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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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dass ich jede Hilfe brauchen kann, die Er mir sendet. Doch wie kommt es, dass Ihr damals in Hattin überleben konntet? Mir ist zu Ohren gekommen, dass Saladin nach der Schlacht alle gefangenen Templer und Hospitalritter ermordet hat.«
    »So ist es. Ich habe sie sterben sehen und rechnete fest damit, selbst zu sterben, denn ich war schwer verwundet. Doch ich habe den Tag überlebt, weil ich unentdeckt unter den Toten gelegen habe, und nach Anbruch der Dunkelheit ist es mir gelungen, in ein Versteck zu kriechen. Ich hatte einen Pfeil in der Leiste stecken und war zu schwer verletzt, um auf Flucht hoffen zu können. Also habe ich meinen Rock ausgezogen, um nicht als Hospitalritter erkannt zu werden, und es geschafft, stattdessen einen schlichten braunen Rock überzuziehen, den ich einem Toten abgenommen hatte. Am nächsten Morgen habe ich mich gestellt. Sie haben mich gefangenen genommen, meine Wunde versorgt, mich anständig behandelt und mich schließlich gemeinsam mit vier anderen Rittern gegen Lösegeld freigelassen. Ich habe Glück gehabt.«
    Die Türen öffneten sich, und Ector trat ein, gefolgt von zwei Bediensteten, die Essen und Wein auf Tabletts herbeitrugen. Sie stellten alles auf einen der Tische und entfernten sich wieder, ohne einen der beiden Ritter angesehen zu haben. St. Clair richtete den Blick auf das Essen und dann auf Montdidier.
    »Nun, Master Montdidier, der König hatte recht. Ich würde mich gern ausführlich mit Euch unterhalten. Ihr seid der erste Mensch, der mir begegnet, der damals in Hattin tatsächlich dabei war.«
    Er erhob sich und wies auf den Tisch.
    »Esst, und wenn Ihr fertig seid, wird Euch Ector zu einer Schlafkammer führen, wo Ihr Euch ein paar Stunden ausruhen könnt. Ich werde Eure Männer in unser Kasernengebäude schicken, und wir sehen uns später wieder, denn jetzt habe ich zu tun. Wir brechen übermorgen im Morgengrauen auf. Fühlt Euch bis dahin wie zu Hause.«
    Er neigte den Kopf zum Gruß, schloss die Tür dann hinter sich und ließ den Hospitalritter mit seiner Mahlzeit allein. Doch einen Moment später war er wieder da.
    »Wie seid Ihr hierhergekommen, Sir Gautier? Auf welchem Weg?«
    Der andere Mann schluckte das Essen herunter, das er im Mund hatte.
    »Von Westen. Wir sind in La Rochelle gelandet und dann der Straße über Niort und Poitiers bis hier gefolgt.«
    St. Clair nickte.
    »Das ist der beste Weg. Viel kürzer als die Route über Nantes und Saint-Nazaire. Wie lange habt Ihr gebraucht?«
    »Von La Rochelle bis hier? Fünf Tage … heute ist der sechste. Wir haben täglich zwanzig Meilen zurückgelegt, vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang.«
    »Hmm. Nun, für den Rückweg werden wir länger brauchen. Ich werde vier Männer mitnehmen und einen Karren für meine Habseligkeiten. Wir müssen uns also der Geschwindigkeit des Karrens anpassen. Wenn wir Glück haben, schaffen wir fünfzehn Meilen am Tag.«
    »Sieben Tage also.«
    »Aye, nicht länger. Was glaubt Ihr, wie lange wir auf ein Schiff warten müssen?«
    »Gar nicht. Das Schiff, das mich hergebracht hat, wartet dort auf uns. Es wartet noch vierzehn Tage in La Rochelle auf uns, und wenn wir bis dahin nicht dort sind, wird es ohne uns fahren. Man wird dann davon ausgehen, dass wir umgekommen sind.«
    »Ich verstehe. Dann beeilen wir uns besser und tun, was wir können, um am Leben zu bleiben.«
    St. Clair nickte, als sei er mit sich selbst einer Meinung, und entfernte sich wieder.

    DER WIND war vor etwa einer halben Stunde plötzlich abgeflaut.
    Henry St. Clair stand auf der Heckplattform des Schiffes, das ihn und seine Männer aus La Rochelle nach England brachte. Er beugte sich über die Steuerbordreling und spähte in das Wasser hinunter. Er stand breitbeinig da, die Knie leicht gebeugt, um die unvorhersehbaren Bewegungen des Schiffsdecks abzufangen, und sein rechter Ellbogen war um ein Tau gehakt, das wie eine Eisenstange gespannt war und zur Takelage hinaufführte. Ohne sich vom Schlingern des Decks unter seinen Füßen stören zu lassen, beugte er sich fasziniert vor und reckte den Hals, um in das schäumende Wasser zu sehen. Manchmal schien es ihm so nah zu sein, dass er nur die Hand auszustrecken brauchte, um die Oberfläche zu berühren, dann wiederum sackte es in Sekundenschnelle nach unten und entblößte die ganze Bordwand, bis das Heck vollständig aus dem Wasser ragte und dort kurz verweilte. Dann neigte sich das Schiff nach vorn und stürzte den Wellenhang hinunter, bis es mit dem Bug in

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