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Die Bücher und das Paradies

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Titel: Die Bücher und das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Mann zerlegen in
    »männliches menschliches Wesen« und das Signifikat
    Rose in »Blume mit fleischigen Blättern«, man kann Ideen miteinander verketten, um andere Ideen zu interpretieren,
    aber man kann nicht darunter gehen.
    Wir könnten sagen, die Arbeit am Signifikanten operiert
    auf der subatomischen Ebene, die an den Signifikaten mit
    nicht weiter zerlegbaren Atomen, um sie zu neuen
    Molekülen zu kombinieren.
    Borges hat diese zweite Wahl getroffen, die nicht
    diejenige von Joyce war, aber ebenso rigoros und absolut,
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    und hat sie ebenso bis an die Grenzen des Möglichen und
    Denkbaren getrieben. Und dafür hat er sich Lehrer
    gesucht, die er auch nennt (und hier zeigt sich, daß die
    scheinbar ausgefallenen Namen, die ich vorhin zitiert
    habe, nicht ungerechtfertigt waren). Einer davon war
    Raimundus Lullus mit seiner Ars Magna , in der Borges zu Recht den Vorläufer der modernen Computerwissenschaft
    sah. Der andere, weniger bekannte, war der englische
    Bischof John Wilkins, der in seinem Essay towards a Real
    Character von 1668 jene vollkommene Sprache zu
    realisieren versuchte, die Mersenne, Guldin und anderen
    Autoren seines Jahrhunderts vorschwebte, nur daß Wilkins
    nicht Buchstaben ohne Bedeutung kombinieren wollte, um
    jedem Individuum einen Namen zuzuweisen, sondern er
    wollte das kombinieren, was er und andere real
    characters , »reale Buchstaben« na nnten, Schriftzeichen nach Art der chinesischen Ideogramme, in denen jedes
    elementare Zeichen einer Idee entspricht, so daß, wenn
    man diese Zeichen kombinierte, um die Dinge zu
    benennen, in dem solcherart entstandenen Namen das
    Wesen des Benannten zum Vorschein kommen sollte.
    Das Projekt konnte nicht funktionieren, und das habe ich
    in meinem Buch Die Suche nach der vollkommenen
    Sprache 6 zu erklären versucht. Aber das Umwerfende an der Geschichte ist, daß Borges nicht Wilkins selbst
    gelesen, sondern bloß Informationen aus zweiter Hand
    durch die Encyclopaedia Britannica und einige andere
    Bücher bekommen hatte, wie er in seinem Essay »Die
    analytische Sprache von John Wilkins« ( Otras
    Inquisitiones 7) bekennt, aber daß er trotzdem in der Lage 6 München, C. H. Beck, 1994, 3. rev. Aufl. 1995 (A. d. Ü.).
    7 Dt. Inquisitionen , Werke in 20 Bänden, Bd. 7, Hanser 1992
    (A. d. Ü.).
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    war, den Kern seines Denkens besser zu resümieren und
    die Schwächen seines Projekts besser zu erkennen als
    viele andere Forscher, die ihr Leben damit verbrachten,
    den enormen Folianten von 1668 zu studieren. Mehr noch,
    bei seiner Beschäftigung mit Wilkins’ Ideen bemerkte
    Borges auch einige Gemeinsamkeiten zwischen ihm und
    anderen Denkern des 17.
    Jahrhunderts, die sich das
    Problem der Buchstabenkombinatorik gestellt hatten.
    Aus seiner Beschäftigung mit anderen Universal- und
    Geheimsprachen wußte Borges sehr gut, daß Wilkins’
    Projekt unmöglich war, denn es setzte eine kritische
    Sichtung aller Gegenstände der Welt und der Ideen, auf
    die sie verweisen, sowie ein einheitliches Ordnungs-
    kriterium unserer Ideen-Atome voraus. Und das ist es,
    woran sämtliche Utopisten scheitern, die nach einer
    Universalsprache streben. Aber sehen wir uns an, welchen
    Schluß Borges aus dieser Überlegung zieht.
    Nachdem er einmal erkannt und festgestellt hat, daß es
    niemals möglich sein wird, zu einer einheitlichen
    Klassifikation des Universums zu gelangen, wendet sich
    Borges fasziniert dem genau entgegengesetzten Projekt zu:
    dem Niederreißen und Vervielfältigen der Klassifika-
    tionen. Es ist gerade sein Essay über Wilkins, der das
    berühmte Zitat jener unwahrscheinlichen chinesischen
    Enzyklopädie enthält ( Himmlischer Wortschatz wohl-
    tätiger Erkenntnisse : Tiere sind einzuteilen in a) dem Kaiser gehörende, b) einbalsamierte, c) gezähmte, d) Milch-
    schweine, e) Sirenen usw.), in der wir das bewunderns-
    werte Modell einer vollkommen inkongruenten und
    kriterienlosen Klassifizierung finden (das dann auch
    Michel Foucault am Anfang seiner Ordnung der Dinge
    inspirieren sollte).
    Die Folgerung, die Borges nun aus dem Scheitern aller
    Klassifizierungsbemühungen zieht, lautet: Wir wissen
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    nicht, was das Universum ist. Ja, er sagt sogar, »man darf
    vermuten, daß es kein Universum im organischen,
    vereinigenden Sinne dieses anspruchsvollen Wortes gibt«.
    Doch gleich darauf bemerkt er:
    »Die Unmöglichkeit, in das göttliche Schema des
    Universums einzudringen, kann uns gleichwohl nicht
    davon abbringen, menschliche

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