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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Seitenspiegel beobachtete sie, wie der Motorradcop näher kam. Der Helm, die Sonnenbrille, die enge Uniform. Wie die Gestapo.
    Sie wussten, dass sie in die Identität ihrer Schwester geschlüpft war. Auf ihrem Führerschein stand Noels Name. Ihre ätzende Schwester, die fette verrückte Noel, die einfach nur Musik und Sänger liebte und dafür von den Bullen abgeknallt worden war, von denen einer gerade auf ihr Auto zustürmte.
    Sie legte sich die Glock auf den Schoß. Durch die Windschutzscheibe schaute sie hinaus auf die Straße. Überall Autos, parkende Lieferwagen, Fußgänger, Wolkenkratzer. Keine Fluchtmöglichkeit. Die Dienstmarke des Bullen wurde größer, bis sie fast den ganzen Spiegel ausfüllte.
    Er klopfte ans Fenster.
    Sie hob die Waffe, setzte sie an die Scheibe und drückte ab.

KAPITEL 52
    Jo geriet in Rage. »Einen guten Grund? Sie wollen überhaupt keinen guten Grund hören. Sie wollen eine Ausrede, um mich abzuservieren.«
    Lewicki wandte sich vom Fenster ab und trat mit scharfem Blick auf Jo zu. »Tasia hat Spielchen gespielt. Liebe, Leben, Krieg, egal was. Hat die Leute gegeneinander ausmanövriert wie Puppen in ihrem manischen Theater. Deswegen möchte ich einen handfesten Beweis dafür, dass sie an dem Abend ihres Todes nicht noch ein letztes Spiel gespielt hat, dass sie sich nicht mit Robs Colt umgebracht hat, um seinem Ruf zu schaden.«
    »Puppen in ihrem Theater? Was …«
    Wie ein Schiedsrichter ging Vienna dazwischen. »Schluss damit.«
    Jo deutete auf ihn. »Bitte erklären Sie, was Sie …«
    »Aufhören.« Vienna hob die Hand. »Sofort.«
    Jo schwieg, wunderte sich aber immer noch über Lewickis Bemerkung.
    Vienna wandte sich an ihn. »Bevor du hier Vorwürfe erhebst, solltest du dir lieber an die eigene Nase fassen. Wer ist
denn hier der Oberspieler? Brauchst es gar nicht abstreiten, mein Lieber. Ich kann mich noch gut an deinen Toast bei der Hochzeit von Rob und Tasia erinnern. Aber hier gibt’s keine Gewinner mehr. Tasia ist tot.«
    Lewicki wich einen Schritt zurück. Der Wind wehte Straßengeräusche durch das offene Fenster herein. Abrupt wandte er sich ab und drückte ein Ohr ans Glas.
    Viennas Blick wurde weicher. »Kel, wenn du es nicht für Tasia machst, dann wenigstens für mich.«
    Stumm wie ein Wasserspeier hob er die Hand.
    »Ja?«, fragte sie.
    Er zog sein Telefon. Bevor er irgendwelche Tasten drücken konnte, klingelte es. Er kehrte Jo und Vienna den Rücken zu. »Lewicki.«
    Ungehalten stemmte Vienna die Hände in die Hüften. Verwirrt und neugierig suchte Jo ihren Blick, aber Vienna winkte ungeduldig ab.
    »Ja, Bill. Sie sollen mich direkt zur Grace Cathedral fahren … Was? Nein, nur …« Erneut starrte er zum Fenster hinaus. »Ich glaube, ich hab gerade was gehört. Einen Knall. Alles in Ordnung?«
    Nach einer kurzen Pause schnaubte er. »Ruf ihr Senatsbüro an. Sobald ich wieder da bin, packen wir das an.« Er winkte Vienna. »Ich muss vielleicht eine Videokonferenz abhalten. Hat der Fernseher einen passenden Anschluss?« Er deutete auf den Plasmabildschirm über der Anrichte.
    Vienna sah aus, als wollte sie ihn mit dem Kopf voran durch die Wand hämmern.
    Nach kurzem, lautem Klopfen öffnete die Rezeptionistin die Tür. Dana Jeans sonst so lebhaftes Gesicht wirkte ungewöhnlich
bedrückt. »Entschuldige die Störung, Vienna, aber der Wagen zur Trauerfeier ist hier.«
    »In Ordnung.«
    Dana Jean verließ das Zimmer. Vienna schritt hinüber zum Fenster und starrte Lewicki an, bis er das Telefon vom Ohr nahm.
    »Ihr könnt das alleine ausdiskutieren, ich muss mich um die Beerdigung meiner Schwester kümmern.« Etwas Herausforderndes trat in ihr Gesicht. »Sobald ihr hier fertig seid, erwarte ich dich in der Kirche zusammen mit deinem Chef. Ich rechne fest mit dir.« Sie trat noch näher an ihn heran. »Mir fehlt noch ein Sargträger. Und ich weiß, dass du Tasia gemocht hast. Ich brauche einen Mann, der was Schweres schultern kann.«
    Viennas Blick ruhte so lange auf Lewicki, bis er tatsächlich bleich wurde. In einer Wolke von Rosenduft verschwand sie durch die Tür.
    Verlegen hob Lewicki einen Finger in Jos Richtung und formte mit den Lippen die Worte eine Minute , ehe er wieder das Telefon ans Ohr presste. »Bill?« Dann legte er in hastigem Sprechtempo los.
    Innerlich kochend wandte sich Jo wieder den Noten auf dem Konferenztisch zu. Sie war nahe dran, das spürte sie, als könnte sie die Bedeutung schon mit den Fingerspitzen ertasten. Und Lewicki war nahe dran,

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