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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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zwar geschafft, doch es waren wenige gegenüber Horden, und sie sind alle schnell gefallen. Unsere gesamte Infanterie ließ man fast zwölftausend Mann stark geradewegs zwischen den Formationen der Sarazenen hindurchmarschieren. Es war dieselbe Methode – sie sind einfach beiseitegetreten und haben unsere Männer kampflos passieren lassen, um ihnen dann zu folgen und sie auf ihrem Weg zum See einen nach dem anderen niederzustrecken. Keiner von ihnen hat überlebt.«
    Nun schlich sich wieder unterdrückte Wut in Montdidiers Worte.
    »Und das ist alles, was es über Hattin zu sagen gibt: Wir haben hilflos auf unseren Pferden gesessen und uns herunterschießen lassen. Wir wurden überlistet, wir waren in der Unterzahl, und der Feind war klüger – unsere Heeresführung war angesichts der Überlegenheit des Feindes vollkommen ohnmächtig. Es war kein glorreicher Tag für die Christenheit.«
    Er wandte das Gesicht ab und spuckte angewidert ins Wasser.
    »Habe ich Heeresführung gesagt? Hah! Möge Gott mir verzeihen, aber ich habe schon bessere Anführer unter Ratten gesehen als an jenem Tag in Hattin. Arroganz, Dummheit, Torheit und Hochmut habe ich reichlich gesehen, doch fähige Anführer? Gott steh uns beim nächsten Mal bei, wenn wir wirklich so töricht sind, noch einmal dort hinzugehen.«
    »Wollt Ihr damit sagen, dass es beim nächsten Mal wieder genauso sein könnte?«
    Montdidier musterte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Zweifelt Ihr etwa daran? Was hat sich denn seitdem geändert? Die arroganten alten Kämpen wie de Ridefort gibt es nicht mehr, doch wir haben noch bedeutungslosere Narren an ihre Stelle gesetzt. Ich schwöre Euch, Master St. Clair, wenn wir in diesem Krieg wieder genauso in die Schlacht reiten, mit derselben arroganten Gewissheit der Überlegenheit, wird uns Saladin auf dieselbe Weise entgegentreten, und es wird wieder genauso ausgehen … Das ist der Grund, warum man den Königen deutlich machen muss, dass Veränderung nottut.«
    St. Clair öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder, und der Hospitalritter wartete.
    »Gibt es –?«
    Henry räusperte sich hustend.
    »Ich muss Euch eine Frage stellen, um meines eigenen Seelenfriedens willen. Gibt es … besteht die Möglichkeit, dass die Niederlage von Hattin nur ein militärischer Zufall war? Hätte die Schlacht anders ausgehen können, wenn sich die Armeen an einem anderen Ort begegnet wären, an einem anderen Tag?«
    Sein Gegenüber schüttelte kurz und bestimmt den Kopf.
    »Das bezweifle ich. Vielleicht wäre die Schlacht unwesentlich anders verlaufen, doch ihr Ausgang wäre derselbe gewesen. Am Tag nach der Schlacht, am fünften Juli, als sich die Sarazenenärzte um meine Wunden gekümmert haben, hat sich die belagerte Stadt Tiberias ergeben – wenig überraschend, könnte man sagen, da die Bürger tags zuvor das Blutbad von ihren Mauerzinnen mit angesehen hatten, und weitere fünf Tage später, am zehnten des Monats, ist Acre gefallen. Und dann hat Saladins Armee in rascher Folge erst Nablus eingenommen, dann Jaffa, Toron, Sidon, Beirut und Ascalon. Lauter gut befestigte Städte. Danach waren nur noch der Hafen von Tyrus und die Stadt Jerusalem in christlicher Hand. Im September ist Jerusalem dann an Saladin gefallen. Nichts davon ist Zufall gewesen.«
    »Aye …«
    St. Clair erhob sich und rieb sich die Augen. Gautier wartete ab, um ihm Zeit zum Nachdenken zu lassen. Schließlich sprach St. Clair weiter.
    »Ich bin kein König. Doch von heute an werde ich hinter Euch stehen.«
    Dann trat er an die Steuerbordreling und starrte wortlos zum fernen Horizont hinaus.
    Der Hospitalritter blieb noch einen Moment, wo er war, und betrachtete St. Clairs Rücken. Dann ging er davon.

    »IN GOTTES NAMEN, HENRY, sprecht deutlich mit mir! Wenn ich auf verschleierte Hinweise und Rätsel aus wäre, würde ich einen Priester rufen. Ihr seid mein wichtigster Kriegsberater, also verlange ich offene Worte von Euch, kein unverständliches Gemurmel. Ihr habt heute Morgen gesehen, wie wir unsere Armee nach Outremer transportieren wollen, doch Ihr habt bis jetzt noch kein Wort darüber gesagt, was wir zu tun haben, wenn wir dort angelangt sind und Saladin und seinen Muselmanen gegenübertreten. Wie sollen wir diese Aufgabe auf neuen Wegen angehen, ohne das gleiche Schicksal zu erleiden wie Guido von Lusignan und die Armee des Königreichs Jerusalem? Verdammt, Mann, ich brauche Euren Rat, bevor ich mit den anderen spreche. Philip von

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