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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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den Verdacht nicht los, dass sie etwas übersehen hatte. Irgendeinen Tonfall, einen Subtext hatte sie nicht erfasst. Unter der Oberfläche seiner Worte brannte etwas wie ein Feuer in einem unterirdischen Kohlenflöz.
    Sie wollte nicht auf Informationen über Archangel X warten. Schließlich klemmte sie sich ihren Computer unter den Arm und machte sich auf den Weg zu Ferd Bismuth.

KAPITEL 23
    Paine schloss die Tür und zog die Vorhänge auf. Das nebelverhüllte Zentrum von San Francisco starrte ihn an, dumm und bewusstlos. Müde und unter Zeitdruck setzte er sich an den Computer und loggte sich bei Recharging Liberty ein.
    Wie ein Draht vibrierte die Unruhe in seinen Armen. Die Sicherheitsmaschinerie der Regierung rückte ihm immer näher. Ein Unbekannter war in Tasias Haus eingebrochen. Und er hatte die heutigen Nachrichten gehört, oh ja. Robert McFarland konnte sich den Konsequenzen von Tasias Tod nicht mehr entziehen. Die Lage spitzte sich zu. Der Widerstand hatte begonnen.
    Er fing an zu tippen.
     
    Inzwischen sind wir in den Usurpierten Staaten von Amerika so weit, dass Polizisten Bürger ins Gefängnis werfen, wenn sie sich der Ausübung brutaler Kontrolle über ihre Freiheit widersetzen. Wer seine Meinung sagt, wird in Handschellen gelegt. Die Botschaft lautet: Das müsst ihr euch schon gefallen lassen.
    Danke, Sir. Bitte noch mal.
    Dahinter verbirgt sich ein unerbittliches Machtstreben. Die Behörden
wollen uns wehrlos und klein halten: Schafe, die sich zur Schlachtbank führen lassen. Und wenn die Zeit der Repression beginnt, stehen wir da und lassen uns widerspruchslos die Kehle aufschlitzen.
     
    Graue Hitze umflirrte die Ränder seines Gesichtsfelds. Der Einbruch in Tasias Haus war wirklich verrückt. Kampfanzug und Balaklava mitten am Tag? Bizarr. Das war eine dramatische Eskalaton, ein Zeichen des bevorstehenden Zusammenbruchs.
    Die Glacéhandschuhe wurden abgestreift. Die Lakaien des Usurpators wollten alles auf eine Karte setzen. Sie waren ihm auf den Fersen und kannten keine Gnade.
    Aber das war nichts Neues. Die Behörden hatten es schon lange auf ihn abgesehen. Bei der Armee hatten ihn die Militärpolizisten in der Baracke umstellt. Mit glänzenden Helmen und geöffneten Halftern standen sie da und nahmen ihm die Waffe weg.
    Noch im Nachhinein wurde ihm heiß von dieser Erniedrigung. Er hatte nie herausgefunden, wer ihm den Unfall mit dem Gewehr angehängt hatte. Garcia? Das war die logische Schlussfolgerung, doch Garcia lag zu diesem Zeitpunkt schon dick in Verbände eingewickelt im Krankenhaus und träumte Morphiumträume. Ein Krüppel, dem ein Auge und sieben Finger fehlten. Alle hatten ihn bemitleidet. Bloß die Verschwörung gegen Paine interessierte keinen.
    Die graue Hitze kroch ihm den Hals hinauf, schien sich in seiner Kehle zu entfalten. Paine hackte auf die Tasten ein. Die Gedanken wirbelten durch seinen Kopf, dass er kaum folgen konnte.

    Der Schakal will seine Bürger entwaffen, sich bei der Welt »entschuldigen« und dem RDW die Schlüssel zu unserem Land überreichen. Wacht auf. Widerstand gegen ungerechte Herrschaft ist nicht nur ein Recht, sondern eine Pflicht. Das Blut von Despoten zu vergießen ist kein Verbrechen, sondern Notwehr.
     
    Schon immer war er Bedrohungen ausgesetzt gewesen, und niemand hatte ihm geglaubt. Als Teenager schubsten ihn die Sportskanonen in der Dusche gegen die Fliesen. Aber wenn er die Jüngeren gegen die Armaturen und Hähne stieß - vor den Augen der Sportskanonen, damit sie erkannten, dass er keine Nulpe war -, war er derjenige, der zum Rektor geschleppt wurde.
    Und dann hörte er durch die Bürotür, wie sich die Schulpsychologin mit dem Rektor unterhielt: »Er beschwert sich, dass er schikaniert wird, dabei stachelt er die anderen durch seinen Sarkasmus und seine Rachsucht dazu an, ihn zu misshandeln.«
    Die Schulpsychologin behauptete, dass er die anderen schikanierte. Das war ihm eine Lehre: Leute mit Macht wollen dir nur die Daumenschrauben anlegen.
    So war es eine tiefe, wenn auch nur vorübergehende Befriedigung für ihn, den Kombi der Schulpsychologin anzuzünden. Dummerweise hatte auf dem Rücksitz ihr alter Collie geschlafen, aber sie hätte den Hund auch nicht im Auto lassen dürfen. Das ging ganz klar auf ihre Kappe.
    Und das war zugleich der Startschuss seiner eigentlichen Karriere.
    Eine salzige Brise wehte durchs offene Fenster. Wieder streichelten seine Finger die Tasten.

    Ja, die Schulpsychologin. Und der Englischlehrer, der ihn

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