Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
ihn zu retten.«
    Jo schluckte. Einen Moment lang war sie versucht, in Viennas Strom von Mitleid zu versinken. Aber sie durfte nicht zulassen, dass Lecroix’ Tod Breschen in ihre Verteidigung schlug. Die Mauer musste intakt bleiben. Alles andere wäre unprofessionell und selbstzerstörerisch. Schnell schraubte sie wieder den Deckel auf den Quell der Trauer.
    Vienna schnaufte laut. »Entschuldigen Sie, ich bin ganz aufgelöst. Das war ein schlimmer Tag.« Sie nahm Jo am Ellbogen und führte sie durch den Gang. »Wer hätte das gedacht - eine Stalkerin. Armer Searle.« In ihrem Büro ließ sie sich auf den Drehstuhl plumpsen. »Die Verschwörungstheoretiker hatten also zur Hälfte recht.«
    Jo wollte ihre routiniert neutrale Miene aufsetzen, aber es gelang ihr nicht.
    »Die Ermittler von der Polizei haben mir mitgeteilt, dass sie die Untersuchung zum Tod meiner Schwester bald abschließen werden. Sie sind sich einig mit den Spinnern - sie meinen, Tasia wurde ermordet. Und sie rechnen nicht damit, sich woanders nach dem Täter umschauen zu müssen. Schließlich haben sie Petty.«
    »Sie sind zufrieden, dass sie den Fall Ihrer Schwester abhaken können. Und deswegen bin ich hier. Ich möchte mit Ihnen über die psychologische Autopsie reden.«
    Vienna zog die Brauen zusammen. »Lassen Sie mich raten. Die Polizei sieht keine Notwendigkeit, Sie noch länger für Ihre Dienste zu bezahlen. Ihr Bericht ist überflüssig.«

    »Ich soll den bisherigen Stand der Informationen zusammenfassen, die Sache aber ansonsten nicht weiterverfolgen.«
    »Sie beenden das Ganze?«
    Jo blieb stumm.
    Vienna setzte sich anders hin. »Und was steht in Ihrem Bericht?«
    »Wenn ich ihn heute Abend abgeben würde? Er wäre ohne Ergebnis. Ich hatte keine Gelegenheit, die medizinischen und psychiatrischen Unterlagen Ihrer Schwester einzusehen und die Leute auf meiner Liste zu befragen.« Sie bemühte sich um einen ruhigen Ton. »Im Moment kann ich keine Schlüsse ziehen, was die Ursache von Tasias Tod angeht. Und das bedaure ich sehr.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Haben die Verschwörungstheoretiker recht?«
    »Sie meinen, ob Noel Petty Ihre Schwester …«
    »Oder schließt die Polizei den Fall ab, weil sie politisch unter Druck gesetzt wird?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Vienna beugte sich vor. »Rob hat das Treffen mit Tasia ein paar Tage vor ihrem Tod verschwiegen. Sie hat einen Song über ein Attentat gegen sie geschrieben. Ich will nicht, dass die Polizei den Fall zu den Akten legt, solange in dieser Richtung nicht ermittelt wurde. Und Sie doch auch nicht, wenn ich Sie richtig einschätze.«
    »Was ich will, ist kaum von Belang«, erwiderte Jo.
    »Aber irgendwas stört Sie daran.« Vienna breitete die Hände aus. »Genau wie mich. Stimmt doch, oder? Petty hat Searle getötet. Ich hab nur so ein mulmiges Gefühl in der Magengrube, dass die Bullen den Fall ganz schnell abschließen
und Hurra schreien wollen. Dann können sie sich auf die Schulter klopfen und alle neugierigen Fragen abblocken.« Sie trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch. »Wie denken Sie darüber, ganz ehrlich?«
    »Erstens eine Bemerkung, zweitens eine Frage. Verlassen Sie sich nicht zu sehr darauf, dass ich Ihre Zweifel ausräumen kann. Manchmal kann ich nur eine Meinung zur wahrscheinlichen geistigen Verfassung des Opfers vor dem Tod äußern. Ich habe keine Kristallkugel.«
    »Verdammt, Sie wollen also aussteigen?«
    Jo hob die Hand. »Jetzt zu meiner Frage. Tasias Ghostwriter behauptet, dass ihre Autobiografie explosive Enthüllungen über ihre Ehe enthalten wird. Klingt das für Sie wie Marketinggeschwafel oder eher nach der Wahrheit?«
    Erschrocken riss Vienna die Augen auf. »Was denn für Enthüllungen?«
    »Das will er nicht verraten.«
    Vienna schüttelte den Kopf. »Das einzig Explosive in dieser Ehe war Tasia. Sie ist ständig in die Luft geflogen. Ein Zusammenleben mit ihr war unmöglich. Wollen Sie die traurige Wahrheit hören? Sie hat Rob mitgerissen. Er dachte, dass sie verrückt auf ihn ist - weil sie immer so aufgedreht, so lebendig, so begeistert war, wenn sie ihn gesehen hat. Aber in Wirklichkeit war sie bloß manisch. Entscheidend für sie war, im Mittelpunkt zu stehen. Es ging gar nicht um ihn, sondern nur um sie.« Vienna stockte. »Sie hat ihm das Herz gebrochen.«
    Jo nickte. Bipolare Menschen waren zwar häufig charismatisch und einnehmend, aber sie ließen sich auch nur oberflächlich auf andere ein.

    Vienna verschränkte die

Weitere Kostenlose Bücher