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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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festzustellen, wer sie war. Aber dann sind die Leichen verschwunden, und nichts war mehr wie zuvor.«
    »Aber gewiss –«
    »Gewiss hätten wir später darüber sprechen sollen, war es das, was Ihr sagen wolltet? Das hätten wir auch getan, doch am nächsten Morgen waren sofort la Fourrières Leute hier, und zu diesem Zeitpunkt war André ja schon fort.«
    »Hmm …«
    De Sablé senkte den Blick auf seine Hände und richtete ihn dann wieder auf seinen Gastgeber.
    »Ich baue darauf, dass Ihr mir glaubt, wenn ich sage, dass ich nicht den Wunsch hege, das, was Ihr uns gesagt habt, in Zweifel zu ziehen, Sir Henry, aber vieles an dieser Angelegenheit beruht darauf, dass niemand eine Frau vermisst gemeldet hat. Das spricht natürlich für die Ankläger Eures Sohnes, wie Euch gewiss bewusst ist. Also muss ich Euch fragen, denn genauso werden die Ankläger Eures Sohnes argumentieren: Ist es auch nur entfernt möglich, dass es gar keine Frau gegeben hat und dass die Priester die Wahrheit sagen? Ist es nicht möglich, dass Euer Sohn, als man ihn bei der verbotenen Tat ertappt hat, in Panik geraten ist und einen Mord begangen hat, um sich selbst zu schützen? Und dann so weit gegangen ist, den Priester zu köpfen, um die wahre Natur seiner tödlichen Verletzungen zu vertuschen? Wenn dies so wäre, könnte er doch in Bezug auf die angebliche Frau gelogen haben, um seine Schuld zu verschleiern und sein Leben zu retten.«
    Richard unterbrach seinen Vasallen, indem er laut auflachte, und als de Sablé erstaunt protestierend die Augen aufriss, erhob er sich, wandte den beiden anderen Männern den Rücken zu, ging ein paar Schritte und fuhr dann wieder herum. Er stützte sich mit den Armen auf die Lehne seines Sessels.
    »Wo ist dann der Junge , Robert, der Junge, der von André behelligt wurde? Meint Ihr nicht, dieses Häuflein zu Tode verängstigter Priester würde die gesamte Grafschaft Poitou auf den Kopf stellen, um den kleinen Kerl zu finden – und nötigenfalls dazu ganz Anjou und Aquitanien –, um über jeden Zweifel erhaben dazustehen?«
    Er grinste.
    »Außerdem merkt man, dass Ihr nicht das Geringste über André St. Clair wisst. Ich schon. Ich selbst habe ihn vor drei Jahren zum Ritter geschlagen, und er war damals der herausragendste meiner Kandidaten – nicht nur in diesem einen Jahr. Ich habe ihn als ehrlichen, aufrechten, mutigen und absolut maskulinen Mann kennengelernt, und ich schwöre Euch, Robert, dass ich noch nie einem Menschen begegnet bin – oder Ihr ihm begegnen könntet –, der weniger zum Kinderschänder taugt. André ist durchaus mit Charme und verführerischen Eigenschaften gesegnet, doch diese behält er ausschließlich den Frauen vor, und an Frauen hat es ihm noch nie gemangelt. Hört also auf mit diesem Unsinn. Die Priester lügen, und ich bin mir sicher, dass dies Gott im Himmel nicht im Mindesten überrascht. Und was den fehlenden Kopf betrifft – würde er als Beweisstück angeführt, vom Scheitel bis zum Kinn von einem Bolzen durchbohrt, würde dies doch Zweifel auf die Version der Priester werfen, meint Ihr nicht auch?«
    Er blickte von einem Mann zum anderen.
    »Versteht sich das nicht von selbst? Mich würde sehr viel mehr interessieren zu hören, wie André seinen Schuss derart präzise setzen konnte. Ich schwöre, dass das kein Zufall war, denn auch wenn das Schicksal dabei mitspielen mag, welches Ziel ein Schuss trifft, braucht man großes Können und makelloses Selbstvertrauen, um so genau zu zielen. Ich selbst hätte, glaube ich, nicht zuwege gebracht, was ihm so mühelos gelungen ist. Ich muss so schnell wie möglich mit ihm sprechen.«
    Keiner der beiden Männer antwortete, obwohl Richard sie davon überzeugt hatte, dass André St. Clair der Homosexualität und damit aller Anklagen gegen ihn unschuldig war. Denn es stand außer Zweifel, wie sehr der Herzog den Charakter des jungen Mannes schätzte, und das, obwohl insgeheim bekannt war, dass Richard die Frauen mied und sich lieber mit jungen, stattlichen Männern seiner eigenen Gesinnung umgab. Dies war diejenige unter Richards Charaktereigenschaften, die St. Clair am meisten verachtete. Jetzt musste er staunend einräumen, dass er dafür dankbar war.
    Doch in dem Moment beugte sich der Herzog zu ihm hinüber und zeigte mahnend mit dem Finger auf ihn.
    »Nun denn«, sagte Richard sehr viel weniger streng, als Henry angesichts seines Stirnrunzeins erwartet hatte, »wir stimmen also überein, dass dieses Märchen der Priester ein

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