Die Chaos-Kompanie
erinnernden Statur war seine Haltung ladestockgerade; er trug zudem das selbstgefällige Lächeln eines reichen Barons zur Schau, der seinen Bauern betrachtete. Der offensichtliche Grund für seine Selbstzufriedenheit und der Auslöser der begeisterten Pfiffe war seine Uniform.
Anstelle seiner gewöhnlichen ausgefransten Uniform erstrahlte Harry in einem baumwollsamtenen Overall von reinstem Mitternachtsschwarz. Die Veränderung gegenüber seinem normalerweise wildverwegenen Aussehen war überwältigend, und der Kontrast zwischen ihm und seinen schlammverkrusteten Bewunderern ließ ihn wirken, als sei er soeben einem Rekrutierungsplakat entstiegen.
»Großer Ballsaal bereit, Herr Hauptmann!«
Jeglicher Ärger, den Narrisch seinem Versorgungsfeldwebel gegenüber verspürt haben mochte, wurde rasch von seiner Belustigung angesichts Harrys offensichtlicher Freude an der Uniform verdrängt. Es war klar, dass der Feldwebel es nicht fertiggebracht hatte, der Versuchung zu widerstehen, mit seiner neuen Aufmachung zu protzen, und den Vorwand, Meldung zu erstatten, nur benutzt hatte, um damit vor der Kompanie auftreten zu können. Narrisch unterdrückte ein Lächeln und erwiderte den Gruß.
»Danke, Schoko. Wir sind gleich da. Sagen Sie allen, sie sollen sich in Bereitschaft halten.«
»Jawohl, Herr Hauptmann!«
Eine auffällige Ehrenbezeigung folgte, die der Kommandant erwidern musste, bevor er sich wieder der Kompanie zuwandte.
»Wie ich gerade sagte, sobald ihr euch gesäubert habt, meldet ihr euch im großen Ballsaal. Wie ihr vielleicht bemerkt habt, sind eure neuen Uniformen heute angekommen, und es warten bereits Schneider auf eure letzten Anproben. Weitermachen!«
Seine abschließenden Worte wurden beinahe von einem lauten Begeisterungsgeheul übertönt, als die Legionäre sich vorwärts in das Hotel ergossen, wobei sie sich kaum an den Befehl ihres Kommandanten bezüglich der Zeitungen erinnerten.
Narrisch bemerkte, dass Schokoladen-Harry von einem Pulk Legionäre umringt wurde, die seine Uniform bewunderten, während sie darauf warteten, bis sie bei den Aufzügen an der Reihe waren.
»Feldwebel?«
»Ja, Herr Hauptmann?«
Der Versorgungsfeldwebel riss sich von seinen Bewunderern los und eilte zu Narrisch hinüber.
»Entspannen Sie sich, Schoko. Die Uniform steht Ihnen großartig.«
»Danke, Herr Hauptmann. Ich meine ... das tut sie doch wirklich, nicht wahr?«
Harry machte einen langen Hals und versuchte, ein Abbild von sich in einem der Spiegel in der Hotelhalle zu erhaschen.
»Ich war allerdings der Ansicht, bei dieser Uniform seien Ärmel vorgesehen gewesen.«
»Sie kam so auch aus der Schachtel«, gestand der Feldwebel, »aber ich habe ein paar Worte mit dem zuständigen Mann geredet und ihn davon überzeugt, dass die Ärmel abgeschnitten werden können. So gefällt es mir besser man kann sich leichter drin bewegen.«
Er schwang die Arme vor und zurück und spannte dann, wie um seine Ansicht zu bekräftigen, seinen beachtlichen Bizeps.
»Ich sehe, was Sie meinen, Schoko. Vielleicht probiere ich das auch mal bei ein paar von meinen Uniformen aus.«
Narrisch unterdrückte die vor seinem inneren Auge aufblitzenden Visionen von der Konfrontation zwischen Harry und dem Designer der Uniform.
»Tun Sie das, Herr Hauptmann. Funktioniert prima. Muss jetzt gehen. Wird eine Zeitlang richtig was los sein da drinnen.«
»Gut. Weitermachen, Feldwebel.«
Der Kommandant blickte ihm nach, während er verschwand, dann ging er mit der übertriebenen Sorgfalt eines Schurken im Melodram auf Zehenspitzen hinüber zur Rezeption.
»Entschuldigen Sie, Bombest?«
»Ja, Herr Narrisch?«
»Irgendwann gleich wird ein Charlie Daniels vorbeikommen, der nach mir sucht. Wenn er an der Rezeption haltmacht, lassen Sie ihn bitte einfach hinauf in mein Penthouse kommen. Ich wäre Ihnen sehr verbunden.«
»Gewiss, H ... äh, ist das zufälligerweise etwa Charles Hamilton Daniels III?«
»Ja. Schicken Sie ihn rauf, sobald er auftaucht.«
»Herr Daniels?«
Die drahtige Gestalt in der Penthousetür nickte als Antwort auf Beekers Anfrage.
»Ja. Ich möchte zu Hauptmann Joker.«
Der Butler zögerte nur einen winzigen Augenblick, bevor er beiseite trat, um den Besucher einzulassen.
»Netten Laden haben Sie hier«, sagte der Besucher. Er schaute sich genau um, während er durch das Penthouse schlenderte. »Schön viel Platz.«
»Eigentlich ist hier mehr Platz, als ich brauche ... oder als mir wirklich angenehm ist«,
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