Die Brueder des Kreuzes
und zu kämpfen.«
De Sablés Lächeln wurde breiter.
»Sie scheinen wunderbar zurechtzukommen, Herr, wie Ihr sogar selbst noch vor wenigen Augenblicken gesagt habt. Außerdem hat man mir mitgeteilt, dass die strengsten Regeln in Kriegszeiten außer Kraft gesetzt werden und man dann mehr Wert auf Kampfbereitschaft als auf die Gebete legt.«
Er wandte sich an St. Clair.
»Was meint Ihr, Sir Henry? Wird sich Euer Sohn in das Ordensleben fügen?«
»Mehr als gern, Sir Robert, denn einer seiner persönlichen Helden dient bereits bei den Tempelrittern in Outremer, und ich bin sicher, dass er alles darum geben wird, ihn dort kennenzulernen, falls der Mann noch am Leben ist.«
De Sablé zog die Augenbraue hoch.
»Ein Held? Wer könnte das sein?«
»Ein Vetter aus dem englischen Zweig unserer Familie, auch wenn die Familie seit dreißig Jahren Ländereien in Schottland besitzt. Sein Name ist Sir Alexander St. Clair; allerdings hat er ihn im Einklang mit der rauen Zunge des Nordens zu Sinclair abgeändert.«
»Und warum betrachtet Euer Sohn ihn als Helden?«
Der ältere Mann zuckte mit den Achseln und lächelte.
»Weil er nun einmal ein Held ist. Warum sonst? Alec – so nennt er sich – ist ein legendärer Kämpfer und ein Veteran des Tempels. Er hat kurz nach seiner Aufnahme in den Orden zwei Jahre bei uns gelebt, als André noch ein Junge war.«
Henry zögerte, als er de Sablés Miene sah.
»Was ist denn, Sir Robert? Habt Ihr etwa von Alec St. Clair gehört?«
De Sablés Stirnrunzeln verschwand sofort.
»Ich bin mir nicht sicher. Aber ich glaube, mich an … irgendetwas erinnern zu können. Doch warum hat er denn diese zwei Jahre hier verbracht?«
»Das müsst Ihr ihn selbst fragen, Sir Robert, wenn Ihr ihm je begegnet, denn mir war nur bekannt, dass es um Ordensangelegenheiten ging, die für Nichtmitglieder geheim waren.«
In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Sir André trat ein, um zu verkünden, dass er die Anweisungen des Herzogs überbracht hatte und sie nun ausgeführt wurden. Richard marschierte sogleich ungeduldig zur Tür und wies Sir Henry an, ihn zu begleiten. Im Gehen rief er de Sablé zu, dass er ihn in einer Viertelstunde am Haupteingang erwarten würde.
Als die beiden älteren Männer gegangen waren, standen de Sablé und der jüngere St. Clair da und musterten einander. Sir André war anzusehen, wie beklommen er sich allein mit seinem neuen Vorgesetzten fühlte. De Sablé betrachtete ihn kurz, dann nickte er ihm freundlich zu.
»Euer Vater hat mir von Eurer Freundschaft mit Euren Vetter Sir Alexander Sinclair erzählt.«
André St. Clair neigte lächelnd den Kopf.
»Ich würde es nicht als Freundschaft bezeichnen, Mylord. Wir hatten uns gegenseitig gern, doch ich war damals noch ein schlaksiger Junge, und Alec war volle zehn Jahre älter und schon ein Tempelritter. Wir haben einander seit acht Jahren nicht mehr gesehen, vielleicht sogar länger. Doch wenn Sir Alec noch lebt und sich immer noch in Outremer aufhält, wird es mir eine Ehre sein, ihn wiederzusehen und vielleicht sogar an seiner Seite zu kämpfen.«
»Dann geht Ihr also davon aus, dass Euch die Reise gen Osten Erfüllung bringen wird?«
So unschuldig diese Frage klingen mochte, St. Clair wusste, dass sie voller Mehrdeutigkeiten steckte, und er zögerte.
»Kommt her.«
André näherte sich beinahe zögernd, während er sich noch über die Aufforderung wunderte, die der unbeantworteten Frage auf dem Fuße folgte. Als ihm der andere Ritter die Hand entgegenstreckte, wäre er niedergekniet, hätte de Sablé nicht gesagt: »Nein, nehmt meine Hand.«
Das setzte dem Zögern ein Ende. André St. Clair ergriff die Hand, die ihm entgegengestreckt wurde, und als er den unverwechselbaren Händedruck spürte, reagierte er genauso und bestätigte damit wortlos seine Mitgliedschaft in der Bruderschaft.
De Sablé ließ ihn los.
»Ich hatte so ein Gefühl, aber ich hätte es eher spüren sollen«, sagte er nachdenklich. »Ich hatte vermutet, Euer Vater wäre vielleicht einer der Brüder, doch er hat nicht auf den Händedruck reag iert.«
»Nein, Sir Robert, mein Vater nicht. Aber Sir Alec .«
»Wie habt Ihr das erfahren?«
»Bei meiner eigenen Weihe natürlich. Es gab immer schon Dinge an seinem Verhalten, die mich verwundert haben, schon als Junge, und dann haben sich meine Vermutungen bestätigt.«
»Und selbst als Mitglied der Bruderschaft ist es Euch nie in den Sinn gekommen, den Tempelrittern beizutreten?«
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