Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
Vom Netzwerk:
beginnen. Mein Vater wird sich darum kümmern, Männer zu finden, die unser Anwesen verwalten, solange wir fort sind. Was glaubt Ihr, wie lange wir noch haben?«
    »Etwa einen Monat, denke ich, aber es könnte auch weniger oder sehr viel mehr sein. Richard drängt darauf, nach England überzusetzen, um seine Armee und seine Flotte in Einsatzbereitschaft zu versetzen, doch dazu bedarf er wie immer des Wohlwollens und der Mitarbeit seines Vaters, des Königs. Diese Aussicht erfüllt unseren Lehnsherrn nicht mit Jubel, obwohl ich glaube, dass sich Heinrich große Mühe geben wird, sich gutwillig zu geben, weil er es nicht abwarten kann, dass Richard England verlässt und nach Outremer aufbricht. Doch zusätzlich gären noch der ungeklärte Streit mit Philip um das Herzogtum Vexin und der Skandal um Alaïs. Auch dies muss zur Zufriedenheit aller Beteiligten geklärt werden, bevor dieser Kriegszug weiter vorangetrieben werden kann.«
    Alaïs Capet, die Schwester des Königs Philip Augustus, war seit ihrer Kindheit mit Richard Plantagenet verlobt. Mit acht Jahren hatte man sie nach England in die Obhut Heinrichs und Eleanors verschifft. Doch mit fünfzehn war sie vom Vater ihres Verlobten verführt worden, der ihr Großvater hätte sein können, und sie war seine Mätresse geblieben. Der Skandal hatte nicht viel Wirbel gemacht, denn Königin Eleanor hatte zu diesem Zeitpunkt bereits im Gefängnis gesessen, wo sie über anderthalb Jahrzehnte bleiben sollte, und niemand, am wenigsten ihr gehörnter zukünftiger Ehemann, interessierte sich groß dafür, was aus der französischen Prinzessin wurde.
    Alaïs’ Mitgift, der Grund für die seit über zehn Jahren andauernden Reibungen zwischen den beiden Königshäusern, war die reiche französische Provinz, die sich Vexin nannte und die die englische Krone als Zeichen des guten Willens vom Hause Capet erhalten hatte, als die kleine Alaïs dorthin übergesetzt war. Eigentlich hatte sie Richards älteren Bruder Heinrich heiraten sollen, doch nach dessen frühem Tod hatte man sie Richard versprochen. Ungeachtet der Tatsache, dass es sogar nach fast zwanzig Jahren noch keine Hochzeit gab, lagen die Grenzen der Provinz Vexin weniger als einen Tagesmarsch von der französischen Hauptstadt Paris entfernt. Aufgrund dieser strategischen Bedeutung wurde sie sowohl von Heinrich als auch später von Richard eifersüchtig gehütet.
    Philip hatte ihre Rückgabe an Frankreich gefordert. Als Begründung hatte er nicht ganz ungerechtfertigt angegeben, es habe keine Hochzeit gegeben, daher sei die Mitgift verfallen und sei nun das rechtmäßige Eigentum Frankreichs. Heinrich und Richard, die sich unterdessen direkt an der französischen Grenze in der Provinz Vexin eine solide Operationsbasis geschaffen hatten, hatten natürlich vehement widersprochen, hatten aber im Januar 1188 bei der Konferenz von Gisors klein beigeben müssen. Dort war es Philip mit Hilfe des Papstes gelungen, die Treuhand über die Provinz zu erlangen, bis Richard seine Abmachung erfüllte und Prinzessin Alaïs heiratete.
    De Sablé fuhr mit seinen Ausführungen fort.
    »Das könnte Tage oder auch Wochen dauern, je nachdem, wie weitgehend es den beiden gelingt, ihre Differenzen beizulegen und sich freundschaftlich darauf zu einigen, sich die Befehlsgewalt über die Armee zu teilen.«
    »Als gleichgestellte Heerführer?«
    »Wahrscheinlich, auf die eine oder andere Weise. Doch Richard ist der Soldat, Philip der Diplomat, der lieber lenkt als kämpft. Theoretisch sollte dies das Überleben der Allianz sichern, doch unter uns Brüdern möchte ich es gesagt sein lassen, dass keiner der beiden sich mit weniger als dem Oberkommando zufriedengeben wird. Momentan trägt nur Philip eine Königskrone, und die allgemeine Anerkennung dieser Tatsache dürfte ihn in seinem Stolz beschwichtigen. Doch sobald Richard König von England wird, wird sich das ändern, und Richard wird lieber sterben, bevor er auf den militärischen Ruhm des Oberkommandos verzichtet. Früher oder später werden die Funken fliegen und wahrscheinlich Brände entfachen, mit denen kein Mensch gerechnet hat. Doch das wird keinen von uns beiden betreffen.«
    De Sablé holte tief Luft.
    »Haltet Euch also in einem Monat bereit, nach England aufzubrechen, doch zuvor müsst Ihr Euch im Lauf der kommenden Woche nach Tours oder Poitiers begeben, die Bruderschaft aufsuchen und berichten, was sich hier zugetragen hat. Dann wird man Euch weitere Anweisungen erteilen. Je nach

Weitere Kostenlose Bücher