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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Werft wieder hinaus in die Südsee.
    Draußen lag ein großes Schiff und wartete. Ron fuhr in einiger Entfernung ahnungslos daran vorbei und stellte nur fest, daß auf Deck ein Hubschrauber stand. Es muß doch verflucht reiche Leute auf Tahiti geben, dachte er. Oder ist's ein arabischer Scheich, der sich ausnahmsweise mal hier herumtreibt und nicht zwischen Marbella und Monte Carlo? Er stellte die Motoren auf halbe Fahrt, peilte den Kurs an, gab ihn in den Autopiloten ein und stieg zu Tama'Olu an Deck.
    »Das also war Papeete, mein Schatz«, sagte er. »Hat es dir gefallen?«
    »Sehr«, antwortete sie, weil sie glaubte, Ron würde das gern hören.
    »Du lügst!« Ron hob den Finger. »Engel dürfen nicht lügen.«
    »Ich freue mich, daß wir zurückfahren nach Tonu'Ata«, gestand Tama'Olu da. »Ich freue mich, mit dir wieder allein zu sein. Ich freue mich, meine Brüder, die Schwestern, Vater und Mutter wiederzusehen. Alles ist so laut in der anderen Welt.«
    Sie blickte an sich hinunter. Sie trug eine lange, dünne weiße Hose und darüber eine weite kostbare Seidenbluse mit einem Blumenmuster. »Muß ich das jetzt anlassen, Ovaku?«
    »Du siehst bezaubernd aus, vor allem in dem Abendkleid.«
    »Muß ich es anziehen bei uns im Haus?«
    »Du kannst anziehen, was du willst, mein Liebling. Alles, was dir gefällt …«
    »Wirklich?«
    »Aber ja!«
    Sie jauchzte auf, warf die Arme hoch und drehte sich mehrmals um die eigene Achse. Dann zog sie die Bluse aus, schleuderte die Schuhe von den Füßen und machte ein paar übermutige Tanzschritte.
    »So ist es schön, Ovaku!«, rief sie. »So wie früher. Das andere war wie eine Fessel, eng, zusammengeschnürt. Muß man auf so hohen Absätzen balancieren?«
    »Nein.«
    »Warum soll ich es dann tun, Ovaku?« wollte sie wissen.
    »Weil du dann noch schöner aussiehst, mein Engel.«
    »Ist Schönheit da draußen in deiner Welt so wichtig?«
    »Ja. Es ist verrückt und doch wahr: Schönheit öffnet alle Türen.«
    »Bei uns sind alle Türen offen.«
    »Das ist ja auch das Paradies.«
    »Dann ist die ganze andere Welt die Hölle, ja?«
    »Vielleicht. Die wenigsten Menschen denken darüber nach. Sie wollen es auch gar nicht so genau wissen.«
    »Dann machen wir es so, Ovaku«, schlug Tama'Olu vor und drückte die Seidenbluse fest an die Brust. »Im Paradies trage ich das hier …« Sie streckte den Arm mit der Bluse von sich und stand da in herrlicher Nacktheit. »Und ich mache mich schön, wenn wir wieder in die Hölle gehen. Wo sind wir jetzt, Ovaku? Noch in der Hölle?«
    »Nein, auf dem Weg ins Paradies.« Er griff nach ihren Händen und küßte sie so, wie es Bouchet getan hatte. »Unsere nächste Reise geht nach Telekitonga.«
    »Was wollen wir dort? Auch einkaufen?«
    »Nein. Heiraten.«
    Er zog sie an sich, so heftig, daß sie das Gleichgewicht verloren und auf die Planken fielen. Sie rollten, eng umschlungen über das Deck und lachten. Lachten wie zwei übermütige Kinder.
    Die ›Roi de Tahiti‹ rauschte hinter der ›Paradies‹ her – mit der gleichen Geschwindigkeit, aber mit einem Abstand, bei dem sie mit bloßen Augen nicht erkennbar war. Nur auf dem Radarbild war sie deutlich zu sehen, und das genügte.
    Auch Ron sah auf seinem Schirm das andere Schiff, aber er dachte sich nichts dabei. Nur Pandelli, der neben dem Kapitän auf der Brücke stand, wurde unruhig, wenn er Edwards aus den Augen verlor.
    »Gehen Sie doch näher ran!« forderte er ungeduldig. »Wenn wir ihn verlieren, werden Sie Ihr Leben lang nicht mehr froh, das garantiere ich Ihnen.«
    »Wir haben ihn im Radar, das genügt«, erklärte der Kapitän.
    »Ihnen! Ich gehe auf Sicherheit.«
    »Radar ist sicher«, sagte der Kapitän stur. Er war ein Mischling, Vater Franzose, Mutter Tahitianerin. Er war so rasch nicht aus der Ruhe zu bringen.
    Die ›Roi de Tahiti‹ gehörte einer Chartergesellschaft, die das Schiff an Millionäre vermietete, die wichtige Kunden zu einer Fahrt in die Südsee einluden, meist eine Woche lang, denn dann war das Geschäft gemacht und die Verträge waren unterschrieben. Dabei halfen auch ausgesucht hübsche Mädchen mit Blütenkränzen im Haar. Dementsprechend waren auch die Kabinen eingerichtet, schalldichte Liebesnester, in denen den meist biederen Geschäftsleuten Hören und Sehen verging.
    Dem Kapitän war es gleichgültig, wen er über das Meer fuhr, er bekam seinen Lohn und 10 Prozent vom Bordumsatz. Er verdiente gut, und da lohnte es sich, nichts zu sehen, nichts zu

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