Die Brueder des Kreuzes
überall spontane Beifallsbekundungen auszulösen.
Wie immer, wenn er sich unter seine Soldaten mischte, ritt der König heute so gut wie allein. Er verzichtete auf eine Eskorte und ließ sich nur von zwei Rittern begleiten, die zu seiner Rechten und seiner Linken ritten, gefolgt von zwei Knappen. Einer von diesen trug das königliche Schwert mit dem goldenen Knauf und der edelsteinverzierten Scheide, der andere den flachen Stahlhelm des Königs, auf dessen polierter Kante ein schmaler goldener Kronreif saß. Richards Kopf war entblößt, denn er hatte sich die Kapuze seines Kettenhemdes über den Rücken gehängt, und sein langes, rotgoldenes Haar wehte im Wind. Er trug einen herrlichen Umhang aus rotem, goldbesticktem Samt, unter dem diesmal der weiße Rock mit dem roten Kreuz des Heiligen Kriegers zu sehen war, nicht die Standarte des heiligen Georg, die er normalerweise auf der Brust trug – drei schlanke goldene Löwen auf rotem Grund. Unter dem Rock trug er seine volle Rüstung, und sein linker Arm wurde von seinem Kampfschild verdeckt, auf dem ein schwarzer Löwe auf leuchtend rotem Grund abgebildet war.
Für seine Männer und für die Allgemeinheit war Richard Plantagenet der Kriegerkönig in Person. Doch Henry hatte nur einen kurzen Blick für ihn übrig, der ihm sagte, dass Richard bei bester Laune war.
Danach wichen seine Augen nicht mehr von dem Ritter, der zur Rechten des Königs ritt – sein eigener Sohn, Sir André St. Clair. Er hatte auf Andrés Rückkehr gehofft, da dieser nun als ständiger Bote zwischen dem Flottenführer de Sablé und dem König diente. Henry hatte ihn vor Monaten zuletzt gesehen, und selbst aus dieser Entfernung war sein erster Gedanke, dass der Junge älter aussah – älter und reifer, genau wie es sein sollte, und glücklich und unbesorgt, was noch besser war.
Außerdem stellte er fest, dass sein Sohn nach wie vor seinen eigenen Ritterumhang mit dem St.-Clair-Wappen trug, was bedeutete, dass André noch nicht in die Reihen der Templer aufgenommen worden war. Einen Moment lang wurde St. Clair von Stolz auf seinen Sohn überwältigt, mit der Vorfreude auf das schlichte Vergnügen, mit ihm zusammenzusitzen, seine Stimme zu hören und seiner Meinung zu lauschen. Er spürte, wie ihm ein Kloß in die Kehle stieg, und schluckte ihn dankbar herunter. Dann befreite er sein Gesicht von jedem Ausdruck und trieb sein Pferd voran.
Richard sah ihn kommen und begrüßte ihn schon aus einiger Entfernung mit einem Ausruf. Obwohl Henry die Worte des Königs nicht verstehen konnte, schloss er aus dessen ausladender Geste in Andrés Richtung, dass ihn Richard darauf aufmerksam machen wollte, dass er so weitsichtig gewesen war, seinen Sohn mitzubringen. Henry winkte zurück, brachte sein Pferd zum Stehen und stieg ab, um zu warten, bis ihn der König und seine Männer erreichten. Dann trat er vor und hob die geballte Faust an seine linke Brust, um seinem Lehnsherrn zu salutieren. Doch Richard starrte über seinen Kopf hinweg, denn seine sprunghafte Aufmerksamkeit war schon wieder auf irgendetwas gelenkt worden, das sich hinter Henrys Rücken ereignete.
Henry wartete geduldig weiter darauf, angesprochen zu werden. Einige Sekunden lang geschah gar nichts, doch dann senkte Richard den Blick auf ihn und lächelte ihn an.
»Henry St. Clair, alter Freund. Verzeiht mir meine Unaufmerksamkeit und meine schlechten Manieren. Ich wollte Euch nicht ignorieren, doch ich dachte, ich hätte jemanden gesehen, den ich hier nicht erwartet hätte.«
Sein Blick huschte wieder fort, richtete sich dann aber wieder auf Henry.
»Doch das spielt keine Rolle. Wir sitzen schon den ganzen Tag im Sattel und bedürfen der Entspannung … und der Abwechslung.«
Er hob seinen Schildarm und machte sich mit der freien Hand daran, die Schnalle zu öffnen, die seinen Umhang festhielt.
»Tomkin. Nehmt das, rasch.«
Einer der jungen Knappen trat eilig vor, um dem Monarchen Schild und Umhang abzunehmen. Unterdessen sprach Richard weiter.
»Ihr seht gesund und munter aus, Henry, und ich höre von überall, dass Ihr hier ausgezeichnete Arbeit geleistet habt. Ah!«
Er stellte sich in die Steigbügel und richtete sich gerade auf.
»Ich weiß noch, dass ich Euch versprochen habe, Euch bei unserer nächsten Begegnung von meiner Krönung zu erzählen … und gewiss könnt Ihr es kaum abwarten, alles darüber zu hören.«
Er sah sich um, bemerkte die Mienen seiner Begleiter und lachte.
»Nun, mein Freund, wenn das so ist,
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