Die Brueder des Kreuzes
die Finger.
»Man wird die rebellischen, mordenden Priester festnehmen, vor Gericht stellen und hängen, und sollte einer ihrer einstmaligen Schutzherren, sei es der Baron oder der Abt, zögern, dies umgehend in die Wege zu leiten, so werde ich mit ihm und den Mordbuben kurzen Prozess machen, wie es mein Vater, der Alte Löwe, mit Becket getan hat. So wahr mir Gott helfe.«
Der bestimmte Ton des Herzogs ließ seinen Zuhörern das Blut in den Adern gefrieren.
»Ihr könnt wegtreten, Sir André«, fuhr er fort, ohne den jungen Ritter eines Blickes zu würdigen. »Ihr seid freigesprochen, und die Angelegenheit ist abgeschlossen, bis auf die letzten Details.«
Schon bevor sich Richard nun an ihn wandte, hatte sich Henry in Gedanken auf das Quid pro quo vorbereitet, das nun folgen musste. Richard Plantagenet tat niemals etwas, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und was er hier verlangen würde, war von Anfang an selbstverständlich gewesen.
»Mein Herr«, murmelte er, und sein ansteigender Tonfall verwandelte die Anrede in eine Frage.
»Aye, Henry, wie Ihr sagt, Euer Herr.«
Der Mund des Herzogs verzog sich zu einem sardonischen kleinen Grinsen.
»Eigentlich bin ich auf der Suche nach Euch hier, aber nun müsst Ihr Euch beide meinem Gefolge anschließen, wenn ich nach Outremer ziehe, denn nur so kann jede Bedrohung für das Leben Eures Sohnes null und nichtig werden. André kann nicht ungefährdet in Frankreich bleiben, wenn ich fort bin. Gewiss seht Ihr das doch ein, und Ihr ebenso, André?«
Beide Männer nickten, und Richard lächelte.
»Dann steht unser Entschluss also fest. Wir ziehen gemeinsam in den Krieg. So groß meine Macht sein mag; ich ziehe stets auch mächtige Feinde an, und diese Kirchenmänner würden einen Weg finden, Euch erneut anzuklagen und Euch im Stillen umzubringen, sobald sie in dem Glauben sind, dass ich nichts mehr davon mitbekomme. Nun denn! Henry, Ihr werdet mein Fechtmeister und Berater. Und Ihr, Sir André, werdet Euch dem Templerorden anschließen.«
»Den Templern, Herr?«, fragte André mit großen Augen. »Wie soll das gehen? Ich bin doch kein Mönch, und ich bin auch gar nicht darauf vorbereitet.«
Richard lachte humorlos auf.
»Im Moment vielleicht noch nicht – das habt Ihr uns ja gerade hinreichend verdeutlicht –, doch diese Dinge lassen sich arrangieren, und Ihr werdet Euch schon mit dem Gedanken anfreunden. Mönch oder nicht; Ihr seid auf jeden Fall ein Ritter, von meiner eigenen Hand in diesen Stand erhoben, und Ihr seid ein St. Clair aus einer Blutlinie, die einen der neun Ordensgründer hervorgebracht hat. Der Orden kann Euch weiß Gott brauchen und wird Euch herzlich unter seiner schwarzweißen Standarte willkommen heißen.«
Er richtete den Blick vom Sohn auf den Vater.
»Hört mich an; hört, was ich sage. Vor anderthalb Jahren sind an einem einzigen Tag zweihundertdreißig Tempelritter umgekommen, an einem Ort namens Hattin. Euch habe ich gestern Nacht schon von dieser Schlacht erzählt, Henry. Doch über hundert von ihnen wurden als Gefangene exekutiert, nach dem Kampf, auf ausdrücklichen Befehl Saladins. Stellt Euch das vor, meine Freunde. Dieser Mann nennt sich Sultan, der erhabene Herrscher, doch allein diese Grausamkeit verlangt, dass er stirbt wie ein Tier. Zweihundertdreißig Tempelritter an einem einzigen Tag, und fast die Hälfte von ihnen brutal ermordet, als der Kampf längst vorüber war. Und kurz darauf hat er bei der Eroberung Jerusalems noch weitere Hunderte abgeschlachtet. Und der Grund, den er für dieses Gemetzel angibt? Dass die Tempelritter die gefährlichsten Männer der Erde sind.«
Er richtete seinen Blick wieder auf André.
»Doch ganz gleich, was der Grund dafür ist, dieses Gemetzel stellt uns vor eine harte, unabänderliche Tatsache, meine Freunde: Die Tempelritter sind mehr als dezimiert, denn sie haben nicht nur einen von zehn Männern verloren, sondern fünf . Es mag ja sein, dass sie die mächtigsten und berühmtesten Kämpfer der Erde sind, die Grundfeste der Verteidigung der Christenheit in Outremer, doch selbst sie können die Verluste der letzten zwei Jahre nicht mehr verkraften. Seit den Tagen Julius Caesars gilt, dass eine Militärmacht ihre Aufgabe nicht weiter verrichten kann, wenn sie um mehr als ein Drittel ihres Bestandes reduziert worden ist.«
Wieder hielt er inne, um seine Worte auf seine Zuhörer wirken zu lassen, bevor er fortfuhr.
»Es hat im gesamten Heiligen Land zu keinem Zeitpunkt mehr als tausend
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