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Die Bücher und das Paradies

Die Bücher und das Paradies

Titel: Die Bücher und das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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rhetorische Inkontinenz), nicht eine philosophische Passion.
    Auf einen Aphorismus hätte Wilde allerdings geschworen, und darauf hat er im Grunde sein Leben gesetzt: »Alle
    Kunst ist gänzlich nutzlos.«
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    A portrait of the artist as a bachelor1
    Vermutlich bin ich der am wenigsten geeignete Festredner
    für eine Feier zum Gedenken der Verleihung des Bachelor
    of Arts an Joyce, hatte es doch in einem Artikel des St.
    Stephen’s Magazine von 1901 geheißen, Joyce sei durch die Ideen aus Italien verdorben worden. Aber nicht ich war
    es, der diese Gedenkfeier gewünscht hat, die
    Verantwortung trägt das University College. Was den
    Titel meines Vortrags angeht, so ist mein intertextuelles
    Spiel kein besonders geistreiches, aber ich bin ja auch nur
    ein playboy of the southern world.
    Dennoch fühle ich mich durch den gewählten Titel ein
    wenig beengt: Ich hätte gern auch von jenen Zeiten
    gesprochen, als Jim auf dem Clongowes Wood College
    sein Alter mit »I am half past six« angab. Aber schweifen
    wir nicht ab und befassen wir uns mit Joyce in seiner
    Eigenschaft als bachelor.
    Vermutlich wissen Sie alle, daß bachelor in vielen
    zeitgenössischen Studien über Semantik ein magisches
    Wort geworden ist, das sich von einem Autor zum anderen
    weitervererbt als schlagendes Beispiel für einen
    mehrdeutigen Begriff, der mindestens vier verschiedene
    Bedeutungen hat. Ein bachelor ist a) ein noch unverheirateter junger Mann, b) ein angehender Ritter im Dienst

    1 Vortrag am 31. Oktober 1991 im Dubliner University College zum Jahrestag der Verleihung des Bachelor of Arts an James Joyce. Die englische Fassung ist erschienen in Umberto Eco und Liberato
    Santoro Brienza, Talking of Joyce , Dublin, University College Dublin Press, 1998.
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    eines älteren, c) ein Träger des niedrigsten akademischen
    Grades und d) eine männliche Robbe, die in der Paarungs-
    zeit noch kein Weibchen gefunden hat. Roman Jakobson
    hat jedoch darauf hingewiesen, daß diese vier Homonyme
    trotz ihrer Bedeutungsunterschiede einen gemeinsamen
    Grundsinn von Unvollständigkeit oder zumindest Unfer-
    tigkeit haben. Ein bachelor ist somit in jedem Fall einer, der noch nicht zur vollen Reife gelangt ist. Der junge
    Mann ist noch kein Gatte und reifer Familienvater, der
    Knappe ist noch nicht zum Ritter geschlagen, der BA ist
    noch kein PhD, und die arme männliche Robbe hat noch
    nicht die Freuden der Liebe entdeckt.
    Zu der Zeit, als unser Jim das University College verließ,
    war er noch ein unvollständiger Joyce, insofern er noch
    nicht jene Werke geschrieben hatte, ohne die Joyce nur ein
    arroganter Debütant geblieben wäre. Allerdings möchte
    ich hier herausstellen, daß Jim am Ende seiner Studien
    nicht so unfertig war, wie man glauben möchte, und daß es
    gerade jene Jahre waren, in denen er mit seinen ersten
    Schreibversuchen sehr klar die Richtungen eingeschlagen
    hatte, die er dann in reifem Alter weiterverfolgen sollte.
    Er hatte seine Studien 1898 damit begonnen, daß er
    Englisch bei Pater O’Neill lernte, einem leidenschaftlichen
    Parteigänger der Bacon-Shakespeare-Kontroverse, Italie-
    nisch bei Pater Ghezzi und Französisch bei Edouard
    Cadic. Es war die Epoche der neothomistischen Studien,
    jener, die oft den kürzesten Weg zu einem Mißverständnis
    des Aquinaten weisen, aber sicherlich hatte Jim im
    College, noch vor den Aufzeichnungen im Pola und im
    Paris Notebook , etwas von Thomas verstanden. Hatte er
    doch zu Stanislaus gesagt, Thomas von Aquin sei ein sehr
    komplexer Denker, denn was er sage, gleiche genau dem,
    was die gewöhnlichen Leute sagen oder gern sagen
    würden – und das heißt für mich, daß er sehr viel, wenn
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    nicht alles von der thomistischen Philosophie verstanden
    hatte.
    In seinem Vortrag Drama and Life , den er am 20. Januar 1900 vor der Literary and Historical Society des University College hielt, kündigte Joyce die Poetik der Dubliners an: »Dennoch glaube ich, daß der tristen Monotonie des
    Daseins Teile vom Drama des Lebens abzugewinnen sind.
    Auch der größte Gemeinplatz, auch der Abgestorbenste
    unter den Lebenden kann eine Rolle in diesem großen
    Drama spielen.«
    In seinem Aufsatz Ibsen’s New Drama , den er am
    1. April 1900 in der Fortnightly Review veröffentlichte, können wir jenen Grundgedanken der Unpersönlichkeit
    des Künstlers erkennen, den wir im Portrait wiederfinden werden. Ibsen betrachte sein dramatisches Werk, schreibt
    der 18jährige Joyce, »in

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