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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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ironischen Grinsen.
    »Ach wirklich? Ihr hattet Angst, vorzutreten und den König von England als Metzger zu beschimpfen, nur weil er zufällig gerade von ein paar tausend seiner wild gewordenen Männer umringt war, die gerade mit Mordsbegeisterung ein paar tausend andere Männer abgeschlachtet haben? Wirklich, Mann, das ist ja furchtbar.«
    Sein Lächeln verschwand, und er sah sich um. Sie saßen an einem erloschenen Feuer, keine fünfzehn Schritte von Andrés Zelt entfernt. Sie waren alles andere als unter sich, denn es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Ein Mann erkannte Alec und nickte ihm im Vorübergehen zu. Alec nickte zurück und sah sich dann noch einmal um, um sich zu vergewissern, dass niemand sie beachtete, bevor er sich mit nüchterner Miene wieder an André wandte.
    »Es war das Erste, was ich gestern Abend gehört habe, als ich vom Schiff gestiegen bin. Und da das Schiff gleich kehrtgemacht hat, wird die Nachricht übermorgen auch in Zypern eintreffen. Ich habe gehört, wie der Bischof von Bayonne den Kapitän angewiesen hat, die frohe Kunde dort zu verbreiten.«
    »Was hat er denn gesagt?«
    »Dass Richard einen großen moralischen Sieg über Saladin errungen hat, indem er die Gefangenen hingerichtet hat, nachdem Saladin sein Versprechen nicht erfüllt hat. Dass er den Ungläubigen auf seinen angestammten Platz verwiesen und ihn streng dafür bestraft hat, dass er das Wahre Kreuz nicht wie vereinbart zurückgegeben hat. Alle Umstehenden teilten die Meinung des Bischofs, dass es eine bitter nötige moralische Lektion gewesen ist.«
    »Es war Mord, Alec – Mord in einer Dimension, die ich mir niemals hätte träumen lassen. Wenn es tatsächlich eine Hölle voller Feuer und Schwefel gibt, wie die Christen glauben, so hat sich Richard Plantagenet gestern einen Ehrenplatz in ihren Tiefen verdient, denn sosehr die Priester den christlichen Glauben auch verdrehen mögen, es gibt darin keine Rechtfertigung für das, was dieser Mann getan hat – derselbe Mann, der in aller Öffentlichkeit einen frommen Eid geschworen hat, dass er das Heilige Land an das Volk des sanftmütigen Erlösers zurückgeben wird.«
    Alec Sinclair nickte.
    »Euer Lehnsherr ist nicht die noble Gestalt, die er der Welt vorgaukelt, nicht wahr?«
    »Nein, das ist er nicht.«
    André zuckte hilflos mit den Achseln.
    »Nun haben wir eine andere wichtige Angelegenheit zu besprechen, doch das ist hier nicht möglich. Rundum gibt es zu viele neugierige Ohren. Bringt Eure Armbrust mit, und wir suchen uns eine Stelle, wo wir ein wenig üben können, ohne dass uns jemand stört.«
    Kurz darauf steckte St. Clair eine halbe Meile außerhalb der Lagergrenzen am Fuß einer Düne einen langen Speer in den Boden und befestigte seinen Dolch auf Augenhöhe so daran, dass sich ein Kreuz ergab. Darüber hängte er eine alte Pferdedecke, um den Umriss eines hochgewachsenen, schlanken Mannes anzudeuten, ein Eindruck, den er noch verstärkte, indem er dem Speer einen alten, gespaltenen, verrosteten Helm aufsetzte.
    Als er mit seiner Zielscheibe zufrieden war, stieg er wieder in den Sattel und ritt gemeinsam mit Alec etwa hundertzwanzig Schritte weit zurück. Dort stiegen sie ab, sattelten die Pferde ab und hängten ihnen Haferbeutel um. Als die Pferde versorgt waren, ergriffen sie ihre Armbrüste und stellten sich auf die Schusslinie, die Alec mit dem Absatz in den Sand gezeichnet hatte.
    Natürlich hatte keiner von ihnen die schwere Stahlarmbrust dabei, denn diese Waffen eigneten sich nicht zum beiläufigen Üben. Stattdessen hatten sie leichtere Armbrüste mitgebracht, die weniger Kraft und mehr Geschick erforderten. So bestand zudem eine gewisse Chance, dass sie die abgefeuerten Bolzen im Sand wiederfinden würden.
    André feuerte den ersten Schuss ab und beobachtete den Flug des Bolzens mit kritischem Blick. Als dieser vor dem Ziel zu Boden fiel, änderte er seine Haltung und versuchte es erneut. Diesmal traf der Bolzen und prallte von dem Speer ab, und er stieß einen Laut der Genugtuung aus.
    Seine Vetter zollte ihm Anerkennung für seinen Schuss, ging dann ebenfalls in Stellung und tat es Alec gleich.
    »Nun denn«, sagte André und steckte die Waffe unter seinen Arm. »Da sind wir. Wir haben beide einmal getroffen, und niemand scheint uns zu beobachten. Und selbst wenn es so wäre, würde uns niemand so nah kommen, dass er uns hören kann. Können wir jetzt also reden?«
    »Ja.«
    Sinclair wandte sich mit gesenktem Kopf ab und ging zu seinem

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