Die Büro-Alltags-Bibel
aussprechen.
Wägen Sie ab. Wenn Sie sich schon Zeit für sich nehmen, dann gründlich: Diskutieren Sie ruhig Vor- und Nachteile einer Entscheidung, die Ihnen in den Sinn kommen und wägen Sie diese ab. Hauptsache, Sie treffen hinterher tatsächlich eine Entscheidung. Andernfalls vergrößern Sie das Hindernis, das vor Ihnen liegt, nur.
Bei all den bis hierhin genannten Optionen sollte jedoch klar sein: Wie Sie Ihre Pause inhaltlich verbringen, ist eigentlich Nebensache. Entscheidend ist, Sie machen Pausen.
Eine kompakte Abhandlung über Stress
Pausen sind eine natürliche Stressbremse. Heute mehr denn je. Wir leben in einer Zeit mit jeder Menge Action ohne Satisfaction. Globalisierung, Vielfliegerei, Zeitverschiebungen, Beschleunigungder Arbeitsabläufe und das Verschwimmen von Beruf und Privatsphäre rauben den Menschen zunehmend Kraft und Zeit. Hinzu kommt der Technikstress: Handy, BlackBerry, SMS, E-Mails und das ständige Überwachen und Pflegen virtueller Kontakte zehren an den Nerven. Des Weiteren wird unser Arbeitsalltag mehr und mehr geprägt von Unsicherheit, von prekären Anstellungsverhältnissen, von Projektarbeit und daraus resultierenden hierarchischen Grabenkämpfen. Immer wenn sich in den Betrieben neue Teams zusammensetzen, müssen die Mitglieder erst einmal ihre Rollen und Rangordnungen neu finden. So entsteht auch noch Gruppenstress. Christina Maslach, Burnout-Spezialistin an der Berkeley-Universität, wies zum Beispiel nach, dass Intransparenz, also wenn nicht klar wird, wie und warum bestimmte Entscheidungen getroffen werden, einer der Hauptstressauslöser im Büroalltag ist.
Mika Kivimäki, Leiter der Psychologischen Fakultät an der Universität von Helsinki, veröffentlichte wiederum 2002 im
British Medical Journal
eine vielbeachtete Langzeitstudie, bei der er untersuchte, welche Stressoren das Herzinfarktrisiko erhöhen. Zehn Jahre lang beobachtete er rund 800 Mitarbeiter in der Metallindustrie. Resultat: Die Arbeitsbelastung selbst war nicht ausschlaggebend. Wohl aber die Kombination aus hoher Arbeitsanforderung und geringer Handlungskontrolle. Sie erhöhte das Herzinfarktrisiko um das 2, 2-Fache . Kamen noch geringes Einkommen, fehlende Karriereaussichten und mangelnde soziale Anerkennung hinzu, stieg das Risiko auf das 2, 4-Fache . Insbesondere wer ständig gegen seine Motivation arbeitet, sich zur Arbeit quält und Aufgaben widerwillig bewältigen muss, der spürt, wie der Stress erst an seiner Seele und dann an der Gesundheit nagt. Wissenschaftler sprechen in dem Zusammenhang auch von einer
Gratifikationskrise
: Wer viel leistet, ohne dafür angemessen belohnt zu werden, hat ein doppelt so hohes Risiko, an Depression oder Herzinfarkt zu erkranken. Schätzungen zufolge sind davon bis zu 25 Prozent der Belegschaften weltweit betroffen. Wobei Psychologen zwischen drei Typen von Gratifikationsgefährdeten unterscheiden: Die Ersten macht der Job zwar krank, aber sie haben keine Alternative. Meist betrifft das gering Qualifizierte. Die Zweiten halten die Missachtung aus, weil sie hoffen, es werde irgendwann besser (was es selten wird). Vor allem Berufseinsteiger, aber auch prekäre Praktikanten denken so.Die Dritten stürzen sich freiwillig in eine solche Krise – aus falsch verstandenem Ehrgeiz. Sie beuten sich selbst aus, um sich und anderen etwas zu beweisen. Auch nicht wirklich klug.
Das alles hat längst messbare Folgen. Seit Jahren steigt der Stresspegel in den Büros bedenklich an: Allein zwischen 1997 und 2004 haben die seelischen Leiden am Arbeitsplatz um 70 Prozent zugenommen. Jeder fünfte Deutsche zeigt inzwischen typische Stresssymptome wie Kopfschmerzen, Herzrasen, Schlafstörungen oder Durchfall. Jeder zehnte Fehltag soll bereits auf das Konto von Stress gehen. Unisono schlagen Mediziner und Psychologen deshalb Alarm, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Stress bereits zu »einer der größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts« erklärt. Vor allem den jungen Menschen schlägt der steigende Druck offenbar aufs Gemüt. Von den 20- bis 3 5-Jährigen erkranken heute doppelt so viele Beschäftigte an psychischen Krankheiten wie noch 1997. Besonders gefährdet: die 40- bis 4 4-Jährigen . In dieser Altersgruppe erreichen psychische Erkrankungen mit einem Anteil von 12,2 Prozent ihren Höchstwert.
So bedrohlich diese Zahlen wirken – ein paar Einschränkungen muss man dabei machen. Denn nicht jeder, der vorgibt Stress zu haben, hat ihn wirklich, vermutlich schon
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