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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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schief.
    »Darüber muss ich nachdenken. Wenn mir eine Antwort einfällt, sage ich sie Euch.«
    Wieder ritten sie schweigend weiter und näherten sich jetzt der Felsenlinie an der Kante des Steinfeldes. Kurz bevor sie dieses betraten, parierte André St. Clair sein Pferd durch, und sein Vetter hielt neben ihm an.
    »Mir ist gerade ein erstaunlicher Gedanke gekommen«, sagte André, »der mir niemals eingefallen wäre, wenn Ihr mich nicht zum Nachdenken gebracht hättet. Zwei Steinfelder, sagt Ihr. Beide ähnlich und doch grundverschieden. Das eine aus der Zeit meiner Jugend ist mit vielen Erinnerungen verbunden, die beinahe schmerzhaft laut in mir widerhallen. Es ist grün, üppig und verheißungsvoll. Das andere ein fremder Ort, der keinerlei Echo in mir auslöst, ein grauer, lebloser Ort, angefüllt mit den vertrockneten Überresten vergangener Träume. Auf der einen Seite meine Kindheit in einem grünen, schönen Land. Auf der anderen Seite mein Mannesalter in einer feindseligen Realität. Zwei Wahrheiten, die einander zu gleichen scheinen. Doch nur eine davon hat noch Geltung.«
    Eine Pause verstrich, dann fragte Sinclair: »Und welche?«
    André St. Clair sah ihm direkt in die Augen.
    »Sagt Ihr es mir, Vetter, denn ich habe keine Ahnung.«
    Dann lachten sie beide auf und trieben ihre Pferde zum Weitergehen an. Es war Alec Sinclair, der nun das Wort ergriff.
    »Wir müssen immer noch festlegen, was wir als Nächstes tun. Richard hat vor, im Lauf der kommenden Woche gen Süden zu marschieren, um Jerusalem einzunehmen und Saladin endgültig zu besiegen. Die Templer werden in der Vorhut mitmarschieren. Wir müssen einen Entschluss fassen, bevor es losgeht.«
    »Das verstehe ich nicht. Die Templer bilden die Vorhut, also werden wir mit der Vorhut reiten.«
    An diesem Punkt platzte Alec der Kragen.
    »Verdammt. Es gibt keinen anderen Weg, es Euch zu sagen. Es kommt nicht heraus, wenn ich es nicht ausspucke. Als ich auf Zypern war, bin ich wie versprochen nach Famagusta gereist, um das Grab Eures Vaters aufzusuchen. Ich habe es auch ohne Schwierigkeiten gefunden und dort für seinen Seelenfrieden gebetet. Bei meiner Rückkehr nach Limassol habe ich etwas gehört, das ich nicht glauben konnte, also bin ich der Sache nachgegangen. Dort lebt ein Jude namens Aaron bar Melel. Kennt Ihr ihn?«
    »Nein, ich kenne keinen Juden dieses Namens, erst recht nicht in Limassol. Sollte ich das denn?«
    »Ja. Ein schiitischer Informant in Limassol hat mich gefragt, wie es kommt, dass sich mein Name so anders schreibt als der vertraute Name St. Clair. Als ich ihm erklärt habe, dass der verstorbene Fechtmeister mein Onkel war, wurde er ganz aufgeregt und hat mir seine Version dessen erzählt, was Eurem Vater zugestoßen ist. Ich konnte ihm nicht glauben, und so hat er mich zu diesem Aaron geschickt. Wisst Ihr noch, dass Ihr mir von der Jagd auf die Juden erzählt habt, die ein paar Tage vor Eurer Abreise aus Limassol stattgefunden hat?«
    »Aye. Sie hat mich den letzten Besuch meines Vaters gekostet.«
    »Aye. Nun, dieser Aaron gehört zu den Gejagten, er und seine ganze Familie, seine Frau, sein Sohn und seine Tochter. Sein Sohn ist dabei gestorben. Er war vierzehn Jahre alt. Doch Aaron, seine Frau Leah und seine Tochter wurden von einem fränkischen Ritter gerettet, den er Henry St. Clair nannte. Sir Henry ließ sie aus Limassol hinausschmuggeln und sie in einem Fischerdorf unterbringen, wo sie geblieben sind, bis sie hörten, dass Richard nach Outremer aufgebrochen war. Dann sind sie nach Limassol zurückgekehrt, um ihren Sohn zu betrauern und sich ein neues Leben aufzubauen. Doch irgendjemand hat Euren Vater bei Richard angeschwärzt. Entweder ist Henry dabei gesehen worden, wie er der Familie geholfen hat, oder einer seiner Untergebenen hat ihn verraten.«
    Alec sprach weiter, ohne André anzusehen.
    »Der Verräter hat genau gewusst, was er tat. Richard muss außer sich gewesen sein, als er vom Verrat Eures Vaters erfuhr. Euer Vater war inzwischen nach Famagusta aufgebrochen, und Richard hat ihm seine Schläger hinterhergeschickt, die die Anweisung hatten, es wie den zufälligen Angriff einer Gruppe von Rebellen aussehen zu lassen. Jeder hat diese Version geglaubt – doch dann haben sich die Mörder unterwegs in einem Wirtshaus betrunken und angefangen zu plaudern. Dabei hat unser Informant sie zufällig gehört.«
    Jetzt hielt er an, um zu prüfen, wie André reagierte, doch dieser ritt einfach nur weiter wie ein

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