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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Arbeitsstiefeln wippten im Takt des Bebens in ihrem Kopf. Sie las Tom Paines neueste Nachricht. Tasia hat uns gewarnt. Sie ist bewaffnet mit der Pistole des Schakals zum Konzert erschienen. Sie hat sie erhoben.
    Den Rest flüsterte Ivory. »›Eine deutlichere Botschaft hätte sie uns nicht zurufen können: Wahre Amerikaner geben sich nicht kampflos geschlagen.‹«
    Der Schreibtischbereich war ein schmuddeliges, mit Papierkram und Fahrtenbüchern vollgestopftes Kabuff. Hinter ihr tauchte plötzlich Keyes auf, der bemerkt hatte, dass sie bei Recharging Liberty eingeloggt war. »Du willst wohl unbedingt rausgeschmissen werden?«
    »Ich leere hinterher natürlich den Verlauf. Behandle mich nicht wie eine Idiotin.« Trotzdem spähte sie für alle Fälle über die Schulter.

    Ein gepanzerter Wagen ratterte vom Parkplatz und zog eine stinkende Dieselwolke hinter sich her. Keyes winkte dem Fahrer zu.
    Ivory tippte auf den Bildschirm. »Dieser Einbruch gestern in Tasias Haus, das war die Regierung, ganz klar. Die Bullen suchen nach dem Täter und haben die Streifen verstärkt. Ein perfekter Vorwand, um Straßensperren zu errichten. Und dann holen sie die Nationalgarde.«
    »Bist du sicher, dass die Greifer bei Tasia eingebrochen haben und nicht irgend so ein durchgeknallter Fan?«
    Ivory wurde rot. Warum musste Keyes sie immer in Verlegenheit bringen? Ihr Gesicht fühlte sich ganz heiß an. Sie bedeckte die Wangen mit den Händen. Farben konnte sie auf den Tod nicht ausstehen. Sie war weiß von den schneefarbenen Haaren bis zu den polierten Zehennägeln und überall dazwischen gebleicht. Sie war rein.
    Auch Tasia war rein gewesen, blond und golden. »Tasia hätte ein Mitglied der Valkyrie Sisterhood sein können. Sie muss gerächt werden.«
    Keyes drehte sie im Stuhl herum und legte ihr die Hände auf die Arme. »Hier geht es nicht um deine White-Trash-Elite. Es geht darum, zu verhindern, dass die Stadt zum Gefängnis wird. Es geht um die Freiheit unseres Landes.«
    Sie senkte den Blick. Nickte. San Francisco lag wie die brennbare Spitze eines Streichholzes am Ende einer Halbinsel. Elf Kilometer lang und breit, war die Stadt eingeschlossen von einer tödlichen Brandung und eiskalten, tückischen Strömungen. Wenn man die Highways nach Süden blockierte, die Brücken sprengte und die Fähren versenkte, war sie abgeschnitten. Nicht wie dieses Scheißmalibu, das sich
am Strand entlangzog. San Francisco war eine Festung. Und mitten in der Bucht prangte Alcatraz, das perfekte Konzentrationslager.
    Sie konnte verstehen, dass ihm das Sorgen machte. Sie sah es in seinem starken Gesicht. Er starrte an ihr vorbei auf den Monitor. Um Thomas Paine zu zitieren: Schreitet voran, folgt oder geht aus dem Weg.
    Wer ist auf meiner Seite?
    Ivory wusste nicht, was vorgefallen war, als Keyes in Übersee für das Sicherheitsunternehmen gearbeitet hatte. Bloß dass Keyes nach Robert McFarlands Wahl gefeuert worden war. Keyes war der Meinung, dass McFarland Männer wie ihn zu Sündenböcken für eine abgelehnte Außenpolitik machen wollte. Turbanköpfe abschießen, mit Beute beladen nach Hause kommen - und schon wirst du nach alter Tradition vor Gericht gestellt. McFarland verbeugte sich inzwischen vor ausländischen Königen. In seinem Transporter karrte er Millionen Dollar durch die Gegend, und wer bekam sie? Die Araber und die Juden. Die Turbanköpfe verkauften ihr Öl an Amerika, die Zionisten schoben die Zinsen aus dem Deal ein, und das Ganze lief über die Federal Reserve Bank hier in San Francisco.
    Das war einer der Gründe, warum er sich weigerte, Steuern zu zahlen, und die Regierung im Nacken hatte. Und jetzt lag wieder dieses Glitzern in seinen Augen. Diese kalte Wut.
    »Lass mich hin.«
    Schnell rutschte sie vom Stuhl, und er setzte sich an die Tastatur. Er tippte eine Nachricht an Tom Paine bei Recharging Liberty.
    Um Thomas Paine zu zitieren: »Die Stärke und Kraft des Despotismus
besteht einzig und allein in der Furcht vor Widerstand.« Ich bin bereit zum Widerstand. Kontaktaufnahme offline.
     
    Jo erwachte früh und allein. Vor dem Fenster verhüllte Morgennebel das Noe Valley. Unten in der Küche traf sie auf Gabe, der schon eine halbe Kanne Kaffee getrunken hatte. Er hatte sein Handy in der Hand und klopfte damit auf den Butcherblock, als wollte er es auf diese Weise zum Klingeln bringen.
    »Was Neues über Rabin?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf.
    Wieder zu Hause, trat sie sofort ins Büro und schaute nach ihren

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