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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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erschien der Herzog in Begleitung de Sables, und beide Männer begrüßten ihren Gastgeber herzlich. Richard erkundigte sich augenblicklich, ob André schon erschienen sei. Henry bejahte die Frage und sagte, der Junge würde da sein, sobald man ihn rief. Dann führte er seine Gäste in das Vorzimmer, wo Ector, dem man bemerkenswert wenig von der halb durchwachten Nacht ansah, sie mit einem ordentlichen Frühstück erwartete, das er ihnen persönlich über einem Kohlebecken im frisch gefegten Kamin zubereitete.
    Sobald sie saßen, servierte er den drei Männern frische Omeletts aus Enteneiern, die er in einer Pfanne mit Ziegenmilch gerührt hatte, bis sie fest waren, dann gesalzen und mit frischen Pilzen und Zwiebeln gefüllt hatte. Dazu gab es frische Brötchen aus dem Ofen in der Küche. Sie vertilgten alles bis auf den letzten Krümel, und nachdem Ector den Tisch hatte abräumen lassen und das Zimmer verlassen hatte, wandte sich Richard an Sir Henry.
    »Holt André herbei und lasst uns hören, was er zu sagen hat. Doch bevor Ihr das tut, will ich Euch warnen. Wenn sich mein Verdacht bestätigt, so ist es möglich, dass Ihr Dinge hört, auf die Ihr nicht vorbereitet seid. Sollte es dazu kommen, möchte ich, dass Ihr nichts sagt, ist das klar?«
    St. Clair nickte. Es interessierte ihn nicht, worauf er der Meinung des Herzogs nach nicht vorbereitet sein könnte. Für ihn konnte nichts stärker sein als die Erleichterung, den Namen seines Sohnes reingewaschen zu sehen.
    »Das ist es, Herr.«

    »WILLKOMMEN, SIR ANDRÉ ST. CLAIR. Ihr seht älter … und reifer aus als bei unserer letzten Begegnung. Aber Ihr seid ja auch … mindestens zwei Jahre älter. Genau wie wir alle. Steht bequem.«
    Der junge Ritter legte die militärisch steife Haltung ab, in der er verharrt war, seit er zur Tür hineinmarschiert und vor dem Tisch zum Halten gekommen war, um seinen Lehnsherrn formell mit vor der Brust geballten Fäusten zu begrüßen. Er spreizte die Beine, um bequemer zu stehen, und verschränkte die Hände hinter dem Rücken, hielt den Blick aber nach wie vor respektvoll über den Kopf des Herzogs hinweg gerichtet.
    »Euer Vater hat uns von Eurem Missgeschick erzählt, und ich muss zugeben, dass ich überrascht bin, wie gesund Ihr nach zwei Monaten auf der Flucht ausseht. Ihr seht bemerkenswert gut aus.«
    Er sieht unglaublich gut aus , dachte Sir Henry, der die Veränderung der Erscheinung seines Sohnes tatsächlich kaum glauben konnte. Ihr hättet ihn noch vor einer Stunde sehen sollen .
    André hatte die stabile Holzwanne seines Vaters weidlich genutzt und sich offensichtlich mit Hilfe von Henrys kleiner Haarschere und seinem Metallspiegel im Morgenlicht des Fensters die Haare und den Bart gestutzt. Nun stand er als Ritter vor ihnen, bekleidet mit einem Kettenpanzer, über dem er den gleichen Umhang wie sein Vater trug, der auf der linken Brust mit dem Wappen der St. Clairs bestickt war. Doch er trug keine Waffen, und seine Kettenkapuze hing ihm über den Rücken, denn als angeklagter Verbrecher hatte er nicht das Recht, Waffen zu tragen, schon gar nicht in Gegenwart seines Herzogs.
    »Bemerkenswert gut«, wiederholte Richard nachdenklich. »Und bemerkenswert unschuldig für einen angeblichen Priestermörder.«
    André St. Clair zuckte nicht mit der Wimper, und Richard, der seinen Stuhl vom Tisch zurückgeschoben hatte, wies mit der Hand auf seinen Begleiter.
    »Dies ist Sir Robert de Sablé, der mit mir nach Paris unterwegs ist, wo wir mit König Philip zusammentreffen werden. Obwohl er noch so jung erscheint, ist er ein Mann von großer Klugheit und Weisheit, und er ist durch die Ausführungen Eures Vaters mit Eurer Lage vertraut … wenn ich auch nicht weiß, ob er von Eurer Unschuld überzeugt ist. Ihr dürft ihn grüßen.«
    Der junge Ritter wandte de Sablé den Kopf zu und neigte ihn respektvoll, und de Sablé erwiderte das Nicken mit ausdrucksloser Miene.
    Richard legte die langen Beine übereinander und verschränkte die Finger über seinem Knie. Dann beugte er sich vor und wandte sich leise an André.
    »Dies ist kein offizielles Gericht, Sir André. Ich möchte nur, dass Ihr mir als einer meiner Vasallen die Einzelheiten Eurer Geschichte erzählt. Und ich muss Euch gleich sagen, dass – ganz gleich, was ich persönlich glaube – die verschwundene Frau meine größte Sorge ist. Hätten wir ihre Leiche als Beweis für Eure Version, wären Eure Vorwürfe gegenüber den Priestern unwiderlegbar. Da sie jedoch nicht

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