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Die Bücher und das Paradies

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Titel: Die Bücher und das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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der
    symbolischen Formen den Begriff verwendet, nichts mit
    dem zu tun, was wir darunter verstehen. Bei Cassirer
    handelt es sich um eine kulturtheoretische Version des
    Kantischen Transzendentalismus, und eine symbolische
    Form ist sogar die euklidische Geometrie, in der wir das
    Gefühl des Unendlichen und des Unentscheidbaren nur
    längs der Flucht jener Parallelen verspüren, die uns das
    euklidische Parallelenaxiom in einer alethiologisch
    unentscheidbaren Weise verspricht.
    Wir könnten uns an eine vernünftige Entscheidung
    halten, die im übrigen zu einer Vielzahl von Alltags-
    erfahrungen paßt: Das Symbol ist gleichsetzbar mit der
    Existenz zweiter Bedeutungsschichten, die es in jeder
    Sprache gibt. Dies ist der Weg, den Todorov in seinem
    Buch über das Symbol gewählt hat. Aber wenn wir das
    Symbol mit jeder Instanz einer zweiten Bedeutung
    identifizieren, geraten wir in Gefahr, einige voneinander
    sehr verschiedene Phänomene zu verwechseln.
    182
    So gibt es zwei Bedeutungsschichten in der doppel-
    sinnigen Rede, deren klassisches Beispiel das Rätsel ist.
    Aber strukturiert sind diese beiden Schichten, oft auf der
    Basis verräterischer Homonymien, nach zwei klar defi-
    nierbaren und zweifelsfrei aufspürbaren Isotopien. Der
    Doppelsinn muß wie eine kodierte Nachricht dechiffriert
    werden, aber wenn das einmal geschehen ist, hat man
    unbestreitbar und ohne Vorbehalt zwei Bedeutungen.
    Nicht zur Ordnung des Symbolischen gehört die Meta-
    pher. Sie kann für vielerlei Interpretationen offen sein, sie
    kann sich sozusagen auf der Linie der zweiten oder dritten
    Isotopie, die sie erzeugt, fortsetzen. Aber es gibt Regeln
    für ihre Interpretation: Wenn Dante von unserem Planeten
    sagt, er sei »das Beet, das uns so wild macht«4, kann das
    tausend poetische Folgerungen nahelegen, aber es wird
    niemanden überzeugen, wenn es von allen geteilte
    kulturelle Konventionen gibt, nach welchen die Erde ein
    Ort des Friedens und Wohlgefallens ist. Im übrigen gehöre
    ich noch immer zu denen, die das erste Signal für
    metaphorischen Gebrauch in der Tatsache sehen, daß der
    metaphorische Ausdruck, wenn man ihn wörtlich nimmt,
    entweder falsch oder bizarr oder sinnlos klingt (die Erde
    ist kein Beet). Anders verhält es sich meines Erachtens
    beim symbolischen Modus, der, wie wir sehen werden,
    sein Sinnpotential gerade hinter dem täuschenden
    Anschein einer unerklärbaren Offensichtlichkeit verbirgt.
    Erst recht nicht zur Ordnung des Symbolischen gehört
    die Allegorie, ein erweiterter Doppelsinn, der sich nicht
    auf Homonymie gründet, sondern auf eine fast heraldische
    Kodifizierung bestimmter Bilder.

    4 l’aiuola che ci fa tanto feroci: Par. XXII, 151 (A. d. Ü.).
    183
    Die moderne westliche Tradition ist inzwischen
    gewohnt, zwischen Allegorie und Symbolik zu unter-
    scheiden, aber diese Unterscheidung ist relativ späten
    Datums, sie hat sich erst seit der Romantik durchgesetzt,
    in jedem Fall mit den berühmten Aphorismen von Goethe
    ( Maximen und Reflexionen ):
    Die Allegorie verwandelt die Erscheinung in einen Begriff, den Begriff in ein Bild, doch so, daß der Begriff im Bilde immer noch begrenzt und vollständig zu halten und zu haben und an demselben auszusprechen sei (749).
    Die Symbolik verwandelt die Erscheinung in Idee, die Idee in
    ein Bild, und so, daß die Idee im Bild immer unendlich wirksam und unerreichbar bleibt und, selbst in allen Sprachen
    ausgesprochen, doch unaussprechlich bliebe (759).
    Es ist ein großer Unterschied, ob der Dichter zum Allgemeinen
    das Besondere sucht oder im Besondern das Allgemeine schaut.
    Aus jener Art entsteht Allegorie, wo das Besondere nur als
    Beispiel, als Exempel des Allgemeinen gilt; die letztere aber ist eigentlich die Natur der Poesie; sie spricht ein Besonderes aus, ohne ans Allgemeine zu denken oder darauf hinzuweisen. Wer nun dieses Besondere lebendig faßt, erhält zugleich das Allgemeine mit, ohne es gewahr zu werden, oder erst spät (279).
    Das ist die wahre Symbolik, wo das Besondere das
    Allgemeinere repräsentiert, nicht als Traum und Schatten, sondern als lebendig-augenblickliche Offenbarung des Unerforschlichen
    (314).
    In Antike und Mittelalter wurden dagegen »Symbol«
    und »Allegorie« als Synonyme verstanden. Die Beispiele
    reichen von Philon von Alexandria bis zu Grammatikern
    wie Demetrios, von Clemens von Alexandria bis zu
    Hippolytos von Rom, von Porphyrios bis zum Pseudo-
    Dionysius Areopagita, von Plotin bis Jamblichos, bei
    denen

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