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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Tausendfüßler. Blaue Schlinge, blaue Manschette. Schwarze Nähte, schwarze Stimmung.
    Sein jungenhaftes Gesicht wirkte ausgelaugt. »Ungefähr neunzig Sekunden war ich ein Minipromi. Aber jetzt sind die Reporter verschwunden, und die Schmerzmittel wirken nicht mehr.«
    Brauchst nur eine Ecke weitergehen , dachte Jo. Mr. Vicodin hat alles, was du brauchst.
    Er senkte den Blick. »Natürlich kann ich noch von Glück reden. Ich komme gerade vom Bestattungsunternehmen. Wollte Tasia die letzte Ehre erweisen. Einfach schrecklich.«
    Jo ließ ihm Zeit. Hinter dem Antiquitätenmarkt, am Ende des Platzes umrahmten grüne Bäume wie eine Ehrenwache die City Hall.
    Sie holte ihr Notebook heraus. »Sind Sie bereit?«
    Er zückte einen digitalen Audiorecorder. »Macht es Ihnen was aus, wenn ich das aufnehme?«
    »Überhaupt nicht.«
    Sie war überrascht, doch dafür gab es eigentlich keinen Grund. Sie hatte nur noch nie erlebt, dass jemand eine ihrer Befragungen im Rahmen einer psychologischen Autopsie mitschnitt. Aber sie hatte auch noch nie einen Autor interviewt, der vor dem Aus seines prestigeträchtigen Verlagsvertrags stand.
    Chennault fummelte mühsam an den Knöpfen herum, die Manschette behinderte ihn dabei. »Journalisten verfälschen ständig Zitate. Sie würden sich wundern, wie oft das passiert. Die Reporter schreiben Zeug auf, das den Leuten nie über
die Lippen gekommen ist. Und meistens geht es in eine negative Richtung.«
    »Ich brauche nur Fakten und Ihre Eindrücke. Ich habe keinen Grund, etwas Negatives über Sie zu verbreiten.«
    »Gut. Entschuldigen Sie mein Misstrauen, aber ich wurde gerade von einem Höhlenmenschen mit einem Stein niedergeschlagen.«
    Er drückte auf Record und schaute sie erwartungsvoll an.
    »Zunächst mal«, begann Jo. »Ist Ace ihr richtiger Name?«
    »Werfen Sie mir etwa vor, dass ich einen Decknamen benutze?«
    »Nur für die Unterlagen.«
    Er lächelte charmant. »Tut mir leid. Ace ist ein Nom de Plume. Anson ist kein besonders guter Name für ein Rock-Magazin.«
    »Und Chennault?«
    »Ganz meiner.«
    Sie notierte es. »Hat Tasia mit Ihnen über ihre Ehe gesprochen?«
    Das Lächeln veränderte sich. »Da müssen Sie schon auf das Buch warten.«
    Sie blieb ausdruckslos. »Bitte.«
    »Sorry, journalistisches Schweigerecht. Aber ich kann Ihnen zwei Dinge verraten. Tasia war total durchgedreht, und die Enthüllungen werden explosiv.«
    »Soll ich das in meinem Bericht so zitieren?«
    Er ließ die Zähne blitzen. »Bitte.«
    Vermutlich eine neue Form von viralem Marketing, die ihr nicht besonders gefiel. »Hat Tasia je was von einem Stalker erzählt?«

    Er blinzelte mehrmals, als hätte ihm jemand den Finger ins Auge gebohrt. »Wer war hinter ihr her?« Er deutete auf seine verkrusteten Nähte. »Dieser Typ?«
    »Ich weiß es nicht. Die Polizei ist dabei, die Mosaikstückchen zusammenzusetzen. Hat sie je davon geredet, dass jemand sie bedroht hat? Das heißt, jemand aus dem Reich der Realität.«
    »Außer sie , meinen Sie. Nein.« Nachdenklich lehnte er sich zurück. »Moment, einmal war da was.«
    Ein Mann trat auf sie zu. »Hier ist Sitzen verboten.«
    Ein Privat-Cop in schwarzer Schlägerkluft. Er winkte sie weg wie zwei Obdachlose.
    »Das ist eine Parkbank auf einem öffentlichen Platz«, bemerkte Jo.
    Er schaute weg. »Aber nicht während des Antiquitätenmarkts. Privatveranstaltung.« Er hatte einen Bürstenhaarschnitt und eine gepiercte Augenbraue. Auf seiner schwarzen Splitterschutzweste stand MONDO SWAT. Er war ungefähr achtzehn.
    Chennault verzog das Gesicht und deutete auf seine Schlinge. »Keine Gnade für die Verwundeten?«
    Immer noch mit abgewandtem Blick winkte der Junge erneut. »Alle müssen weitergehen. Das sind die Vorschriften.«
    Chennault lachte bissig. »Jawohl, Herr Himmler.« Er erhob sich. »Spielt eben keine Rolle, dass ich mir die Stiche eingehandelt habe, weil ich dem Einbrecher in Tasia McFarlands Haus nachgejagt bin. Dass wir dabei sind, den größten Fall der Vereinigten Staaten zu ergründen. Vorschrift ist Vorschrift.«
    Der Privat-Cop starrte ihn erstaunt an. Chennault schlenderte Richtung City Hall. Jo folgte ihm.

    Er schüttelte den Kopf. »Das haben wir von der allgemeinen Schulpflicht. Hat keine Ahnung, dass es vielleicht merkwürdig ist, Bürger von einem öffentlichen Platz zu verscheuchen.« Er warf einen Blick über die Schulter. »Ja, jetzt tut es ihm leid. Hab ihm was zu knabbern gegeben.« Er wandte sich wieder Jo zu. »Und wenn Sie

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