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Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2

Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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Gras zu stapfen.
    Tanis blickte zu Flußwind.
    »Marulina!« rief der Barbar ihr nach. Er folgte ihr und griff nach ihrem Arm. »Nikh pat-takh merilar!« sagte er streng.
    Sie starrte zu ihm hoch, ihre Augen waren so blau und so kalt wie der Morgenhimmel. »Nein«, sagte sie resolut, »ich gehe zu unserem Dorf. Es ist unsere Schuld, wenn dort etwas passiert. Es ist mir egal, ob da Tausende von diesen Ungeheuern warten. Ich will mit unserem Volk sterben, so wie es meine Pflicht ist.« Ihre Stimme erstarb.Tanis’ Herz schmerzte vor Mitgefühl.
    Flußwind legte seinen Arm um sie, und zusammen gingen sie der aufsteigenden Sonne entgegen.
    Caramon räusperte sich. »Ich hoffe, daß ich Tausende von diesen Dingern treffe«, brummte er und hob sein Gepäck und das seines Bruders hoch. »He«, sagte er erstaunt. »Sie sind
schwer.« Er blickte in seinen Rucksack. »Proviant. Für mehrere Tage. Und mein Schwert ist wieder da!«
    »Zumindest brauchen wir uns über eine Sache keine Sorgen zu machen«, sagte Tanis düster. »Wie geht es dir, Sturm?«
    »Gut«, antwortete der Ritter. »Nach diesem Schlaf geht es mir sehr viel besser.«
    »Dann laßt uns aufbrechen. Flint, wo ist Tolpan?« Als Tanis sich umdrehte, wäre er fast über den Kender gestolpert, der direkt hinter ihm stand.
    »Arme Goldmond«, sagte Tolpan leise.Tanis klopfte ihm auf die Schulter. »Vielleicht ist es nicht so schlimm, wie wir befürchten«, sagte der Halb-Elf und folgte den Barbaren durch das hohe Gras. »Vielleicht haben die Barbaren sie besiegt, und es sind Siegesfeuer.«
    Tolpan seufzte und sah zu Tanis hoch. »Du bist ein verdammter Lügner, Tanis«, sagte der Kender. Er hatte das Gefühl, daß der Tag sehr lang werden würde.
     
    Dämmerung. Ein fahler Sonnenuntergang. Gelbe und braune Strahlen überzogen den Himmel und versanken dann in einer trüben Nacht. Die Gefährten saßen um ein Feuer gekauert, das keine Wärme bot, denn auf Krynn gab es keine Flamme, die die Kälte aus ihren Seelen hätte nehmen können. Sie sprachen nicht miteinander, sondern starrten nur ins Feuer und versuchten sich einen Reim auf das zu machen, was sie gesehen hatten, versuchten, im Sinnlosen einen Sinn zu finden.
    Tanis hatte in seinem Leben schon viel Schreckliches erlebt. Aber das verwüstete Dorf Que-Shu würde in seinen Erinnerungen immer das Symbol des Kriegsgrauens bleiben.
    Aber wenn er versuchte, die Bilder von Que-Shu heraufzubeschwören, so waren es immer nur flüchtige Bilderfetzen – sein Geist weigerte sich, das schreckliche Erlebnis von neuem vor seinen Augen erstehen zu lassen. Seltsam genug, daß er sich an die geschmolzenen Steine in Que-Shu erinnerte, und merkwürdigerweise sogar sehr lebhaft. Nur in seinen Träumen sah er
die verkrümmten und geschwärzten Körper, die neben den rauchenden Steinen lagen.
    Die riesigen Steinmauern, die Steintempel und Steingebäude, die geräumigen Steinhäuser mit ihren Felshöfen und ihren Skulpturen, die große Steinarena – alles war geschmolzen wie Butter an einem heißen Sommertag. Die Steine glühten noch, obwohl das Dorf offensichtlich schon einige Tage zuvor angegriffen worden war.Aber welches Feuer auf Krynn konnte Stein zum Schmelzen bringen?
    Er erinnerte sich an ein knarrendes Geräusch, das er gehört und das ihn verwirrt hatte. Er hatte sich gefragt, was es sein konnte. Bis er dann die Ursache dieses einzigen Geräusches in dem totenstillen Dorf ausmachen konnte. Er rannte durch das zerstörte Dorf, bis er es sah. Er erinnerte sich, die anderen gerufen zu haben, bis sie schließlich gekommen waren. Sie starrten auf die geschmolzeneArena.
    Riesige Steinblöcke hatten sich aus den Seiten der schüsselförmigen Vertiefung gelöst und bildeten geschmolzene Felswellen auf dem Boden der Arena. In der Mitte – auf dem schwarzverkohlten Gras – stand ein einfacher Galgen. Zwei stabile Pfosten mußten mit unvorstellbarer Kraft in den verbrannten Boden gerammt worden sein. Fünfzehn Meter über dem Gras war ein Querbalken durch die beiden Pfosten gezogen. Das Holz war verkohlt und blasig. Obenauf hockten Aasgeier. Drei Ketten schwangen hin und her. Das war der Grund des knarrenden Geräusches. An jeder Kette schaukelte, an den Füßen aufgehängt, ein Leichnam. Die Körper waren nicht menschlich, es waren Hobgoblin. Über den Querbalken war jeweils ein Brustpanzer mit einer zerbrochenen Schwertklinge befestigt. Auf diesen zerdellten Panzern waren in der Umgangssprache ungeschickt Worte

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