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Die Bücher und das Paradies

Die Bücher und das Paradies

Titel: Die Bücher und das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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sehr wenig mit dem Verlauf meiner Geschichte
    zu tun haben (stelle ich mir vor), aber wenn ich es nicht
    täte, könnte ich nicht erzählen.
    Im Foucaultschen Pendel lasse ich die beiden Verlage Manuzio und Garamond in zwei verschiedenen, aber an
    der Rückseite aneinanderstoßenden Gebäuden residieren,
    zwischen denen es einen Durchgang mit einer Mattglastür
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    und drei Stufen gibt. Ich habe lange berechnet, wie dieser
    Durchgang zwischen zwei Gebäuden in der Mailänder
    Innenstadt beschaffen sein könnte und ob es da einen
    Niveauunterschied zu bedenken gab, wozu ich mehrere
    Pläne gezeichnet habe. Der Leser steigt jene drei Stufen
    hinauf, ohne sie zu beachten (glaube ich), aber für mich
    waren sie fundamental.
    Manchmal habe ich mich gefragt, ob es wirklich nötig
    war, meine Welt so detailliert zu entwerfen, wenn diese
    Einzelheiten dann später in der Erzählung gar nicht
    hervortraten. Aber ich brauchte sie wohl, um mich mit
    dem Ambiente vertraut zu machen. Im übrigen hat mir
    einmal jemand erzählt, daß Luchino Visconti, wenn in
    einem seiner Filme zwei Personen von einer Schatulle
    voller Juwelen sprechen sollten, darauf bestand, daß sich
    echte Juwelen in der Schatulle befanden, auch wenn sie
    gar nicht geöffnet wurde, da sonst die Personen nicht
    glaubwürdig gewesen wären – das heißt, die Schauspieler
    mit weniger Überzeugung gespielt hätten.
    So hatte ich für den Namen der Rose alle Mönche der
    Abtei gezeichnet. Ich hatte sie fast alle mit Bart
    gezeichnet, obwohl ich keineswegs sicher war, daß die
    Benediktiner zu jener Zeit Bärte trugen (die Frage wurde
    dann bei den Dreharbeiten für den Film zu einem
    philologischen Problem, das Jean-Jacques Annaud mit
    Hilfe mehrerer wissenschaftlicher Berater lösen mußte).
    Man beachte, daß im Roman nirgendwo gesagt wird, ob es
    jene Bärte gibt oder nicht. Aber ich brauchte sie, um mir
    meine Personen vorstellen zu können, während ich sie
    reden und handeln ließ, sonst hätte ich nicht gewußt, was
    sie sagen sollten.
    Für das Foucaultsche Pendel habe ich viele Abende bis zur Schließung im Pariser Conservatoire des Arts et
    Metiers verbracht, wo einige der wichtigsten Szenen des
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    Romans spielen. Um von den Templern sprechen zu
    können, bin ich in den Forèt d’Orient in der Nähe von
    Troyes gefahren, wo es Reste von ihrer Ordensburg gibt
    (auf die dann im Roman nur mit ein paar kurzen Worten
    angespielt wird). Um Casaubons nächtlichen Gang durch
    Paris zu beschreiben, vom Conservatoire zur Place des
    Vosges und dann bis zum Eiffelturm, bin ich mehrere
    Male nachts zwischen zwei und drei Uhr mit einem
    Taschenrecorder durch die Straßen gelaufen und habe
    alles auf Band gesprochen, was ich sah, um nicht die
    Straßennamen und die Kreuzungen zu verwechseln. Für
    die Insel des vorigen Tages bin ich natürlich in die Südsee gereist, genau zu der geographischen Position, von der ich
    erzähle, um die Farben des Meeres, des Himmels, der
    Fische und der Korallen an den verschiedenen Tageszeiten
    zu sehen. Aber ich habe auch zwei bis drei Jahre über
    Zeichnungen und Modellen von Schiffen der Epoche
    gearbeitet, um zu wissen, wie groß eine Kabine oder ein
    Verschlag im Unterdeck sein konnte und wie man von der
    einen zum anderen gelangte.
    Als mich kürzlich ein ausländischer Verleger fragte, ob
    es nicht sinnvoll wäre, dem Roman einen Aufriß des
    Schiffes beizugeben, ähnlich dem Plan der Abtei auf dem
    Vorsatzblatt von Der Name der Rose , drohte ich ihm mit meinem Anwalt. Im Namen der Rose wollte ich, daß der
    Leser genau begriff, wie die Umgebung beschaffen war, in
    der Insel des vorigen Tages wollte ich, daß der Leser sich verirrte und sich nicht mehr zurechtfand in dem kleinen
    Labyrinth jenes Schiffes, das immer neue Überraschungen
    bereithielt. Doch um von einem dunklen, Ungewissen,
    zwischen Traum und Wachen und Alkoholrausch erlebten
    Raum erzählen zu können und dem Leser den Kopf zu
    verwirren, mußte ich den Kopf vollkommen klar haben
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    und mich beim Schreiben immer auf einen millimeter-
    genau berechneten Bauplan des Schiffes beziehen.
    Von der Welt zum Stil
    Ist die Welt einmal entworfen, ergeben sich die Worte von
    selbst und sind (wenn alles gutgeht) genau die richtigen
    für diese Welt und das, was in ihr geschieht. Deshalb folgt
    der Stil im Namen der Rose dem der mittelalterlichen
    Chronisten, die – immer gleichbleibend – präzise, getreu,
    naiv und staunend erzählten, gelegentlich auch platt

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