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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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dich tragen könnte.«
    Er schob die Lippe vor. »Ach, du würdest schon das richtige tun, wenn's nötig ist.« Die Bestimmtheit und Gewißheit in seiner Stimme bewirkte, daß sie sich gerade aufsetzte. Er schlug sie fest auf den Rücken. »Na, geht's jetzt wieder?«
    »Ja, es geht.«
    Er rettete die Flasche aus ihrem Schoß, korkte sie zu und stopfte sie sich unter den Gürtel. »Na, dann gibt's nichts mehr zu sagen. Du machst dich besser ins Haus auf.«
     

9. Kapitel
     
    Isak war der Hengst.
    Mit nackter Brust, einen riesigen Bambusphallus zwischen den Beinen befestigt, bäumte er sich spielerisch auf. Sorren ließ ihre Finger galoppieren. Sie hatten diesen Teil seines Tanzes gerade zum drittenmal geprobt. Sie sah seine Hand fliegen, während er den Takt abzählte. Das schwarze Haar flog lose wie die Mähne eines Pferdes.
    Der Tanz begann mit einem Pfau, der sich spreizte und posierte in dem Werbetanz des Männchens um das Weibchen, wechselte dann zum Bären über, der sich mühte zu tanzen und dabei tollpatschig durch den Bühnenkreis schwankte. Diesen Teil hatten sie beendet. Im Finale des Tanzes wurde Isak zum Schwan, kalt, elegant und königlich. Die Bärensequenz war die schwierigste, weil es in ihr zwei verschiedene Rhythmen gab. Pah-pah-dam. Sorren sah Isaks Schultern im Schlag ihrer Trommel schwingen. Der Hengst trat ab. Das zeigte Isak dadurch an, daß er ihr den Rücken zukehrte, er sozusagen in den Kulissen verschwunden war.
    Sie hörte nicht auf zu trommeln. Unter dem Hemd rann ihr der Schweiß zwischen die Brüste. Der Rhythmus wurde weicher, leiser ... Isak nickte ihr zu. Er war bereit. Sie begann den Aufzug des Schwanes zu trommeln. Für diese Sequenz trug er einen Federumhang, doch hier, für die Probe hatte er ihn fortgelassen. Seine Arme stiegen empor, sie waren Schwingen.
    Er betrat die Bühne erneut, gleitend jetzt, den Kopf zurückgeworfen, irgendwie den Hals gestreckt, jedenfalls sah er länger aus. Das war die Magie des Tänzers, daß er den Zuschauer in die Illusion hineinzwingen konnte. Dieser Teil wurde eindrucksvoller, wenn ein Flötenspieler mitwirkte. Pah. Pah. Der Schwan umhüllte mit seiner Schwinge die Schwänin, die unsichtbares Objekt seiner Bemühungen war, wie die Stute es beim Hengst, die Bärin beim Bärentanz, die Pfauhenne beim Pfauenhahn gewesen waren. Isak sank zu Boden, er hielt die Arme nach oben, so daß der Federmantel ihm über Gesicht und Körper fallen würde. Sorren ließ die letzten Töne des Finales vibrieren, dann wurden ihre Hände still.
    »Wie sieht es aus?« fragte er, während er die Schultern rollte und die Arme sinken ließ.
    »Fein«, sagte Sorren.
    »Dann machen wir für diesmal Schluß!« Der Tänzer ging mit weiten Schritten zur Tür und steckte den Kopf auf den Flur. »Bringt mir Wasser!« Dann kam er zurück und setzte sich auf die Bodenmatten. »Sorren, ich werde allmählich alt.«
    Er griff nach einem Tuch und rieb sich die Augen und das Gesicht. Unter der bernsteinfarbenen Haut glitten die Muskeln geschmeidig dahin. Sorren grinste. Er sah gar nicht alt aus.
    »Du lachst«, sagte er. »Wie alt bist du denn jetzt?«
    »Siebzehn.«
    »Oh, Wächter! Du bist ein Säugling. Ich bin dreiunddreißig, fast doppelt so alt.«
    »Es fällt nicht auf«, sagte Sorren.
    Isak lachte. Nach einer gut verlaufenen Probe lachte er immer ziemlich viel. »Teneth!« rief er. Die Tür glitt auf, und ein dickliches Mädchen kam seitlich herein. Sie brachte ein Tablett mit einem Wasserkrug und zwei Bechern.
    »Danke dir«, sagte Sorren und nahm dem Mädchen das Tablett aus den Händen. »Ich werde eingießen.«
    »Laß das sie machen«, sagte Isak. »Sie hat Körperbewegung nötiger.« Sorren setzte das Tablett ab. Teneth errötete und goß zuerst Isak, dann Sorren Wasser ein.
    »Das ist alles«, sagte Isak und entließ die Dienerin mit einer Handbewegung. Er hob seinen Becher an die Lippen und trank ohne abzusetzen. Die letzten paar Tropfen schnippte er sich mit den Fingern in das nach oben gerichtete Gesicht. »Aah!«
    Sorren entspannte ihre Trommelfelle. Die Probe war gut verlaufen. Sie nippte an ihrem Wasser. Das Mädchen hatte Zitrone hineingetan. Als sie zum letztenmal in diesem Haus gewesen war, hatte ein Junge namens Koré sie bedient. »Was ist mit Koré passiert?« fragte sie.
    »Er ist nicht mehr hier.«
    Isak wurde Menschen rasch überdrüssig; wahrscheinlich war Koré wieder draußen auf den Weinfeldern. Sorren hob das Handtuch auf, das Isak benutzt hatte,

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