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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Geheimakten oder dergleichen in ein Schuhfutter eingenäht oder in einen hohlen Absatz gepresst worden?«
    Den Botschafter schien die Frage zu amüsieren.
    »Ich hoffe, die Geheimdiplomatie ist noch nicht so weit heruntergekommen.«
    »Nur in Romanen«, erwiderte Tommy und lächelte ein wenig verlegen zurück. »Aber wir müssen doch irgendeinen Grund finden! Wer hat den Koffer abgeholt – den vertauschten Koffer, meine ich?«
    »Wir hielten ihn für Westerhams Diener. Angeblich ein einfacher, schweigsamer Mann. Mein Diener hatte nichts an ihm auszusetzen.«
    »War der Koffer bei Ihnen ausgepackt worden?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht. Aber wenn Sie vielleicht den Diener befragen wollen? Er kann Ihnen eher Auskunft geben als ich.«
    »Ich glaube, das wäre wohl das Beste, Mr Wilmott.«
    Der Botschafter kritzelte ein paar Worte auf eine Visitenkarte und gab sie Tommy.
    »Sie kommen doch sicherlich selbst in die Botschaft, um nachzuforschen? Sonst schicke ich Ihnen den Mann in die Agentur. Er heißt übrigens Richards.«
    »Nein, danke, Mr Wilmott. Ich gehe lieber selbst in die Botschaft.«
    Der Botschafter sah auf die Uhr und sprang auf.
    »Oh, ich komme schon zu spät zu meiner Verabredung. Auf Wiedersehen, Mr Blunt, ich lege die Sache vertrauensvoll in Ihre Hände.«
    Er eilte hinaus. Tommy schaute zu Tuppence hinüber, die als tüchtige Miss Robinson in ihrer Ecke das Stenogramm aufgenommen hatte.
    »Was hältst du davon?«, fragte er. »Kannst du dir einen Reim darauf machen, wie unser prominenter Klient so schön sagt?«
    »Nicht den geringsten.«
    »Gut, das ist jedenfalls ein Ausgangspunkt. Es zeigt, dass wirklich etwas Ernstes dahintersteckt.«
    »Glaubst du?«
    »Es ist eine allgemein verbreitete Theorie, dass das Paradoxe immer verdächtig ist. Erinnere dich an Sherlock Holmes und wie tief die Butter in die Petersilie eingesunken war – oder vielmehr umgekehrt. Ich würde brennend gern Näheres über diesen Fall erfahren. Vielleicht wird ihn Watson eines Tages aus seinem Tagebuch ausgraben. Dann kann ich glücklich sterben. Aber jetzt müssen wir an die Arbeit!«
    »Ganz richtig«, sagte Tuppence. »Ein wenig begriffsstutzig, der ehrenwerte Mr Wilmott, aber solide.«
    »Sie kennt die Menschen. Oder sollte ich sagen, er kennt die Menschen? Es ist so verwirrend, wenn du die Rolle eines männlichen Detektivs übernimmst!«
    »Oh, mein lieber Junge, mein lieber Junge!«
    »Mehr Taten, Tuppence, und weniger Wiederholungen!«
    »Ein klassischer Satz kann nicht oft genug wiederholt werden«, entgegnete sie würdevoll.
    »Iss ein Brötchen«, riet Tommy freundlich.
    »Nicht um elf Uhr morgens, danke sehr. Schuhe – dumme Sache das; warum Schuhe?«
    »Nun«, erwiderte Tommy, »warum keine Schuhe?«
    »Das gibt keinen Sinn – Schuhe!« Sie schüttelte den Kopf. »Ganz verrückt: Wer stiehlt schon gebrauchte Schuhe von seinem Nachbarn? Was für ein Unsinn!«
    »Vielleicht haben sie doch den falschen Koffer erwischt?«, schlug Tommy vor.
    »Kann sein. Aber wenn sie tatsächlich auf der Suche nach Dokumenten waren, hätten sie doch eigentlich eine Aktentasche stehlen müssen. Und außer Geheimpapieren hat ein Botschafter nichts bei sich, was sich zu stehlen lohnte.«
    »Bei Schuhen denkt man an Fußspuren«, sagte Tommy nachdenklich. »Glaubst du, sie wollten irgendwo eine falsche Fährte mit Wilmotts Schuhen legen?«
    Tuppence vergaß ihre Rolle und erwog Tommys Vorschlag. Schließlich schüttelte sie den Kopf.
    »Das ist absurd. Nein, ich fürchte, wir müssen uns damit abfinden, dass die Schuhe nichts mit der Sache zu tun haben.«
    »Schön«, seufzte Tommy. »Dann wollen wir zunächst einmal unseren Freund Richards interviewen. Vielleicht kann er etwas Licht ins Dunkel bringen.«
    Mithilfe der Visitenkarte des Botschafters konnte Tommy ungehindert die Botschaft betreten, und ein blasser, junger Mann mit respektvollen Manieren und einer unterwürfigen Stimme stellte sich zum Verhör.
    »Ich bin Richards, Sir, Mr Wilmotts Diener. Sie wollten mich sprechen?«
    »Ja, Richards. Mr Wilmott war heute Morgen bei mir und bat mich, in die Botschaft zu kommen und ein paar Fragen mit Ihnen zu klären. Es handelt sich um die Geschichte mit dem Handkoffer.«
    »Mr Wilmott hatte sich sehr über die Sache geärgert, ich weiß, Sir. Ich verstehe allerdings nicht ganz, warum, da kein Schaden angerichtet wurde. Ich verstand ganz deutlich den Namen von Senator Westerham, als der Bote kam, um den vertauschten Koffer

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