Die Capitana - Roman
wollte, wie sie an dieses Papier gekommen war, aber das sagte er ihr nicht. Eine Geländezeichnung? Hat sie vielleicht noch mehr davon?, fragte er sie, mehr um herauszufinden, wie weit sie gehen würde, als aus echtem Interesse. Das Wort Geländezeichnung hatte sie wahrscheinlich von Ramírez aufgeschnappt. Dass die Frau des sozialistischen Oberbefehlshabers der Milizen sich alle Mühe gab, Kollaborateurin zu werden, rührte ihn. Die Geschichte mit ihr hatte sich für ihn erledigt. Er würde noch ein paar Mal mit ihr schlafen, ungestüm, wie Ethelvina es mochte, als Gegenleistung für das wertvolle Geschenk, das sie ihm gemacht hatte: den Aufenthaltsort von Mika Etchebéhère. Mika Feldman, Ruvin würde nie vergessen, dass sie Russin war, wie fast alles russisch war, wofür er etwas übrighatte.
Er fragte sich, wo Mika abgeblieben war, seit Cerro de Ávila hatte er ihre Spur verloren, von seinem Informanten erfuhr er dann, das sie in Puerta de Hierro gewesen war und mit Ramírez geredet hatte, aber der Nichtsnutz war ihr nicht gefolgt. Und jetzt brachte ihm Ethelvina die Information auf dem Silbertablett. Sie hatte Ramírez ihren Aufenthaltsort entlockt, diese Frau hatte ihn wirklich in der Hand.
Er wusste den Namen der Straße, die ungefähre Höhe, aber nicht die Nummer, und auch nicht in welchem Stock die Wohnung lag, in der sie sich aufhielt.
Auf jeden Fall war es ungünstig, sie dort festzunehmen, die Wohnung gehörte einem Verwandten eines Compañero, so etwas hatte Ethelvina gesagt. Jemandem vom POUM ?, hatte er in seiner Rolle als Kozlov von ihr wissen wollen. Sie war sich nicht sicher, sie hatte nicht nachfragen wollen, um Augusto nicht misstrauisch zu stimmen, aber das würde sie so schnell wie möglich herausfinden.
Schöne Frau, geliebte Kameradin, Andrei kniff sie in den Po, leckte ihr die linke Brustwarze und dann die rechte, genüsslich, denn das Bild von Mika schob sich ihm dazwischen und seine Hände machten, was sie wollten. Schluss. Du musst gehen, Ethelvina, sonst schöpft dein Mann noch Verdacht.
Wenn die Wohnung, in der Mika sich aufhält, jemandem vom POUM gehört, ist ein Spielzug zu diesem Zeitpunkt unklug. Der Plan ist ein anderer. Seine Anführer werden wie Mäuse in die Falle gehen, die sie ihnen in Barcelona aufstellen, und dann können sie sie alle auf einmal festnehmen. Bis dahin werden sie Largo Caballero bereits losgeworden sein, mit Negrín als Regierungschef werden sie mehr Handlungsspielraum haben. Der Auftrag ist klar: die vollkommene Auslöschung des POUM .
Aber so lange muss er nicht warten, um Mika zu bekommen. Dieser aberwitzige Zettel kann ihm dabei behilflich sein, ferner die Information der Sowjetischen Geheimpolizei, dass Mika zur Zeit von Hitlers Machtergreifung in Deutschland gelebt hat, dass sie zum Kader des internationalen Trotzkismus gehört, eine Feindin der UdSSR, von Stalin und der spanischen Republik ist.
Und seine persönliche Feindin, obwohl er das natürlich niemandem sagen wird.
Feindin? Ein Jammer, dass eine Frau mit ihrer Begabung, die eine Truppe befehligt, zu einer Marionette der Verräter geworden ist. Ruvin ist überzeugt, dass Mika ein hervorragendes Kadermitglied wäre, wenn sie nur begreifen und eine vollkommene Kehrtwende vollziehen würde, sich bekennen und ihre Arbeitskraft der Partei zur Verfügung stellen würde. Wenn sie ihre Fehler, ihre Verirrungen uminterpretieren könnte in einen Dienst an der Sache. Diese Idee erregt ihn: sie selbst als Falle, als süßer Köder, an dem die verräterischen Fliegen festkleben würden. Eine rasche Grundausbildung könnte Ruvin selbst ihr geben, später in der UdSSR könnte sie die Einzelheiten dazulernen.
In dieser Nacht ersann Ruvin Andrelevicius einen ebenso außergewöhnlichen wie aberwitzigen Plan: aus dir eine Agentin des Geheimdienstes der Sowjetunion zu machen, mit ihm selbst als dein Ausbilder, dein Mentor.
Und wenn sie diese einzigartige Chance, die er ihr bietet, nicht annimmt: ein Geständnis erzwingen (mit allen dafür notwendigen Mitteln) – und sie erschießen.
Sie stand vor der Haustür in der Calle León, den Schlüssel in der Hand, aber sie kam nicht dazu, ihn im Schloss umzudrehen, denn der Ruf des Polizisten hielt sie auf: sie solle sich ausweisen.
Der Mann musste schon eine Weile dort gestanden und auf sie gewartet haben. Es war spät, schon nach Mitternacht, und keine Menschenseele auf der Straße.
Mika zeigte ihm ihren Milizenausweis. Er drehte und wendete ihn, als würde
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