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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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wussten sie beide. Er hatte sie gewarnt, dass ihr ein heikler Auftrag bevorstand. Sie hatte ihn trotzdem angenommen, ohne die möglichen Auswirkungen zu berücksichtigen. Sein Beschützerinstinkt und seine Selbstlosigkeit hatten ihn bewogen, ihr aus der Klemme zu helfen. Und jetzt schwammen sie gemeinsam in einem reißenden Strom und konnten kaum den Kopf über Wasser halten.
    Aber das war nur die eine Seite. Ihr Schmerz und ihr Zorn waren genauso groß wie ihre Gewissensbisse. Sie fühlte sich ausgeschlossen. Hintergangen.
    »Bitte sag mir, was los ist.«
    »Dawn hat von ihrem Anwalt von meiner Einberufung erfahren. Sie ist rübergerast und genau in dem Moment hier aufgekreuzt, als Edie Wilson gerade wegfahren wollte. Hat alles auf eine Karte gesetzt.«
    »Will sie das Sorgerecht?«
    »Sagt sie jedenfalls. Das heißt, sie will vor Gericht Spielchen spielen und Sophie als Druckmittel benutzen. Dabei
wäre sie völlig überfordert, wenn sie sie den ganzen Tag betreuen müsste, und das weiß sie ganz genau.« Er drehte sich um. »Willst du die Geschichte hören?«
    Es schnürte ihr die Brust zusammen. Sie sehnte sich danach, dass er hinzufügte: Eigentlich gibt es nichts zu erzählen. Aber so war es nicht.
    »Bitte«, flüsterte sie.
    Er nickte und nahm einen festen Stand ein, wie für die Schlacht. »Dawn war meine Freundin im zweiten Studienjahr. Sie war nicht immer so wie jetzt. Sie war süß und hatte ein tolles Lachen.«
    »Jeder hat Beziehungen in seiner Vergangenheit. Du musst dich nicht dafür entschuldigen.«
    »Im darauffolgenden Sommer hab ich mich schlecht gefühlt. Ich hatte nicht die geringste Lust darauf, im Herbst ans Francisco State College zurückzukehren. Ich hab mich zum Militär gemeldet. Kurz darauf hat mir Dawn erzählt, dass sie schwanger ist.«
    Jo spürte die endlose Kuppel des Abendhimmels wie eine Last.
    »Ich hab ihr einen Heiratsantrag gemacht. Hab es ihr als Abenteuer beschrieben. Und die Air Force bot Unterkunft, Unterstützung, medizinische Versorgung. Aber sie wollte keine Soldatenfrau sein. Sie hat verlangt, dass ich meine Meldung zurückziehe.«
    »Sie hat verlangt … wie?«
    »Ich sollte der Air Force sagen, dass ich es mir anders überlegt habe. Danke, aber nein, danke.«
    »Sie dachte, du kannst einfach …« Jo verstummte. Es war zwecklos.

    »Ich hab ihr erklärt, dass ich ins Gefängnis komme, wenn ich meinen Dienst nicht antrete. Da wurde sie wütend. Wollte nur unter der Bedingung bei mir bleiben, dass ich die Air Force abserviere. Entweder sie oder das Militär. Sie hat … Ich konnte sie nicht davon überzeugen, dass …« Er breitete die Hände aus. »Ich hab ihr gesagt, dass ich gehen muss, aber ihr angeboten, sie zu heiraten, damit sie bei ihren Eltern wohnen kann, bis ich zurückkomme. Aber sie wollte nicht. Wollte unbedingt, dass ich in San Francisco bleibe.«
    »Und dann?«
    »Am Wochenende, bevor ich zur Grundausbildung musste, haben wir uns mit Freunden zu einer kleinen Abschiedsfeier getroffen. Ich war hin- und hergerissen. Hatte keine Ahnung, wie ich dieses Dilemma lösen soll. Und ehrlich gesagt war ich erleichtert, dass ich einen Ausweg hatte - dass mir die Air Force die Entscheidung abgenommen hat.« Er zog ein Gesicht. »Neun Monate lang zumindest. Ich konnte mir nicht vorstellen, Vater zu sein. Ich wusste nur, dass ich Mist gebaut hatte. Ich hatte Angst und war insgeheim froh, dass Dawn nicht auf meinen noblen mexikanisch-katholischen Vorschlag eingegangen war, das Problem mit einem Ring und einem Priester zu beheben.«
    Er steckte die Hände in die hinteren Taschen. »Der Abend war furchtbar. Dawn hat die ganze Zeit geschmollt und geflennt. Schließlich ist sie raus zu ihrem Auto gelaufen. Als sie nicht zurückkam, bin ich ihr nach. Am Parkplatz hab ich plötzlich gehört, wie sie meinen Namen geschrien hat.« Er drehte sich um und blickte Jo an. »Sie hat um Hilfe geschrien. Ein Kerl wollte sie hinters Restaurant zerren.«
    »Mein Gott.«

    »Der Typ hat sie in die Büsche geschleift. Ich hab rotgesehen und bin auf ihn losgegangen.«
    »Ach Gabe.«
    »Ich hab ihn umgerissen und Dawn zugerufen, sie soll weglaufen. Die Polizei holen. Da haben sich die Freunde von dem Kerl auf mich gestürzt. Drei gegen einen. Ich wusste, wenn sie mich zu Boden werfen, stehe ich nicht mehr auf. Ich hab mir denjenigen von den dreien ausgesucht, der am aggressivsten wirkte. Dachte mir, wenn ich ihn lahmlege, dann haben die anderen vielleicht die Schnauze voll und hauen ab.« Er

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