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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dünne, auf heißen Steinen gebackene Fladen. Ein Tonkrug mit Fruchtsaft stand daneben.
    »Malo e lelei ki he pongipongi ni …«, sagte sie und nickte ihm zu. Ron ahnte, daß es so etwas wie ›Guten Morgen‹ hieß. Er bemerkte, daß sie ein anderes Wickelkleid trug als gestern, rot gefärbt und mit weißen Strichen bemalt.
    »Du bist verdammt schön«, sagte er. »Aber sieh mich nicht so verführerisch an. Ich bin kein Mann für dich. Bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit verschwinde ich von hier. – Wir haben also gar keine Zeit, uns näherzukommen. Außerdem habe ich nicht die geringste Lust, von deinen Stammesbrüdern aufgespießt zu werden. Das ist keine Frau der Welt wert.«
    Er setzte sich auf das Bett, nahm einen Fladen, brach das noch warme Gebäck in einzelne Stücke und begann zu essen.
    Das Mädchen sah ihm zu, als sei er ein exotisches Tier, dem sie Futter gebracht hatte.
    Ron hatte gerade die zweite saftige, säuerlich schmeckende Frucht gegessen, als Fatahefi Tápana in die Hütte kam, an der Tür stehenblieb und sich auf seinen Speer stützte. Er sagte etwas, dem Klange nach war es nichts Freundliches. Ron hob die Hände und schüttelte den Kopf.
    »Sie war bereits hier, als ich aufwachte«, beteuerte er. »Ich habe sie nicht zu mir gelockt – wenn es das ist, was dich aufregt. Und wenn sie deine Tochter ist, dann paß besser auf sie auf.« Er wischte sich über das Gesicht und merkte, daß ihm der Schweiß auf der Stirn stand. »Du lieber Himmel, wie mache ich dir klar, daß ich so schnell wie möglich von hier verschwinden will und nicht das geringste Interesse an einem Flirt habe! Es muß doch einen Weg geben, von hier fortzukommen! Ihr lebt schließlich nicht auf einem anderen Stern.«
    Tápana zeigte nach draußen, winkte Ron, mitzukommen, und verließ wieder die Hütte.
    Das Mädchen erhob sich nun auch und nahm das Holzbrett mit den Früchten und der Kanne auf. Die langen schwarzen Haare fielen wie ein Schleier über ihre nackten Schultern, das Wickelkleid rutschte etwas tiefer, und Ron sah den Ansatz ihrer Brüste, als sie ihr Haar mit einer lässigen Bewegung nach hinten schleuderte.
    Du mußt hier weg, bevor du unvernünftig wirst, dachte er, erschrocken von dem Drang, sie an sich zu ziehen. Was ist denn mit dir los, du Idiot? Die Welt wimmelt von schönen Frauen, und ausgerechnet auf einer Insel, die keiner kennt, willst du den Kopf verlieren? Oder willst du etwa hierbleiben bei diesen Menschen? Willst du ihre Einsamkeit teilen? Wenn nicht, dann zeig gefälligst kein Interesse an diesem schwarzen Engel.
    Er trat ins Freie, blinzelte in das helle Licht, blickte über die grünschimmernde Lagune und wünschte sich, jetzt hineinspringen und schwimmen zu können. Aber Tápana wartete auf ihn. Es war bestimmt nicht klug, ihn wütend zu machen.
    Während Ron an der Seite des Häuptlings zum Dorf ging, blickte er sich verstohlen nach allen Seiten um. Er sah nur die Frauen und Kinder, aber keine Männer, die bewaffnet auf ihn warteten. Als er die an Land gezogenen Auslegerboote entdeckte, blieb Ron stehen und zeigte auf die buntbemalten Kanus.
    »Ich –«, sagte er, tippte an seine Brust und zeigte auf die Boote –, »ich will ein Boot. Ich bezahle es gut.« Er rieb Daumen und Zeigefinger aneinander und hoffte, daß Tápana ihn verstand.
    Wie blöd bist du eigentlich? dachte er im gleichen Augenblick. Was sollen diese Menschen hier mit Geld anfangen, kennen sie überhaupt irgendeine Währung? Wann war zuletzt ein Mensch aus der zivilisierten Welt bei ihnen? Vor fünfunddreißig Jahren … Pater Richards?
    Tápana sah Ron mit ernstem Blick an und schüttelte dann den Kopf. Er ging voraus in sein großes Haus, deutete an, Ron möge warten, kam nach kurzer Zeit zurück und überreichte ihm eine ausgebleichte, mit Flicken übersäte, ehemals blaue Hose, ein weißes Hemd voller Stockflecken, ein Paar rissige Schuhe und eine bodenlange, ehemals weiße, jetzt gelbliche Soutane. Tápana hielt die Sachen vor Ron hin, als seien sie das wertvollste Geschenk, das man ihm machen konnte.
    Pater Richards Kleidung! Sie haben ihn nackt begraben, dachte Ron schaudernd. Sie haben seine Sachen aufgehoben und damit ungeahnt eine Reliquie geschaffen. Und jetzt soll ich die Kleider anziehen, ausgerechnet ich, der an allem zweifelt, was aus Priestermund kommt? Tápana, das kann ich nicht, das will ich nicht … wenn ich das anziehe, wird meine Haut brennen, als ginge ich durch Brennessel!
    Tápana sah ihn

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