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Die Buecherfluesterin

Die Buecherfluesterin

Titel: Die Buecherfluesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anjali Banerjee
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bin ich hier durch die Natur gewandert, aber das ist schon lange her.«
    » Wir sollten das einmal zusammen tun«, antwortet er. » Seit meiner Rückkehr habe ich nur wenig gesehen. Ich war zu beschäftigt. Es war schon immer mein Traum, hier eine Klinik für Bedürftige zu eröffnen.«
    » Das ist eine wundervolle Idee.« Vielleicht ist er ja ein wenig wie sein Vater.
    Er rutscht seinen Stuhl um den Tisch herum neben mich, und ehe ich es verhindern kann, beugt er sich vor, um mich zu küssen. Seine Lippen sind fest und fordernd, und ich werde in eine Welt prickelnder Begierde entführt.
    Eine schmerzliche Sehnsucht breitet sich in mir aus, doch ich befreie mich unter Aufbringen all meiner Willenskraft aus seinen Armen.
    » Ich kann nicht«, stoße ich hervor, schiebe meinen Stuhl zurück und stehe auf. Meine Lippen prickeln. Mein Körper ist mit Licht erfüllt, als seien unzählige Sterne in mir aufgegangen.
    » Warum nicht?« Seine Augen sind halb geschlossen, seine Miene ist entspannt.
    Jede Faser meines Körpers möchte nachgeben, aber es geht nicht. » Ich bin… noch nicht so weit.«
    » Ich kann warten.«
    » Vielleicht wartest du ja für immer.« Ich hebe meinen inneren Schutzschild und habe Roberts Bild vor mir. Auch er hat mir einmal den Atem geraubt.
    » Mag sein, dass ich für immer Zeit habe«, sagt Connor. Langsam und offensichtlich widerstrebend erhebt er sich und steuert auf die Tür zur Treppe zu.
    Enttäuschung ergreift mich. » Ich begleite dich nach unten. Lass mich nur rasch meine Schuhe anziehen.«
    » Das musst du nicht. Ich finde allein hinaus. Allerdings haben wir gerade erst angefangen…«
    » Ich brauche einfach nur Zeit, Connor.« Mein Herz ist hermetisch abgeriegelt.
    » Nimm dir alle Zeit der Welt. Doch vergiss nicht, dass man manchmal ins kalte Wasser springen, ein Risiko eingehen und mit beiden Händen zugreifen muss, und wenn es nur für einen Tag ist.«
    Im nächsten Augenblick ist er verschwunden.

Kapitel 28

    I
ch werde dich für immer lieben«, flüsterte Robert in unseren Flitterwochen auf Maui. Seine Stimme strich über meine Haut wie ein tropisches Aphrodisiakum. Ich lag, den Rücken an ihn geschmiegt und seine Arme um mich geschlungen, in einer zwischen zwei Palmen gespannten, sanft schaukelnden Hängematte. Vielleicht würden wir den ganzen Tag hier verbringen.
    Wir hatten eine lichtdurchflutete Hütte am Strand gemietet, und ich konnte kaum glauben, dass dieses Paradies nur uns beiden gehörte und dass es außer uns auf der Welt keine anderen Menschen gab.
    » Ich liebe dich für immer und einen Tag.« Ich schloss die Augen und spürte Robs Brust an meinem Rücken und seinen Herzschlag. Mein Kopf lehnte an seiner Schulter. Sand schabte leicht an meiner Haut. Die nach Salz und Seetang riechende Meeresbrise mischte sich mit den Düften von Robs Schweiß und Kokos-Sonnenmilch.
    » Für immer und zwei Tage«, erwiderte er.
    » Drei.«
    » Unendlich.«
    » Unendlich plus eins.«
    » Nein, ich meine wirkliche Liebe«, sagte er, als müsse er sich selbst überzeugen. Inzwischen frage ich mich, ob er sich tatsächlich bemühte zu begreifen, was Liebe bedeutete und wo ihre Grenzen lagen.
    » Ich meine auch wirkliche Liebe«, entgegnete ich.
    Er flocht die Finger in meine und strich mir mit dem Daumen über die Handfläche. » Selbst wenn ich eine Glatze kriege? Wenn ich zur Tür schlurfen muss, und wenn die Bandscheiben nicht mehr mitmachen?«
    » Dann schlurfen wir eben gemeinsam.«
    » Und wenn ich jede Nacht mein Gebiss in ein Wasserglas lege?«
    » Dein Dad hat gesagt, er hätte noch alle Zähne– während der Hochzeitsfeier, beim Essen, weißt du noch?«
    Als Rob lachte, spürte ich, wie sein Körper erbebte. » Keine Ahnung, wie er auf dieses Thema gekommen ist. Mein Dad ist ein echter Witzbold.«
    » Deine Mom ist auch klasse. Ihre Rede bei der Hochzeit hat mir sehr gut gefallen. Dass sie einen Sohn hergeben und dafür die Tochter bekommen würde, die sie nie gehabt hat…«
    » Eine wunderschöne Tochter.« Seine Eltern, die beiden jüngeren Brüder, seine besten Freunde– all diese sympathischen Menschen, die durch ihn in mein Leben getreten sind, werden irgendwann auch mit ihmwieder verschwinden. Sie gehören zur selben Garnitur.
    » Deine Mom war zu großzügig«, flüsterte ich, die Augen noch immer geschlossen.
    » Was, wenn ich einen dicken Bauch bekomme wie der Typ da drüben?« Ich spürte, wie er mit dem Finger zeigte. Also schlug ich die Augen auf und

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