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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Sonne durch eine Lücke, die zunehmend größer wurde. Die Seeleute hatten die Ruder bemannt und kamen gegen die deutlich kleineren Wellen gut voran. Außerdem nahm er dankbar zur Kenntnis, dass das Deck unter seinen Füßen zu trocknen begann.
    Niemand schenkte den beiden Rittern die geringste Beachtung, als sie sich nun dem Steuermann näherten und in Richtung des Bugs blickten. Sie setzten sich nebeneinander auf zwei große Bündel, die aussahen wie Netze und so weit vom Steuermann entfernt lagen, dass sie sich ungehört unterhalten konnten.
    »Das Letzte, was Ihr gestern vor dem Ausbruch des Sturms zu mir gesagt habt, war, dass sich die Könige, die uns ins Heilige Land führen werden, auf einiges gefasst machen müssen, was ihnen nicht gefallen wird. Was meint Ihr damit?«
    Montdidiers Miene wurde nüchtern.
    »Genau das, was ich gesagt habe. Die Armee, die sich gerade in Britannien und in Frankreich sammelt, ist gar keine Armee. Sie ist eine Ansammlung von Bruchstücken – Splitterfraktionen und Cliquen –, die alle ihre eigenen Anführer haben, die wiederum ihre eigenen Ziele verfolgen und vor allem ihren persönlichen Vorteil im Blick haben. Doch man muss sie alle, Könige, Prinzen, Herzöge, Grafen, alle i rgendwie und notfalls mit Gewalt dazu bringen, sich mit den Gegebenheiten des Landes auseinanderzusetzen, in das sie unterwegs sind. Und mit den Tatsachen, die sie dort erwarten werden. Ich habe mit den meisten von ihnen gesprochen und ihnen gesagt, was ich zu wissen glaube und was ich mit eigenen Augen gesehen habe, doch Richard Plantagenet war der Einzige von ihnen, der sich dazu herabgelassen hat, mir zuzuhören. Die anderen wollten es nicht hören. Sie haben ihre eigenen fehlgeleiteten Überzeugungen.«
    Als der Hospitalritter verstummte, hakte St. Clair nach.
    »Und sie sind … wovon überzeugt? Ich könnte es, glaube ich, erraten, doch sagt es mir trotzdem. Was glauben sie?«
    »Dummes Zeug.«
    Montdidier ließ die Hand an seinen Gürtel sinken und zog einen Dolch mit einer langen, schmalen Klinge hervor, mit dessen Spitze er sich die Fingernägel zu reinigen begann.
    »Und? Was ist das für dummes Zeug?«
    Montdidiers Miene hatte sich verfinstert, doch dann richtete er sich auf, holte tief Luft, atmete heftig wieder aus, und sein wütendes Stirnrunzeln verschwand.
    »Warum bin ich eigentlich wütend auf Euch, könnt Ihr mir das erklären? Ihr habt doch gar nichts mit alldem zu tun … zumindest noch nicht. Doch man wird Euch hineinziehen, glaubt es mir.«
    Er schob das Messer wieder in seine Scheide und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Sie glauben alle, dass dieser Krieg genau wie alle anderen Konflikte, die sie erlebt haben, von Reiterkriegern gewonnen werden wird.«
    »Und Ihr möchtet sie von diesem Glauben abbringen?«
    »Natürlich möchte ich das, denn ich möchte, dass sie die Moslemarmeen vernichten und überleben. Sie müssen einsehen, wie sehr sie sich irren – sie müssen nicht nur ihre Meinung ändern, sondern obendrein ihre Methoden und ihre Kampftaktiken. Wenn sie das nicht tun, werden sie alle schnell und sinnlos sterben. In diesem Krieg ist alles anders. All die sogenannten Kriege, von denen sie reden, Kriege, die von Rittern auf Pferden gewonnen wurden, haben hier in der Christenwelt stattgefunden, und es sind kleine Scharmützel gewesen, unbedeutende Streitereien zwischen gierigen Baronen und ihren Gegenspielern.«
    Er wandte den Kopf zur Seite, um St. Clair direkt anzusehen.
    »Einen Krieg, wie er in Palästina gegen die Moslems und gegen Salad in tobt, hat es noch nie gegeben . Glaubt es mir, Sir Henry. Dieser Krieg spielt sich in einer anderen Welt ab, wo die Regeln der Kriegsführung, wie wir sie gelernt haben, keine Gültigkeit haben. Ihr seid noch nie in Outremer gewesen, oder?«
    »Nein. Meine Verpflichtungen gegenüber Herzogin Eleanor haben mich hier festgehalten, als ich hätte gehen können, und bis jetzt hat sich nie eine andere Gelegenheit ergeben.«
    »Aye, das dachte ich mir. Nun, glaubt mir, wenn ich Euch sage, dass Outremer mit der Welt, wie Ihr sie kennt, nichts gemeinsam hat. Ihr habt es vorhin das Heilige Land genannt, doch Gott selbst weiß, dass es nichts Heiliges an sich hat. Es ist eine Welt, die diese Menschen, die sich heutzutage Feldherrn schimpfen, niemals verstehen werden und die sie sich erst recht nicht vorstellen können. Sie sind alle zu jung, um sich an die Lehren unserer ersten beiden Expeditionen zu erinnern, und zu arrogant und dumm,

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