Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
Versicherungspolicen retten. Er hatte Aufzeichnungen des Treffens, bei dem die Parameter seines Auftrags und sein Honorar vereinbart worden waren, sowie Fotos und Kreditkartendaten von seiner Reise passwortgeschützt auf einem Computer abgelegt und diesen in einem geheimen Stahlfach verstaut. Er hatte Streichholzhefte von der Fernfahrerkneipe in Hoback, Wyoming. Aber das alles konnte ihn jetzt nicht mehr schützen. Die Hälfte seines Honorars hatte er im Voraus kassiert. Hatte den Plan angeleiert, an dem Keyes und Ivory beteiligt waren. Und außerdem wusste er alles. Wenn es nicht klappte, dann würden sie ihn mundtot machen. Söldner, Killer, staatliche Agenten mit offiziellem Auftrag - irgendjemand würde ihn aus dem Weg räumen.
    Trotz seiner wachsenden Unruhe behielt Chennault seine fröhliche Clownsmaske bei und stapfte weiter. Ein offener Doppeldeckerbus knatterte vorbei. Über Lautsprecher leierte der Fahrer eine Wegbeschreibung für eine Meute chinesischer Touristen herunter. Auch damit war bald Schluss.
    Vierzehn Monate war er an Tasia dran gewesen. Als er den Auftrag bekam, hielt er die Durchführung zunächst für unmöglich. Die Parameter waren strikt: Robert McFarland musste aus dem Weißen Haus verschwinden. Und zwar auf
eine Weise, die eine Rückkehr ausschloss. Sein Vermächtnis musste für immer befleckt sein. Zu diesem Zweck sollte er in einen Riesenskandal mit seiner Exfrau verwickelt werden.
    Chennault war nicht instruiert worden, wie diese Ziele zu erreichen waren. Aber man hatte ihm mitgeteilt, dass Fawn Tasia McFarland unter einer bipolaren Störung mit paranoiden Tendenzen litt, dass sie manchmal hypersexuell und selbstmordgefährdet war und dass sie eine Schusswaffe besaß, die auf den Präsidenten zugelassen war. Die poetischen Einzelheiten hatte man ihm überlassen, allerdings war mehr als einmal der Ausdruck »Suizidmord« gefallen.
    Und so hatte Chennault Tasia vierzehn Monate lang bearbeitet. Immer stärker war sie auf ihn eingegangen und hatte ihm so eifrig zugehört, dass er zuletzt wirklich an den Erfolg glaubte: Sie war eine Abtrünnige, eine Madonna, die im Zelt des Schakals gehaust hatte und entronnen war, um die Wahrheit zu enthüllen.
    Vierzehn Monate. Er hatte sie von der Absicht der Pharmaindustrie überzeugt, das Volk im Auftrag der ReGIERung ruhigzustellen, und sie hatte ihre Medikamente abgesetzt. Danach waren Kreativität und animalische Kraft nur so aus ihr hervorgebrochen. Und die Paranoia. Wie in früheren Jahren, als ihre Manie nicht gesteuert wurde, konnte man ihr mühelos einreden, dass Robert McFarland ihre Gesundheit und ihr Glück zerstört hatte, ohne sich je dafür zu entschuldigen. Und dann, als sie unweigerlich in tiefe Depression verfiel, nannte ihr Chennault den Namen eines Arztes. Vergiss die Stimmungsstabilisatoren - lass dir Prozac verschreiben. Dann kannst du mit Leidenschaft und Engagement leben, aber ohne den Blues.
    Er wollte sie in den Orbit schießen. Sie trotz oder gerade
wegen des damit verbundenen Selbstmordrisikos zu einem rastlos zuckenden Energie- und Nervenbündel machen. Und in dieser Verfassung hatte sich Tasia schließlich bereiterklärt, den falschen Gott, der Washington verschlang, zu Fall zu bringen.
    Chennault überzeugte sie, dass sich McFarland zu seinen furchtbaren Versäumnissen während ihrer Ehe bekennen musste. Setz dich mit ihm in Verbindung, forderte er sie auf. Sag ihm, du arbeitest an deiner Autobiografie. Er wird sich mit dir treffen - er wird unbedingt erfahren wollen, was du über ihn schreibst. Und wenn er allein vor dir steht, zwingst du ihn, dich um Verzeihung zu bitten dafür, dass er dich einsam und deprimiert zurückgelassen hat, um als Soldat nach Übersee zu fliegen. Ach ja … und reserviere miteinander verbundene Hotelzimmer.
    Auf diese Weise konnte Chennault durch die Tür alles, was McFarland zugab, in klarem Stereoton mitschneiden.
    Tasia hatte gefragt: Und wenn er nicht reden will?
    Du weißt genau, wie du ihn dazu bringst, ehrlich zu sein. Nimm den Colt mit. Wenn du mit Selbstmord drohst, wird McFarland sich nicht weigern. Du bist eine Künstlerin. Und die Pistole ist ein schlagendes Argument. Er redet garantiert.
    Also hatte Tasia Räume im Hyatt von Reston gebucht. Chennault versteckte sich nebenan. Er hatte ihr eingeschärft, die Verbindungstür zu entriegeln, sobald der Geheimdienst das Zimmer verlassen hatte, damit Chennault sie »beschützen« konnte, falls McFarland die Agenten wieder

Weitere Kostenlose Bücher