Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2

Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
Vom Netzwerk:
wieder und schritt darauf durch die überfüllte Gaststube mit einer stolzen und edlen Miene, so wie er sie wohl getragen hatte, als er vom König zum Ritter geschlagen worden war.
    Tanis erhob sich. Sturm ging erst zu ihm und warf seine Arme um den Freund. Tanis drückte ihn fest an sich und spürte die starken, sehnigen Arme des Ritters, die ihn herzlich umfaßten. Dann gingen beide einen Schritt zurück, um sich einen kurzen Augenblick zu mustern.
    Sturm hat sich nicht verändert, dachte Tanis, nur um seine traurigen Augen sind mehr Linien, mehr Grau ist in seinem braunen Haar. Der Umhang ist ein bißchen abgetragener. Die uralte Rüstung hat ein paar Dellen mehr. Aber der wallende Schnurrbart des Ritters – sein ganzer Stolz – war lang und schwungvoll wie eh und je, sein Schild strahlend poliert, seine braunen Augen wie immer herzlich, wenn er seine Freunde traf.
    »Und du hast einen Bart«, sagte Sturm belustigt.
    Dann wandte sich der Ritter Caramon und Flint zu, um sie zu begrüßen.Tolpan flitzte wieder davon, um mehr Bier zu besorgen, denn Tika war zu anderen Gästen fortgerufen worden.
    »Ich grüße dich, Ritter«, wisperte Raistlin aus seiner Ecke.
    Sturms Gesicht wurde feierlich, als er den anderen Zwilling erblickte. »Raistlin«, sagte er.
    Der Magier zog seine Kapuze weg, so daß das Licht auf sein Gesicht fiel. Sturm war zu gut erzogen, um sein Erstaunen zu zeigen. Aber seine Augen weiteten sich. Tanis stellte fest, daß der junge Magier ein zynisches Vergnügen an der Verlegenheit seiner Freunde entwickelte.
    »Kann ich dir etwas bestellen, Raistlin?« fragte Tanis.

    »Nein danke«, antwortete der Magier und verschwand wieder im Schatten.
    »Er ißt praktisch nichts«, sagte Caramon besorgt. »Ich glaube, er lebt von der Luft.«
    »Einige Pflanzen leben von der Luft«, bemerkte Tolpan, der mit einem Krug Bier für Sturm wiedergekommen war. »Das hab’ ich gesehen. Ihre Wurzeln saugen Nahrung und Wasser aus der Atmosphäre.«
    »Wirklich?« Caramon bekam große Augen.
    »Ich weiß nicht, wer der größere Idiot ist«, sagte Flint voller Abscheu. »Nun, wir sind alle da. Gibt es Neuigkeiten?«
    »Alle?« Sturm sah Tanis fragend an. »Kitiara?«
    »Kommt nicht«, erwiderte Tanis mit fester Stimme. »Wir haben gehofft, daß du uns etwas sagen könntest.«
    »Nein.« Der Ritter runzelte die Stirn. »Wir reisten gemeinsam Richtung Norden und trennten uns, bald nachdem wir die Meerengen bei Alt-Solamnia überquert hatten. Sie wollte Verwandte ihres Vaters aufsuchen, sagte sie. Das war das letzte, was ich von ihr gesehen habe.«
    »Nun, vermutlich war es das.«Tanis seufzte. »Was ist mit deinen Verwandten, Sturm? Hast du deinen Vater gefunden?«
    Sturm hob an zu erzählen, aber Tanis hörte seinen Geschichten über seine Reise in das Land seiner Vorfahren nur halb zu. Seine Gedanken waren bei Kitiara.Von all seinen Freunden hatte er sich am meisten nach ihr gesehnt. Nachdem er fünf Jahre lang versucht hatte, ihre dunklen Augen und ihr verschmitztes Lächeln aus seinen Gedanken zu verbannen, mußte er entdecken, daß seine Sehnsucht nach ihr mit jedem Tag zunahm. Zügellos, impulsiv, leidenschaftlich – diese Kämpferin stellte all das dar, was Tanis nicht war. Sie war aber ein Mensch, und die Liebe zwischen Menschen und Elfen mußte in einer Tragödie enden. Trotzdem konnte Tanis sie nicht mehr aus seinem Herzen reißen, so wie er auch nicht seine menschliche Hälfte aus seinem Blut herausfiltern konnte. Er riß sich aus seinen Gedanken und fing an, Sturm zuzuhören.
    »Ich habe Gerüchte gehört. Einige sagen, mein Vater ist tot.
Andere sagen, daß er lebt.« Sein Gesicht verdunkelte sich. »Aber niemand weiß, wo er sich aufhält.«
    »Dein Erbe?« fragte Caramon.
    Sturm lächelte ein melancholisches Lächeln, das die Kerben in seinem stolzen Gesicht glättete. »Das trage ich am Körper«, antwortete er schlicht. »Meine Rüstung und meine Waffe.«
    Tanis beugte sich und sah, daß der Ritter ein zwar altmodisches, aber prächtiges zweihändiges Schwert trug.
    Caramon stand auf und spähte über den Tisch. »Das ist ein wunderschönes Schwert«, sagte er. »Heutzutage wird so etwas nicht mehr angefertigt. Mein Schwert ist bei einem Kampf mit einem Oger zerbrochen. Theros Eisenfeld hat heute eine neue Klinge angepaßt, aber es hat mich sehr viel gekostet. So bist du jetzt also ein Ritter?«
    Sturms Lächeln verschwand. Er ignorierte die Frage und fuhr liebevoll über den Schwertgriff. »Nach der

Weitere Kostenlose Bücher