Die Büro-Alltags-Bibel
keinerlei Bedenken gegen Beziehungen innerhalb der Belegschaft hegen. Womöglich ist das aber voreilig.
Büroaffären sind gefährlich
Wen Amors Pfeil im Büro trifft, der sollte aufpassen. Büroflirts sind ein heikles Terrain. Im globalen Wirtschaftsverkehr gilt längst die doppeldeutige Warnung:
Never fuck the company!
Allen selbst ernannten Schreibtisch-Casanovas und Herzensbrechern auf der Pirsch sollte klar sein, dass ihre Avancen arbeitsrechtlich nicht ungefährlich sind. Schlimmstenfalls riskieren sie damit eine Anzeige wegen sexueller Belästigung oder (bei Wiederholungstätern) gar eine Kündigung. So legte zum Beispiel ein zuvor unbescholtener Ausbilder ungefragt seinen Arm um eine Kollegin, die das nicht wollte – Abmahnung (Landesarbeitsgericht Hamm, 17 SA 1544 / 96). Ein Verkäufer wiederum betatschte eine Kollegin regelmäßig trotz deren Gegenwehr an Hüfte und Rücken – fristlose Kündigung (Arbeitsgericht Frankfurt am Main, 15 CA 7402 / 01).
Natürlich sind das Extreme, und solche Mittel werden auch erst angewandt, wenn feststeht, dass der oder die Betroffene klar erkennbar derlei Avancen abgelehnt hat. Bei einem Reiseleiter, der eine Diensttour überraschend zum Techtelmechtel mit einer Kollegin nutzen wollte, reichte es daher nicht zum Rauswurf (Bundesarbeitsgericht, 2 AZR 341 / 03), wohl aber zur Ermahnung. Umso gefährlicher sind Liebesbriefe. Wer seine sexuellen Anspielungen mit obszönen Witzchen garniert, zu Papier bringt und das Ganzean Kollegen verschickt, stört nach Meinung der Gerichte den Betriebsfrieden und kann deshalb rausfliegen (Bundesverwaltungsgericht, 1 DB 5.96). Das gilt ebenso für Sexmails per SMS (Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz, 9 SA 853 / 01). Vorsicht also mit allzu aggressiven Schmachtbeweisen.
Ernsthafte Folgen können aber nicht nur solche hilflos-groben Annährungsversuche haben. »Auch wenn es zwischen beiden ernsthaft funkt, kann das – bei allem Liebesglück – Probleme machen«, erklärte mir der Fachanwalt für Arbeitsrecht in Frankfurt, Peter Groll. So kann zum Beispiel eine Einkäuferin in ernste Schwierigkeiten geraten, wenn ihr Partner ein großer Lieferant ist – vor allem, wenn die geheime Liaison rückwirkend enttarnt wird und danach Fragen über die Preisgestaltung eines Produkts gestellt werden. Sollte es die Produkte anderswo billiger geben, ist das womöglich schon ein Kündigungsgrund. »Allein dieser Verdacht kann zu einer Kündigung führen, falls es nicht gelingt, diesen vollständig zu entkräften«, warnt Groll.
Nicht minder problematisch sind sogenannte vertikale Liebschaften, also zwischen Boss und Untergebenen oder zwischen Partnern unterschiedlicher Gehaltsgruppen. Die Amerikaner nennen das »No hanky-pank with the payroll« – keine Affäre mit Angestellten! Den Bossen droht bei solchen Konstellationen leicht ein Imageverlust, den Geliebten wiederum wird gerne nachgesagt, die Beziehung basiere allein auf einem karrieretaktischen Kalkül. So oder so: Beides ist Gift für Liebe und Karriere.
Und natürlich sind Job und Privatleben im alltäglichen Miteinander ohnehin nur schwer zu trennen. Früher oder später kommt es zu Beziehungsproblemen und damit nicht selten zum öffentlichen Krach – sowohl beim Pärchen als auch mit den Kollegen. Büroliebespaare sitzen schließlich immer in einer Art Glashaus. Was sie tun, wird genau registriert. Einmal natürlich, weil es spannend ist, aber auch, weil es womöglich strategische Vorteile bringt, ein paar private Geheimnisse notfalls ausplaudern zu können. Das macht das (heimliche) Paar früher oder später erpressbar oder führt zu Klatsch und Unruhe im Team:
Warum macht Marie länger und häufiger als sonst Pausen? Knutschen die etwa im Aktenkeller?
Hinter derlei Flurfunk sammeln sich schnell Zweifel an der Kompetenz. Und Vorteile, die beide aus der Liaison ziehen, haben stetsden Beigeschmack von Bevorzugung und Klüngel. Eine einzige Reputations-Zeitbombe. Und wehe, wenn die vermeintlich große Liebe in die Brüche geht. Nicht selten wird daraus dann entweder eine verhängnisvolle Affäre, die das Betriebsklima belastet, oder aber beide ertragen die gegenseitige Nähe nicht mehr, weshalb – so oder so – eine(r) der beiden den Job wechseln wird, manchmal auch muss. Schon aus diesen Gründen sollten Büropärchen ihr erotisches Abenteuer geheim halten, solange sie nicht sicher sind, dass die Beziehung hält. Also kein Händchenhalten, kein Fummeln im Fahrstuhl und erst recht
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