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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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zwang Will mit einem lähmenden Hieb gegen seinen gepolsterten Oberschenkel in die Knie, und dem jungen Mann blieb nichts anderes übrig als sich zu ergeben, als Richard ihm das Ende seines Kampfstabes ins Genick drückte.
    Die Zuschauer brachen in wilden Beifall aus, als Richard seinem vernichteten Gegner dann grinsend und ritterlich wieder auf die Beine half. Dabei gab er sich den Anschein, als ginge ihm die Luft aus und als hätte er die Grenzen seiner Kraft fast erreicht. Doch als er Will dann aus dem Kampfrund schob, winkte er sogleich dem zweiten Mann, ihm gegenüberzutreten.
    Diese Runde war kürzer und weniger spannend als die erste, vielleicht, weil Richard so viel Siegessicherheit ausstrahlte, vielleicht aber auch, weil der zweite Bogenschütze seine Bestürzung über das gerade Gesehene nicht verheimlichen konnte.
    Ganz gleich, warum, jedenfalls lag der zweite Mann bereits Sekunden nach dem Beginn der Runde flach auf dem Rücken, weil es ihm nicht gelang, die drei Hiebe vorauszusehen oder zu parieren, die ihn unmittelbar nacheinander trafen und ihn bewusstlos schlugen.
    Der dritte Mann trat langsam und besonnen vor. Seine Haltung war aufrecht; nur seine Knie waren kaum merklich gebeugt. Er hielt sich den Kampfstab mit beiden Händen vor die Brust und sah Richard an, die Augen fast zu Schlitzen zusammengekniffen. Richard erwiderte seinen Blick in aller Seelenruhe. Er selbst hielt den Kampfstab senkrecht in einer Hand und hatte ihn an seine Schulter gelehnt.
    Sir Henry wusste bereits, dass der dritte Mann Falkenauge genannt wurde, und als er jetzt seine Miene betrachtete, konnte er verstehen, woher der Name kam. Falkenauge hatte in der Tat etwas von einem Raubvogel, Seine tief sitzende Haarlinie bildete in der Mitte seiner Stirn eine Spitze; er hatte eine lange, schmale Hakennase und große schwarze Pupillen unter geraden, dünnen, schwarzen Augenbrauen.
    Bei diesen beiden Kontrahenten gab es keine Rangeleien um die Ausgangsposition. Sie stellten sich einander gegenüber auf und atmeten tief durch. Beide verzichteten auf jeden Vorstoß und begnügten sich zunächst damit, sich einen Eindruck von ihrem Gegner zu verschaffen.
    Während die Sekunden verstrichen, senkte sich Stille über die Zuschauer. Henrys Pferd stampfte unwillig mit dem Huf, weil es von einem Insekt gebissen wurde, doch er zwang es zur Ruhe und zum Stillstand.
    Bis zu diesem Moment hatten sich die Kämpfer nicht bewegt, doch als wäre der stampfende Huf des Pferdes ein Signal gewesen, stürzten die beiden Männer aufeinander zu. Das Stakkato ihrer hölzernen Kampfstäbe erfüllte die Luft, und sie bedrängten einander gnadenlos. Jeder versuchte, die Abwehr des anderen zu durchbrechen. Dann sprang der Mann namens Falkenauge zwischen zwei Hieben zurück und landete in der Hocke, um sogleich wieder vorzupreschen und seinen Gegner genau in der Sekunde zu erwischen, als dieser ihm nachsetzte.
    Henry konnte den Zusammenprall ihrer Körper geradezu spüren, doch Falkenauge hatte die Fliehkraft und das Element der Überraschung auf seiner Seite, und Richard stolperte rückwärts und verlor das Gleichgewicht. Weil er mit einem Fuß auf dem unebenen Boden stolperte, stürzte der König mit voller Wucht zu Boden. Er landete mit weit ausgebreiteten Armen auf Rücken und Schultern und verlor den schweren Kampfstab.
    Der Sieg gehörte Falkenauge, dessen war sich jeder sicher, und doch zögerte Falkenauge in dem Moment, als er dies begriff. Es war kaum mehr als ein Wimpernschlag, doch Henry sah es genauso deutlich wie sämtliche anderen Zuschauer.
    Eine Sekunde lang erinnerte sich der Mann namens Falkenauge daran, wen er da im Begriff war zu besiegen; dann fasste er sich wieder und setzte sich in Bewegung, um ihm den Rest zu geben.
    Doch es war schon zu spät. In jenem Bruchteil einer Sekunde hatte Richard, der Meister des Unmöglichen, die Knie an die Brust gezogen und ausgeholt, um mit einer mächtigen Bewegung aufzuspringen und sich wieder in Kampfposition zu bringen. Es war eine eindrucksvolle Demonstration seines körperlichen Vermögens – doch bevor er das Gleichgewicht vollständig zurückerlangen konnte, prallte er mit dem angreifenden Falkenauge zusammen.
    Richard dachte blitzartig um. Er packte Falkenauge mit beiden Händen am Hals seiner Rüstung, schob ihm den Fuß in den Schritt und warf sich wieder auf den Rücken. Dabei riss er den Bogenschützen mit sich, um ihn mit einem mächtigen Stoß seines Beins von sich zu stoßen, sodass er hoch

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