Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
Schattenmächte. Ich schätze, auch Aureus von Falkenhain kennt die wirklichen Zusammenhänge nicht. Aber sicher weiß er, zu welchem Zweck das Pandämonium erschaffen wurde. Je länger ich mir seine Worte vergegenwärtige, desto mehr bin ich mir sicher, dass dieser elende Mistkerl etwas ganz anderes vorhat. Ich glaube, er ist davon überzeugt, dein Volk dazu zwingen zu können, in die Schlacht gegen Morgoya einzugreifen!«
Fi sah Kai sprachlos an. »Du meinst, indem er selbst die Traumbarriere einreißt?« »Ja.« Kai nickte. »Entweder das, oder weil er hofft, sich selbst der Quelle des Unendlichen Lichts bemächtigen zu können. Offenbar glaubt er, nur so Morgoya gewachsen zu sein -und auf perfide Weise ist dieser Gedanke nicht einmal so abwegig.« »Ist diesem Zauberer denn nicht klar, dass er Morgoya damit direkt in die Hände spielt?« Fi erhob sich und ein bitterer Zug umspielte ihre Lippen. »Mein Volk hat einen Fehler begangen, sich derart von der Welt abzuwenden.«
»Ich weiß es nicht, Fi. Ob Verzweiflung oder blanker Wahnsinn, zumindest muss so von Falkenhains Plan aussehen.«
»Auch Morgoya weiß mit Sicherheit um die Quelle«, sagte Fi. Sie reichte Kai Stenzels Buch. »Die Chronik des Sonnenrates. Hast du schon einen Blick hineingeworfen?« Kai nahm den Wälzer stirnrunzelnd an sich und blätterte darin. Die Seiten waren feucht und fleckig und mit einer engen Handschrift beschrieben. An den Seitenrändern war die Tinte stellenweise verlaufen. Offenbar hatte das Kanalwasser dem Buch nicht gutgetan. »Nein. Ich bin noch nicht dazu gekommen, darin zu lesen.« »Es sind alte Aufzeichnungen, den Sonnenrat betreffend. Sie beginnen bei seiner Gründung vor tausend Jahren, kurz nachdem Sigur Drachenherz im Kampf gegen den Drachenkönig Pelagor sein Leben ließ.«
Olitrax' Kopf ruckte hoch, als Pelagors Name fiel. Kai hatte den Eindruck, als lausche der kleine Drache Fi ebenso aufmerksam wie er selbst.
»Die Heldentaten von Sigur Drachenherz sind darin verzeichnet«, erklärte Fi derweil, »wie die Entschlüsse, die der Rat in den letzten eintausend Jahren getroffen hat. Außerdem Königslisten, Geburts- und Sterbedaten der Drachenherz'schen Blutlinie. Und wie Stenzel gesagt hat, wird darin auch die Quelle des Unendlichen Lichts erwähnt. Zwar nur zweimal, aber sie wird erwähnt.«
»Dann können wir davon ausgehen, dass es in Albion noch mehr Dokumente gibt, die sich mit ihr beschäftigen«, meinte Kai. »Unter den Sonnenmagiern Albions scheint ihre Existenz also kein Geheimnis gewesen zu sein.«
Kai betrachtete eine Bildtafel, auf der Sigur Drachenherz gegen den Drachenkönig Pelagor kämpfte. Es war untertitelt mit den Worten »Die Vertreibung des Drachenkönigs«. Interessiert blätterte Kai weiter und entdeckte einen Kupferstich, auf dem eine Magierin zu sehen war, die mit erhobenem Zauberstab vor einem seltsamen Wirbel stand, der gänzlich aus Flammen zu bestehen schien. Im Hintergrund erhoben sich drei große Monolithen, auf denen jeweils eine glühende Glyphe prangte. Auch dieses Bild war beschriftet: »Der Weg der Sonne«. Kai schüttelte leicht den Kopf. »Fi, du hast diesen Sonnenrat schon mehrfach erwähnt. Bitte erzähl mir mehr über ihn.«
»Sigur Drachenherz hinterließ eine Gemahlin«, erzählte Fi, die ihre Finger nun über der Glut wärmte. »Sie brachte nach seinem Tod eine Tochter zur Welt und begründete damit die Königslinie Albions. Sie war es auch, die die Feuermagier und Elfen, die Drachenherz nach Albion gefolgt waren, zu einem gemeinsamen Rat vereinte. All das geschah in dem Bestreben, dem neu gewonnenen Land auf beste Weise zu dienen.« »Und wo befand sich dieser Sonnenrat?« Gespannt sah Kai auf.
»Dort, wo Pelagor einst seinen Drachenhort hatte. Auf dem Feuerberg. Ich weiß nicht viel über den Rat, da nur seine Mitglieder in seine Geheimnisse eingeweiht waren. Aber mir ist bekannt, dass die Ewige Flamme dort schon zu Lebzeiten des Drachenkönigs aus dem Berg schlug. Die Sonnenmagier haben diese Flamme verehrt und mit ihrer Hilfe großartige magische Dinge erschaffen.
Gilraen und ich waren vor fünf Jahren zum ersten Mal an diesem Ort. Morgoya hat dort kaum einen Stein auf dem anderen gelassen. Von der einstigen Pracht des Sonnenrates zeugen heute nur noch Ruinen.«
Kai sah Fi an und runzelte die Stirn. »Und was hat es mit dieser Prophezeiung auf sich, von der du mir berichtet hast? Du hast mir gesagt, dass der Glyndlamir auf schicksalhafte Weise mit dem Sonnenrat
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