Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
Vom Netzwerk:
mit einem Wink seines Zeigefingers.
    »Ihr, Ihr und Ihr, kämpfen wir. Einer von Euch anderen kann mir einen Kampfstab leihen, dann beginnen wir.«
    Der bevorstehende Kampf sprach sich schnell herum, denn es war bekannt, dass sich der König gern mit seinen Soldaten maß, und noch bevor er seinem Gegner zur ersten Runde gegenübertrat, waren sie von einer Zuschauermenge so dicht umdrängt, dass die neun verbleibenden Schützen einen Kordon bilden mussten, um sie abzuschirmen und die Schaulustigen so weit zurückzudrängen, dass ihnen Platz zum Kämpfen blieb. Doch auch dies reichte nicht aus, um das Gedränge im Zaum zu halten. Schon boxten sich die Zuschauer in den hinteren Reihen durch, um besser sehen zu können, und drängten die anderen wieder nach vorn, sodass Sir Henry »Freiwillige« rekrutieren musste, um die Menge zurückzuhalten.
    Die erste Runde begann harmlos. Die beiden Männer umkreisten einander, hielten ihre Kampfstäbe bereit und ließen den jeweiligen Gegner nicht aus den Augen. Jeder wartete auf ein noch so kleines Signal für den Angriff, und keinem von ihnen entging das geringste Detail der Körperhaltung oder der Miene des anderen. Der Soldat, ein hochgewachsener, breitschultriger Junge namens Will, von dem St. Clair geschworen hätte, dass er noch keine zwanzig war, hatte die kräftigen Arme und Handgelenke eines Langbogenschützen und schien nicht davon beeindruckt, dass er dem König im Zweikampf gegenüberstand. Er verhielt sich souverän und kühl und machte beileibe keinen eingeschüchterten Eindruck, während er Richards Bewegungen tänzerisch folgte, die Knie leicht gebeugt, um zum Sprung bereit zu sein.
    Es überraschte Henry nicht, dass es Richard war, der den ersten Vorstoß unternahm. Er machte einen Satz nach rechts, und der Kampfstab in seiner Hand verschwamm plötzlich zu einem Wirbel heftiger Bewegung, unterbrochen von gezielten, brutalen Hieben, die seinem Gegner die Knochen gebrochen hätten, hätte dieser sie nicht jedes Mal mit seiner Waffe abgefangen. Viele andere Männer wären wahrscheinlich zurückgewichen, doch der junge Bogenschütze blieb standhaft und konterte mit scheinbar mühelosen Paraden, bis Richard plötzlich innehielt und zurücksprang. Der junge Mann setzte ihm augenblicklich nach und ließ ihm keine Zeit zum Atemholen, und jetzt war es Richard, der in die Defensive gehen und sogar weiter zurückweichen musste. Dann gewann er durch eine kluge Finte die Oberhand zurück und hätte seinen Gegner sogar mit einem Hieb seiner Rückhand fast entwaffnet, doch Will wich mit einer geschickten Drehung aus. Eine Sekunde lang sah es so aus, als würde dies das Ende des Kampfes bedeuten, denn in der Drehung war Wills Rücken Richards nächstem, gewaltigem Hieb ungeschützt ausgesetzt. Doch er war zu schnell, und bevor Richard zuschlagen konnte, war Will außerhalb seiner Reichweite. Statt ihn mit voller Wucht zwischen den Schultern zu treffen, streifte dessen Hieb nur die Polsterung an Wills Rücken und verpuffte dann am Boden, sodass sich der junge Mann wieder sammeln konnte.
    Danach schien keiner der beiden mehr ein Risiko eingehen zu wollen, und eine Zeit lang war keiner dem anderen überlegen. Doch das konnte Richard nicht lange angehen lassen – nicht vor den kritischen Augen seiner eigenen Männer. Er täuschte nach rechts ab, sprang nach links und hieb erneut mit der Rückhand zu, um seinen Gegner zu überraschen. Doch der Bogenschütze fing seinen Vorstoß ab und schlug dem König mit Schwung den Kampfstab aus den Händen.
    Die Zuschauer stöhnten überrascht auf, ließen aber unverzüglich Beifallsgeheul folgen.
    Obwohl er entwaffnet – und verblüfft – war, ließ er seinem Gegner keine Zeit, seinen Vorteil auszunutzen. Er stürzte sich mit einem Kopfsprung auf seine am Boden liegende Waffe, und Will war gezwungen, beiseitezutreten, als der König unter seinen Armen hindurch nach dem Kampfstab griff und im Fluss derselben Bewegung wieder aufsprang.
    Henry musste sich ein überraschtes Geräusch und ein bewunderndes Lächeln verkneifen, denn genauso kannte er Richard Plantagenet – als Mann der spontanen, unberechenbaren und hochintelligenten Tat. Solche Schachzüge waren der Grund dafür, dass er bei Soldaten aller Ränge so beliebt war; eine so unerwartete und gleichzeitig so gezielte Vorgehensweise, dass sich noch niemand – einschließlich seines Gegners – von seiner Überraschung erholt hatte, als der König seinen nächsten Angriff startete.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher