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Die Chaos Queen

Die Chaos Queen

Titel: Die Chaos Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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dass alles halb so wild ist«, sagte ich. »Erzähl Morelli das mit der Bombe. Und dass ich seinen Geländewagen nehme.«
    »Du bist ziemlich blass«, bemerkte Lula.
    »Ja, aber ich bin nicht umgekippt und habe mich nicht übergeben, also was soll’s!«
    Ich fuhr Morellis Wagen aus der Garage und steuerte das erste Ziel auf meiner Liste an, ein Partygeschäft an der Route 33 im Ort Hamilton. Nach der letzten Zählung hatte Valerie drei Brautjungfern, eine Ehrenbrautjungfer (mich) und zwei Blumenmädchen (Angie und Mary Alice). Wir fuhren mit sechs Autos. Beim Partyausstatter gab es Puppen in phantasievollen Kleidern für die Motorhaube, Schleifen für alle Türgriffe und Kreppbänder, die hinten am Auto befestigt wurden. Alles war farblich auf das Kleid abgestimmt, das die Person im Auto trug. Meins war auberginefarben. Konnte es noch schlimmer kommen? Ich würde aussehen wie ein Totengräber.
    »Ich wollte die Autodekoration für die Hochzeit von Valerie Plum abholen«, sagte ich zu der jungen Frau hinter der Theke.
    »Die steht hier schon zur Abholung bereit«, entgegnete die Angestellte. »Aber mit einer stimmt was nicht. Ich weiß nicht, was da schiefgelaufen ist. Die Frau, die für uns arbeitet, ist sonst immer so gewissenhaft. Eine der Puppen sieht aus wie … wie eine Aubergine.«
    »Das ist eine vegetarische Hochzeit«, erklärte ich. »New Age und so.«
    Ich schleppte die sechs Kartons zum Auto und fuhr sie zu meinen Eltern. Der Geländewagen blieb draußen im Leerlauf, ich brachte die Kartons hinein, stellte sie auf dem Küchentisch ab und stürzte wieder los.
    »Wo willst du so schnell hin?«, fragte Grandma. »Willst du kein Sandwich? Wir haben Olivenbrot.«
    »Keine Zeit. Hab heute viel zu erledigen. Und ich muss zurück zu Morelli.« Außerdem wollte ich das Auto nicht so lange unbewacht lassen, dass Spiro die nächste Bombe anbringen konnte.
    Meine Mutter stand am Herd und rührte einen Vanillepudding an. »Ich hoffe, es geht Joseph schon besser. Das war ja schrecklich gestern Nacht.«
    »Er sitzt auf der Couch und guckt Fernsehen. Sein Bein tut noch weh, aber das wird schon wieder.« Ich sah Grandma Mazur an. »Ich soll dir ausrichten, dass der Deckel drauf war, und angeblich ist Mama Macaroni ohne Leberfleck ins Jenseits gegangen. Morelli meint, der Amtsarzt glaubt, dass der Leberfleck noch irgendwo auf dem Parkplatz rumliegt, aber wahrscheinlich ist nach dem ganzen Rumgetrampel am Tatort nicht mehr viel davon übrig.«
    »Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich nur dran denke«, sagte Grandma. »Vielleicht läuft jetzt einer mit Mama Macaronis Leberfleck unter dem Schuh herum.«
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie meine Mutter eine Flasche aus dem Schrank nahm, zwei Fingerbreit Whisky in ein Saftglas goss und es sich hinter die Binde kippte. Das Bügeln reichte scheinbar nicht mehr.
    »Ich muss los«, sagte ich. »Wenn mich jemand braucht, ich bin bei Morelli. Er braucht ein bisschen Hilfe.«
    »Die Organistin in der Kirche will wissen, ob sie dich beim Cellospielen begleiten soll«, sagte Grandma. »Ich habe sie heute Morgen auf dem Markt getroffen.«
    Ich schlug mir mit dem Handrücken gegen die Stirn. »Ach, bei der ganzen Aufregung hab ich das ganz vergessen! Ich habe gar kein Cello mehr. Ich hab’s verschenkt. Es war zu sperrig. Du weißt ja, wie das mit einer kleinen Wohnung ist. Man hat nie genug Platz.«
    »Aber du hast dein Cello so geliebt«, meinte Grandma.
    Ich bemühte mich, einen angemessen reuigen Ausdruck auf mein Gesicht zu zaubern. »So ist das halt. Man muss Prioritäten setzen.«
    »Wer hat das Cello bekommen?«
    »Wer?« Mein Hirn raste. Wer hatte das Cello bekommen?
    »Meine Cellolehrerin«, sagte ich. »Ich hab’s meiner Cellolehrerin geschenkt.«
    »Kennen wir die?«
    »Nein. Sie wohnte in New Hope. Aber sie ist weggezogen. Nach South Carolina. Das war der zweite Grund, warum ich aufgehört habe. Als meine Cellolehrerin weg war, hatte ich keine Lust, mir eine neue zu suchen. Deshalb habe ich ihr das Cello zurückgegeben. Es war nämlich eigentlich ihrs.« Manchmal war ich wirklich beeindruckt von meiner Fähigkeit, Blödsinn zu produzieren. Wenn ich einmal in Fahrt war, sprudelte es nur so aus mir heraus. Innerhalb von Sekunden konnte ich ein völlig autonomes Paralleluniversum erschaffen.
    Ich sah auf die Uhr. »Huh, so spät ist es schon! Ich hab’s eilig!«
    Mit diesen Worten schnappte ich mir ein paar Plätzchen vom Küchentisch und lief nach draußen zum Auto. Ich

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