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Die Bücher und das Paradies

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Titel: Die Bücher und das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Lippincott’s Monthly Magazine enthält. In deutschen Übersetzungen, die dem Erstdruck folgen, wie die von Christine Koschel und Inge v. Weidenbaum in der Werkausgabe von Rainer Gruenter, Hanser 1970, oder die von Jörg W.
    Rademacher, Eichborn 2000, sind dieses und die
    folgenden Zitate daher nicht zu finden (A. d. Ü.).
    102
    Ich glaube nicht, daß ich heiraten werde, ich bin zu verliebt [aber dies sagt Dorian, vom Meister verdorben].
    Diejenigen, die nur einmal im Leben lieben, sind die wirklich
    Oberflächlichen.
    Die Tragödien der anderen haben immer etwas Erbärmliches.
    Wenn ein Mann etwas besonders Dummes tut, handelt er stets aus den edelsten Motiven.6
    Wir sind in Zwietracht mit uns selbst, wenn wir gezwungen sind, in Eintracht mit den anderen zu sein.
    Ein Mann kann mit jeder Frau glücklich sein, solange er sie
    nicht hebt. Ich fechte niemals die Taten an, nur die Worte. Besser schön sein als gut sein.7 Häßlichkeit ist eine der sieben
    Todtugenden. Grundlage jedes Skandals ist eine unmoralische
    Gewißheit. Die einzigen Menschen, deren Meinungen ich jetzt mit Respekt anhöre, sind viel jünger als ich.
    Nur die Oberflächlichen urteilen nicht nach dem Schein. Es ist ungeheuerlich, wie die Leute heutzutage herumlaufen und hinter unserem Rücken Dinge sagen, die absolut wahr sind.
    Der einzige Unterschied zwischen einer Laune und einer lebens-
    langen Leidenschaft ist, daß die Laune etwas länger andauert.

Man kann Lord Henry auch nicht die Erfindung einiger
    schöner Paradoxa absprechen, etwa:
    Meine Freunde wähle ich wegen ihrer Schönheit aus, meine
    Bekannten wegen ihres guten Charakters und meine Feinde wegen
    ihrer Intelligenz.
    Amerikanische Mädchen verbergen ihre Eltern so geschickt wie
    englische Frauen ihre Vergangenheit.

    6 Dies kehrt den Gemeinplatz um, daß Schönes und Gutes aus edlen Motiven getan wird, aber es läßt sich auch so umkehren: Wenn ein Mann etwas besonders Edles tut, handelt er stets aus den
    dümmsten Motiven.
    7 Dies kehrt zwar einen Gemeinplatz um, aber es geht weiter mit:
    »Doch niemand anerkennt bereitwilliger als ich, daß es besser ist, gut zu sein, als häßlich zu sein«, womit es auf einen Gemeinplatz rekurriert, der banaler nicht sein kann, von der Sorte, die unsere TV-Talkmaster lieben: »Lieber schön, reich und gesund als
    häßlich, arm und krank.«
    103
    Die Philanthropen verlieren jeden Sinn für Humanität. Das ist
    ihr Erkennungszeichen.
    Rohe Gewalt kann ich tolerieren, aber rohe Vernunft ist
    unerträglich.
    Wagners Musik gefällt mir mehr als jede andere. Sie ist so laut, daß man die ganze Zeit reden kann, ohne daß jemand hört, was
    man sagt.
    Wenn man sich verliebt, beginnt man stets damit, sich selbst zu täuschen, und endet stets damit, die anderen zu täuschen.
    Eine grande passion ist das Privileg derer, die nichts zu tun haben.
    Die Frauen wecken in uns den Wunsch, Meisterwerke zu
    schaffen, um uns dann ständig daran zu hindern, sie auszuführen.
    Wer nicht zögert, einen Spaten einen Spaten zu nennen, sollte
    gezwungen sein, ihn zu benutzen.
    Häufiger sind die Paradoxe Lord Henrys jedoch kanzeri-
    sierbare Aphorismen (Kanzerisierungen wie immer von
    mir):
    Die Sünde ist der einzige Farbtupfer, der dem modernen Leben
    geblieben ist.
    Die Tugend ist der einzige Farbtupfer, der dem modernen Leben geblieben ist.
    Die Menschheit nimmt sich zu ernst. Das ist die Erbsünde der
    Welt. Wäre der Höhlenbewohner fähig gewesen zu lachen, hätte
    die Geschichte einen anderen Lauf genommen.
    Die Menschheit nimmt sich zu wenig ernst. Das ist die Erbsünde der Welt. Wäre der Höhlenbewohner fähig gewesen, sich das
    Lachen zu verkneifen, hätte die Geschichte einen anderen Lauf genommen.
    Die Frauen verkörpern den Sieg der Materie über den Geist, so
    wie die Männer den Sieg des Geistes über die Moral verkörpern.
    Die Männer verkörpern den Sieg der Materie über den Geist, so wie die Frauen den Sieg des Geistes über die Moral verkörpern.
    Die Wahrheit ist, daß im Dorian Gray die Seichtheit
    Lord Wottons in Szene gesetzt und zugleich denunziert
    wird. Über ihn wird gesagt: »Hör ihm nicht zu, meine
    Liebe … Er redet nie ernsthaft.« Über ihn sagt der Autor:
    104
    »Er spielte mit der Idee und versteifte sich immer mehr
    darauf; er warf sie in die Luft und verwandelte sie, ließ sie
    entkommen und fing sie wieder ein, machte sie schillernd
    vor Phantasie und geflügelt mit dem Paradox … Er spürte,
    daß Dorian Grays Augen ihn

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