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Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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ihren Tribut. Der Raum verschwamm vor seinen Augen. Caramon war gezwungen, einen Moment stillzustehen und den plötzlichen Schmerz abklingen zu lassen. Als er wieder sehen konnte, blickte er sich um, um sich zu orientieren.
    »Wo sind wir?« fragte er, ohne eine Antwort zu erwarten. Er wollte nur, daß Berem seine Stimme hörte.
    »Tief, tief unter dem Tempel«, erwiderte Berem mit hohler Stimme. »Ich bin in der Nähe. Ganz in der Nähe.«
    »Ja«, stimmte Caramon zu, ohne etwas zu verstehen. Er hielt Berem weiter fest und sah sich um. Der Tunnel, aus dem er gekommen war, endete in einer kleinen kreisrunden Kammer. Ein Wachraum, erkannte er, als er einen alten Tisch, mehrere Stühle und eine Fackel an der Wand sah. Das ergab einen Sinn. Die Drakonier mußten hier Wache gehalten haben. Deshalb war Berem auf sie gestoßen. Aber was konnten die Drakonier bewacht haben?
    Caramon sah sich schnell in der kleinen Steinkammer um, konnte aber nichts entdecken. Der Raum hatte einen Durchmesser von vielleicht zwanzig Schritten und war aus dem Fels herausgehauen worden. Die spiralförmigen Steinstufen führten vom Tunnel in diesen Raum, und gegenüber von ihnen führte ein Bogengang hinaus. Berem war auf diesen Bogengang zugelaufen, bevor Caramon ihn aufgehalten hatte. Caramon sah nichts, als er in die Öffnung spähte. Es war dunkel, so dunkel, daß Caramon dachte, er würde in die Große Finsternis starren, von denen die Legenden erzählten. Eine Finsternis, die in der Leere existiert hatte, lange bevor die Götter das Licht erschaffen hatten.

    Das einzige, was er hörte, war das gurgelnde und aufspritzende Geräusch von Wasser. Ein unterirdischer Fluß, dachte er, darum die feuchte Luft. Er trat einen Schritt zurück und untersuchte den Bogengang näher.
    Er war nicht aus dem Fels herausgehauen worden wie die kleine Kammer, in der sie sich befanden. Er war von fachmännischen Händen aus Steinen gefertigt worden. Er konnte schwache Umrisse von kunstvoll ausgeführten Meißelarbeiten sehen, die ihn einst verziert hatten, aber er erkannte keine Einzelheiten. Der Zahn der Zeit und die Luftfeuchtigkeit hatten sie fast zerstört.
    Als Caramon die Bogen studierte, in der Hoffnung, hier einen Hinweis zu finden, stürzte er beinahe, denn Berem klammerte sich plötzlich mit einer wilden Heftigkeit an ihn.
    »Ich kenne dich!« schrie der Mann.
    »Sicher«, grunzte Caramon. »Was im Namen der Hölle machst du hier unten?«
    »Jasla ruft ...«, sagte Berem. Der wahnsinnige Blick erschien wieder in seinen Augen. Er drehte sich um und starrte in die Dunkelheit hinter dem Bogen. »Dort hinein muß ich gehen ... Wachen ... haben versucht, mich aufzuhalten. Du kommst mit mir.«
    Dann wurde Caramon klar, daß die Drakonier diesen Durchgang bewacht haben mußten! Aber warum? Was lag dahinter? Hatten sie Berem erkannt, oder hatten sie nur dem Befehl gehorcht, jedem den Eintritt zu verwehren? Er wußte keine Antwort auf all diese Fragen, und dann kam ihm der Gedanke, daß die Antworten keine Rolle spielten, und auch nicht die Fragen.
    »Du mußt hier durch«, sagte er zu Berem. Es war eine Feststellung, keine Frage. Berem nickte und trat ungeduldig einen Schritt vor. Er wäre direkt in die Finsternis gelaufen, wenn Caramon ihn nicht zurückgezogen hätte.
    »Warte, wir brauchen Licht«, sagte der Krieger seufzend und trat zurück, den Blick weiter auf Berem gerichtet, bis seine suchende Hand eine Fackel an der Wand berührte. Er hob sie aus der Halterung und kehrte zu Berem zurück.

    »Ich gehe mit dir«, sagte er mit schwerer Stimme, während er sich fragte, wie weit er noch laufen konnte, bevor er vor Schmerzen und Blutverlust zusammenbrechen würde. »Hier, halt mal.« Er reichte Berem die Fackel, riß einen Streifen von Berems zerfetztem Hemd ab und verband damit die Wunde. Dann nahm er wieder die Fackel und trat in den Bogengang.
    Als er an zwei Steinträgern vorbeiging, spürte Caramon etwas sein Gesicht streifen. »Spinnenweben!« murmelte er und griff voller Ekel danach. Er sah sich ängstlich um; er fürchtete sich vor Spinnen. Aber es waren keine da. Achselzuckend setzte er seinen Weg fort und zog Berem mit sich.
    Hörnerrufe zerrissen die Luft.
    »In der Falle!« sagte Caramon grimmig.
     
    »Tika!« keuchte Tolpan stolz, als sie durch den düsteren Verlieskorridor liefen. »Dein Plan hat funktioniert.« Der Kender riskierte einen Blick über seine Schulter. »Ja«, bekräftigte er atemlos. »Ich glaube, alle folgen uns

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