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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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hinauf mit Schnee gefüllt. Für Drigg war es nur eine kleine Sache gewesen sich eine Schneise durch den Schnee hindurch zu brennen und das Wasser, das er dabei verdampft hatte, hatte sich als glitzernder Reif an den Wänden ringsum abgesetzt. Sein Ziel war offensichtlich ein weiteres Tor gewesen, das tiefer in die Burg hineinführte. Auch dieses Tor stand weit offen und war von Eis verkrustet. Wer auch immer diese Burg zuletzt besuchte, hatte sie sich selbst überlassen, als er gegangen war.
    Wir hatten keine Probleme der Spur des Magiers zu folgen. Überall dort, wo er entlang gekommen war, hatte er Eis und Schnee um sich herum geschmolzen und das Wasser war danach wieder zu einem festen Panzer zusammengefroren. Nur über die engen Stufen hinauf bereitete uns das Probleme, denn der Boden war dadurch so glatt, dass selbst unsere Hufe kaum Halt fanden.
    Ich weiß nicht, wie lange wir dieser Spur folgend durch die Innereien der Burg Wacht nach oben stiegen, aber es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Inzwischen war die Nacht hereingebrochen und bis auf einige wenige Ecken und Kanten, in denen sich das letzte Licht fing, entzog sich die Gestalt der Räume unseren Augen. Aber nachdem wir uns weiter dem Eis folgend vorgetastet hatten, sahen wir vor uns einen flackernden Schein, der von einem kleinen Feuer oder einer Fackel kommen musste. Wir folgten dem Schein und wenig später erreichten wir durch eine Flucht von Zimmern einen Erker. Von außen die Wände durchstoßend ragten mehrere seltsame Rohre in ihn hinein, deren Funktion ich nicht erkennen konnte. Bei einem von ihnen schien es sich um ein Fernrohr zu handeln, so viel war klar, aber etwas wie die anderen hatte ich noch nie zuvor gesehen.
    Aber wir achteten kaum auf diese Rohre, denn neben dem Feuer saß eine zusammengekauerte, in Decken gehüllte Gestalt, die ich zunächst nicht wiedererkannte.
    Die Ziege, die Nuur beherbergt hatte, stieß ein erschrecktes Meckern aus, als der Dämon ihren Körper verließ und machte sich dann panikerfüllt durch die Dunkelheit davon. Ich konnte noch eine ganze Weile das Klacken ihrer Hufe auf den Steinen und das dumpfe Geräusch ihres an die Wände stoßenden Körpers hören, während ich beobachtete, was sich vor meinen geliehenen Augen abspielte: Nuur hatte seinen Meister wiedergefunden.
    Aber er hatte sich verändert.
    Sarn schien um Jahrzehnte gealtert. Seine Augenbrauen waren wie von einer Schneelast auf seine Lider heruntergedrückt worden und die Falten in seinem Gesicht waren so tief, dass sie sich sogar durch das wulstige Narbengewebe zogen. Er lächelte schwach. Immerhin lächelte er.
    „Ihr hab den Körper von Ziegen übernommen? Ich wusste nicht, dass das möglich ist. Aber ihr kommt zu spät.“, sagte er mit brüchiger Stimme und musste sich erst einige Male räuspern, bevor er weitersprechen konnte. Ich konnte Nuur weder sehen noch hören, aber es war auch so nicht schwer zu erraten, was die beiden sich zu sagen hatten.
    „ Ich bin nicht mehr der Hürnin, der ich einmal war.“, sagte Sarn niedergeschlagen. „Kein Hürnin sollte es erleben müssen von seinem Dämon getrennt zu werden. Es ist als würde man dir die Haut vom Leib reißen und alle Knochen aus dem Körper ziehen. Schau mich an: Ich bin alt geworden. Älter als vielleicht je ein Hürnin vor mir.“
    Er verstummte kurz, um auf das zu lauschen, was Nuur sagte. Der Dämon machte sich nicht die Mühe sich für Hund und mich sichtbar oder hörbar zu machen. Es war auch nicht nötig.
    „Er hat uns hier her gebracht, um die Wächter an das Tor zu rufen.“ Vage deutete er auf eines der Rohre, die in den Raum ragten. Erst jetzt erkannte ich, dass Blut an ihm klebte und dass Sarns rechtes Handgelenk notdürftig verbunden war.
    „ Und ich fürchte was deine Abwesenheit in meinem Körper angerichtet hat, lässt sich nicht mehr rückgängig machen.“
    Ächzend drückte er sich hoch und stand zitternd da.
    „Aber das wird er mir büßen, das schwöre ich. Und wenn es das letzte ist, was ich tue.“
    Er nickte mit grimmigem Gesichtsausdruck. „Ganz recht. Das ist jetzt etwas Persönliches. Kommt. Wenn wir uns gleich auf den Weg machen, können wir das Tor noch vor Sonnenaufgang erreichen. Bis dahin muss Drigg warten, die Wächter sind keine Kreaturen der Nacht.“
    Erneut lauschte er, was Nuur zu sagen hatte und sprach dann weiter.
    „ Drigg braucht nur Erich um nach Drachall zu gelangen und von dort in die Welt der Dämonen. Wenn Erich und der Halken Glück

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