Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby
aus dem Zimmer zu marschieren.
After me …
Akkordfolge. A-Moll. C-Dur. Ein dritter Akkord, den sie nicht sofort entziffern konnte. Sie tippte mit den Fingern auf die Noten.
E-Dur.
Dann erstarrte sie. »O Gott.«
Die nächste Zeile. Die Melodie nahm die Akkordfolge auf. Der Text lautete: He wants me …
Darunter ein D-Akkord, gefolgt von einem E.
»Dead«, sagte Jo.
Vorsichtig spähte Lewicki herüber.
Sie nahm das Notenblatt in die Hand. »Ich hab das Rätsel gelöst.«
»Was soll das heißen?«
»Tasia hat einen Code in diese Songs komponiert. Die Worte sind der Ansatzpunkt, die Frage. Die Töne sind die Antwort, die Aufklärung.« Sie deutete auf den Notenschlüssel. ›After Me‹. »Die Akkordfolge, sehen Sie.«
Lewicki brauchte ein wenig. »A-Moll, C, E.« Er schaute sie scharf an. »Was bedeutet das?«
»Ace.« Jo las die nächsten Worte. »›He wants me.‹«
»Ace? Meinen Sie Ace Chennault? Tasias Ghostwriter?«
»Ja, genau.« Jo klopfte auf das Notenblatt. »Die repetitive Akkordfolge, das ist kein Zufall. A-C-E und dann bei jedem vierten Takt, A-C-E …«
»Mit einem Pausenzeichen und danach einem weiteren C.«
»Ace C: Ace Chennault.«
»He wants me - er will sie? Er war in sie verliebt?«, fragte Lewicki.
»Nein, werfen Sie einen Blick auf die Akkorde.« Durch Jos Adern brandete das Blut. »D-Dur, E-Dur, A-Moll, D. He wants me D-E-A-D . Er will mich tot sehen.«
Lewicki wirkte perplex. »Ist das die Musik, die Tasia mit ihrer Aufnahme hinterlassen hat?«
»Ja.«
Hastig las Jo weiter im Text. What’s next? Who’s next?
Plötzlich durchzuckte es sie. Sie nahm sich noch einmal die Noten vor, die sie von A-H-C nach Do-Re-Mi übersetzt hatte.
Re-Ti-Mi-Fa-La-Do.
Re. Ti. »R.T.«
Mi. Fa. La. Do. Wenn man etwas damit herumspielte, die Schreibung frei auslegte, wurde daraus: M’Fa’la’d.
»R.T. McFarland.« Sie hatte es. »Robert Titus McFarland.« Sie griff nach dem Notenblatt. »Hier haben Sie Ihren Grund. In ihrer Komposition sagt Tasia, dass Ace Chennault sie tot haben will und dass der Präsident der Nächste ist.«
Lewickis gaffte Jo an, als wären ihr gerade Schlangen aus dem Kopf gewachsen. »Moment mal«, sagte er ins Telefon und deckte es mit der Hand ab. »Das ist kein Witz?«
Sie hielt die Komposition hoch. Obwohl er erkannt hatte, wie ernst es ihr war, wirkte er weiter skeptisch.
Hektisch zog sie die Noten zu »Liar’s Lullaby« heraus.
You say you love our land, you liar
Who dreams its end in blood and fire
Said you wanted me to be your choir
Help you build the funeral pyre.
But Robby T is not the one
All that’s needed is the gun
Load the weapon, call his name
Unlock the door, he dies in shame.
Auch das war ein Rätsel. Es musste einen Schlüssel geben.
Wieder fiel Jo auf, dass Tasia oben an den Rand »Kontrapunkt /Kanon« geschrieben hatte. Reime, Reime, Kehrreime.
Melodie, Harmonie, Kontrapunkt, Text. Die Wahrheit liegt in meiner Musik.
Kontrapunkt - zwei kontrastierende Melodien, die miteinander verbunden sind. Daran erinnerte sich Jo noch aus dem Musikunterricht. Und Kanon …
»Verdammt.« Konnte es so einfach sein? So einfach wie »Frère Jacques«?
Mit großem Abstand zwischen den Zeilen kritzelte sie die erste Strophe auf ihr Schmierblatt. Dazwischen fügte sie, mit einer kleinen Umstellung, den Text der zweiten Strophe ein. Die abwechselnden Zeilen verbanden sich zu einem neuen Text: die Komposition in Kanonform.
You say you love our land, you liar
But Robby T is not the one
Who dreams its end in blood and fire, said
All that’s needed is the gun
you wanted me to be your choir
Load the weapon, call his name
Help you build the funeral pyre.
Unlock the door, he dies in shame.
Du sagst, du liebst dein Land, du Lügner
Doch Robby T ist nicht derjenige
Der träumt von seinem Ende in Blut und Feuer
Und sagt, die Pistole ist alles, was es braucht;
Wolltest, dass ich dein Chor bin
Die Waffe lade, seinen Namen rufe
und mit dir den Scheiterhaufen errichte.
Schließ die Tür auf, er stirbt in Schande.
Jo fixierte Lewicki. »Es war ein Mordkomplott. Tasia sollte den Präsidenten in eine tödliche Falle locken.«
Lewicki schüttelte den Kopf. »Das ist lächerlich.«
»Verdammt, lesen Sie doch den Text. ›Wolltest, dass ich dein Chor bin, die Waffe lade, seinen Namen rufe und mit dir den Scheiterhaufen errichte.‹ Und dann: ›Schließ die Tür auf, er stirbt in Schande.‹ McFarland war allein bei ihr in einem
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