Die Chaos Queen
Brüste.
»Tango?«, fragte Mama Macaroni. »Was soll das heißen? Wer ist dieser große Mensch in Orange?«
»Das ist meine Freundin Lula«, erklärte ich.
»Deine Freundin? Nein. Nix Freundin. Was glaubst du, hier ist eine Party?«
»He, regen Sie sich ab«, sagte Lula zu Mama. »Ich will nur meine Sachen abholen. Ich bin ein ganz normaler Kunde.«
Ich stellte das Karussell an und suchte Lulas gereinigte Kleidungsstücke. Der Motor summte, in Plastik gehüllte Klamotten auf Kleiderbügeln zogen an mir vorbei, angetrieben von einem System über unseren Köpfen.
»Die von Vinnie und Connie nehme ich auch mit«, erklärte Lula.
Mama rutschte von ihrem Hocker. »Du nimmst gar nichts, bis ich sage. Ich will die Zettel sehen. Wo ist die Zettel?«
Ich hatte Lulas Sachen in der Hand. Mama trat vor mich.
»Was steht da auf die Zettel? Was ist das mit Rabatt?«
»Sie haben gesagt, ich bekomme Rabatt«, sagte ich und bemühte mich, reichlich erfolglos, nicht auf den Leberfleck zu starren.
»
Du
hast Rabatt. Diese dicke Kürbis da hat kein Rabatt.«
»He, Moment mal kurz«, sagte Lula, schob die Unterlippe vor und stützte die Hände in die Hüften. »Zu wem haben Sie gerade Kürbis gesagt?«
»Zu
dir
«
,
entgegnete Mama Macaroni. »Guck dich doch an! Du bist eine dicke fette Kürbis. Und hier gibt es kein Rabatt für Kürbis.« Mama drehte sich zu mir um. »Du willst hier krumme Sachen drehen. Jeder bekommt Rabatt, was? Wir haben nix zu verschenken. Keine Geschenke für Kürbisse. Ah, vielleicht du bekommst Schmiergeld. Du glaubst, du kannst Geld in deine Tasche stecken.«
»Ich bin nicht gerne unhöflich zu alten Menschen«, sagte Lula, »und älter wie du geht ja wohl kaum noch. Du bist alt wie Dreck, aber das heißt noch lange nicht, dass du meine Freundin beleidigen kannst. Das mache ich nicht mit! Auf den Zug springe ich nicht. Hast du mich verstanden?«
Der Schmerz hinter meinem rechten Auge strahlte jetzt in den ganzen Kopf aus, in meinem Magen liefen kleine Männer mit spitzen Hüten und spitzen Schuhen herum. Ich musste Lula auf die Straße befördern. Wenn Mama Macaroni sie noch einmal einen Kürbis nannte, würde Lula die Alte zerquetschen, bis sie nicht mehr Mama Macaroni, sondern Mama Pfannkuchen hieß.
Ich schob Lula ihre Klamotten zu, aber Mama Macaroni kam dazwischen. »Her mit die Sachen!«, brüllte sie. »Bekommt sie erst, wenn sie die ganze Preis bezahlt. Vielleicht auch gar nicht mehr. Vielleicht behalte ich als Beweis, dass sie uns beklaut.«
»Ich brauche den roten Pulli«, beharrte Lula. »Das ist mein allerschönster!«
»Pech gehabt«, gab Mama zurück. »Muss man vorher überlegen, bevor man bei uns klaut.«
»Jetzt reicht’s mir aber«, sagte Lula. »Ich habe nichts geklaut. Und diese Arroganz passt mir ganz und gar nicht. Ich bin jetzt Kopfgeldjägerin, ich hab keine Zeit für so was, als ob ich Sekretärin wäre.«
Lula setzte ein Knie auf die Theke, wollte zu Mama Macaroni und ihren Klamotten hinübersteigen.
»Hilfe! Polizei!«, kreischte die Alte.
»Polizei, dass ich nicht lache«, sagte Lula. Schon war sie über die Theke und wollte sich auf Mama Macaroni stürzen.
Mama sprang zur Seite und krabbelte um einen Rollcontainer herum. Lulas gereinigte Wäsche an die Brust gedrückt. Gina Macaroni und drei andere Frauen kamen aus dem Hinterzimmer herbeigelaufen. Alle schrien auf Italienisch durcheinander.
Gina schwang einen Besen wie einen Baseballschläger. »Was ist hier los?«, wollte sie wissen.
»Diebe! Räuber!«, rief Mama. »Die wollen von uns klauen. Schlag sie mit die Besen! Schlag richtig zu! Hau ihnen die Kopf ab!«
»Die Alte ist total durchgedreht«, meinte Lula. »Ich will nur meine gereinigten Sachen zurück. Ich hab ganz normal dafür bezahlt.« Lula holte ihre Glock aus der Handtasche. Alle Frauen schrien auf und ließen sich zu Boden fallen. Außer Mama Macaroni. Die zeigte Lula einen Vogel.
»Geben Sie ihr besser die Sachen«, riet ich Mama Macaroni. »Sie ist wirklich gefährlich. Sie hat schon viele Menschen erschossen.« Das war ein bisschen geschwindelt. Lula hatte
auf
viele Menschen geschossen. Meines Wissens hatte sie noch nie getroffen.
»Macht mir keine Angst«, sagte Mama. Sie griff unter ihren langen schwarzen Rock, zog eine Halbautomatik hervor und legte los. Wild ballerte sie herum. Sie traf nur die Lampen, der Putz fiel von der Decke, aber deswegen war es nicht weniger erschreckend … oder, was das anging, weniger gefährlich.
Lula
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