich mich so nach Hause gesehnt, weit fort von Richard und seinen Untaten.«
    »Und wenn er Euch wieder in den Kampf ruft? Was werdet Ihr dann tun?«
    André blickte überrascht auf.
    »Ich werde kämpfen. Was soll ich denn sonst tun?«
    »Seht Ihr denn darin keinen Widerspruch?«
    »Darin, meinen Dienst zu tun? Wie denn? Ich bin ein Ritter, ich bin für den Kampf ausgebildet, genau wie Ihr.«
    »Aye, Vetter, aber ich habe zehn Jahre länger Zeit gehabt, das Für und Wider abzuwägen.«
    »Das Für und Wider? Was soll das bedeuten?«
    Alec Sinclair grinste ironisch.
    »Nun, es kommt mir einfach seltsam vor, dass Ihr Euch im einen Moment über das Gemetzel an dreitausend Moslems ereifert und im nächsten Moment munter davon redet, selbst noch mehr umzubringen. Das ist für mich ein Widerspruch.«
    »Nein, Alec, das ist es nicht. Was gestern geschehen ist, war eine Schandtat – es war der pure Mord, denn die Opfer waren mit Stricken gefesselt und sind niedergeschossen worden. Das, wovon ich spreche, ist Krieg, fairer Krieg, Mann gegen Mann.«
    »Aber doch wohl nur sehr selten. Meistens doch eher aus der Entfernung, mit Geräten wie diesen dort.«
    Alec wies kopfnickend auf ihre Armbrüste, und André zuckte mit den Achseln.
    »Vielleicht, aber hier haben doch beide Seiten die Chance zu siegen.«
    »Doch auch dann liegen am Ende Menschen in der Wüste und verrotten in der Sonne.«
    St. Clair kniff die Augen zusammen.
    »Ihr verspottet mich. Warum?«
    »Nein, Vetter, ich verspotte Euch nicht. Ich stelle nur die Dinge in Frage, die Ihr zu glauben scheint, weil ich glaube, dass Ihr sie eigentlich gar nicht glaubt.«
    St. Clair zeigte mit dem Finger auf das Gesicht seines Vetters.
    »Selbst in der Wildnis Eurer Heimat würde man das für obskur und verwirrend halten.«
    Er zog seine Satteltaschen an sich und zog ein in Stoff gewickeltes Bündel hervor, das er auszupacken begann.
    »Lasst uns etwas

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