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Die Chaos Queen

Die Chaos Queen

Titel: Die Chaos Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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der Rettungswagen blitzten in der Gasse, die Scheinwerfer leuchteten auf Morellis Hinterhof. In einem Umkreis von drei Häusern war die Garage vom Himmel herabgeregnet. Einige Teile hatten noch gequalmt, aber keines hatte gebrannt. Der Geländewagen brannte hell, aber nicht lange. Somit hatte das Feuer sich praktisch selbst gelöscht, noch bevor der erste Schlauch ausgerollt worden war.
    Ryan Laski steuerte über den Hof auf Morelli zu. »Ich meine, ein beunruhigendes Muster zu erkennen«, sagte er. »Wurde jemand verletzt … oder bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt?«
    »Nur Sachschaden«, antwortete Morelli.
    »Ich habe ein paar Kollegen rumgeschickt, um mit den Nachbarn zu sprechen. Schwer zu glauben, dass keiner diesen Typen je sieht. Eigentlich ist das hier keine Gegend, wo sich jeder nur um sich selbst kümmert.«
    Der Sendewagen eines lokalen Fernsehsenders kam in die Gasse gefahren.
    Laski sah kurz hinüber. »Das wird aber eine große Enttäuschung sein. Die hoffen mit Sicherheit auf verstümmelte Leichen.«
    Der Schauplatz eines Unglücks hat etwas Hypnotisches: Die Zeit vergeht, ohne dass man es bemerkt; alles verschwimmt in einem Meer von Geräuschen und Farben. Als der erste Feuerwehrwagen wieder fortfuhr, sah ich auf die Uhr und stellte überrascht fest, dass ich nur noch zehn Minuten Zeit hatte, um rechtzeitig bei Marsillio einzulaufen.
    »Das Probeessen!«, erinnerte ich Morelli. »Ich hab das Probeessen ganz vergessen.«
    Ausdruckslos starrte Morelli auf die verkohlten Überreste seiner Garage und das schwarze Skelett seines Autos. »Immer wenn man glaubt, es könnte nicht schlimmer kommen …«
    »So schlimm wird das Essen nicht.« Das war eine faustdicke Lüge, aber sie zählte nicht, weil wir beide wussten, dass es so war. »Wir brauchen ein Auto«, sagte ich. »Wo ist Laski? Wir können doch seins nehmen.«
    »Das ist ein Polizeiwagen. Man kann nicht mit einem Streifenwagen zum Probeessen fahren.«
    Ich sah auf die Uhr. Noch neun Minuten! Scheiße. Ich wollte keinen aus meiner Familie anrufen. Es war mir lieber, wenn sie erst morgen aus der Zeitung von diesem Zwischenfall erfuhren. Und Joe hatte bestimmt keine Lust, von Ranger chauffiert zu werden. Lula war eine Möglichkeit, aber sie würde zu lange brauchen, um herzukommen. Ich suchte die Leute ab, die noch auf Morellis Hof standen. »Hilf mir doch mal, ja?«, sagte ich zu Morelli. »Ich kann nicht mehr klar denken. Ich krieg die Krise.«
    »Ich kann ja fragen, ob uns einer hinfährt«, schlug Morelli vor.
    Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Big Blue! »Warte kurz! Ich hatte gerade einen Geistesblitz! Der Buick steht doch noch vor dem Haus.«
    »Meinst du den Buick, der da unbewacht rumsteht? Der Buick, unter dem höchstwahrscheinlich eine Bombe klebt?«
    »Ja, den meine ich.«
    Jetzt begann Morelli, sich ernsthaft nach einem Chauffeur umzusehen. »Ich finde ganz bestimmt jemanden, der …«
    Ich hörte die Zeit ticken. Ich sah auf die Uhr. Noch sieben Minuten. »Ich habe noch sieben Minuten«, verkündete ich.
    »Das hier sind außergewöhnliche Umstände«, erklärte Morelli. »Meine Garage wird nicht jeden Tag in die Luft gejagt. Das versteht deine Familie ganz bestimmt.«
    »Tut sie nicht. Bei mir kommt so was jeden Tag vor.«
    »Stimmt«, gab Morelli zu. »Aber ich steige nicht in den Buick. Und du auch nicht!«
    »Ich bin vorsichtig«, sagte ich. Dann lief ich durchs Haus und schloss hinter mir ab. Als ich vor dem Buick stand, zögerte ich. Mein Leben war zwar nicht der Knaller, aber sterben wollte ich trotzdem noch nicht. Insbesondere missfiel mir die Vorstellung, dass ich über das halbe Land verstreut werden könnte. Also, was war stärker: meine Angst vor dem Tod oder die Angst, nicht zum Probeessen zu erscheinen? Los, gar nicht nachdenken. Ich schloss den Buick auf, sprang hinters Lenkrad und schob den Schlüssel in die Zündung. Nichts flog mir um die Ohren. Ich fuhr um den Block, bog in die Gasse ab und parkte so, dass Morellis Weg so kurz wie möglich war. Während ich ihn holte, ließ ich den Motor laufen.
    »Du bist total durchgeknallt«, sagte er.
    »Ich hab vorher genau nachgeguckt. Ich schwöre.«
    »Hast du nicht. Das weiß ich genau. Du hattest gar nicht genug Zeit. Du hast einfach nur tief durchgeatmet, die Augen zugemacht und bist eingestiegen.«
    »Nur noch fünf Minuten!«, kreischte ich. »Ich hab nur noch fünf Minuten! Kommst du jetzt mit, oder was?«
    »Dir ist echt nicht mehr zu helfen.«
    »Na,

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