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Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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eine halb verrottete Zeltstange aus dem Boden, in einer der Tannen steckte eine verrostete Wurfaxt und sogar das eingesponnene Skelett eines Pferdes glaubte er im Dickicht zu erkennen. »Bei allen Moorgeistern, wo sind wir hier eigentlich?«
    »Die Elfen haben diesen Ort früher Aedraths Wood genannt«, röhrte Dystariel hinter ihm. »Das bedeutet Geistergehölz. Schon damals wuchsen hier diese seltsamen Flechten, nur waren es da noch nicht so viele. Ihr bitterer Duft verwirrt die Sinne von Fährtenhunden und anderen Kreaturen, die ihre Opfer anhand ihres Geruchs ausfindig machen können. Deswegen hatten die letzten Königstreuen hier vor sechzehn Jahren ein geheimes Lager errichtet.«
    »Dann hat es in Albion also tatsächlich einen Widerstand gegen Morgoya gegeben?« »Oh ja.« Dystariel schnaubte. »Unter ihnen waren Ritter und Bauern gleichermaßen. Prinz Kyrill führte sie damals an. Er war der Sohn des gestürzten König Drachenherz. Er und seine Leute haben Morgoya und ihren Vasallen immer wieder schwere Schläge zugefügt.«
    Der gestürzte albionsche König hatte einen Sohn gehabt? Kai sah zu Dystariel auf und nahm all seinen Mut zusammen. »Dystariel, ich weiß, wer du in Wahrheit bist. Du bist Morgoyas Tochter, richtig?«
    Die Gargyle knurrte. »Woher weißt du das?«, brach es fauchend aus ihr heraus. »Gilraen hat es mir erzählt.«
    Dystariel antwortete nicht. Einen Moment lang glaubte Kai, sie wolle sich erheben. Doch sie blieb an ihrem Platz und breitete ihre Schwingen weiterhin schützend über ihn und Fi aus.
    »Ich will nur wissen, auf welcher Seite du gestanden hast«, fragte Kai zaghaft. »Du stellst viele dumme Fragen, du neunmalkluger Moorgänger«, antwortete Dystariel. Ihre Beinkrallen bohrten sich knirschend in den Untergrund. »Ich bin wer ich bin. Morgoya hat mich benutzt, so wie sie jeden benutzt hat, der ihr nützlich war. Nur war ich damals zu jung, um ihre Lügen zu durchschauen. König Drachenherz war ein Mann. Jeder in Albion wusste, dass das Unglück mit sich bringen würde. Ich habe Morgoya geglaubt, dass ihr Anspruch auf den Thron rechtmäßig war. Fast zwei Jahre lang habe ich in ihrem Namen Königstreue und flüchtige Elfen gejagt. So lange, bis nur noch Prinz Kyrill und eine Handvoll Getreuer übrig waren. Doch dann bin ich Kyrill Drachenherz in die Falle gegangen. Er hat mich im Laufe der Zeit davon überzeugt, dass ich auf der falschen Seite stehe. Lange her.« »Und dann?«
    Dystariel knurrte und fletschte unwillig ihre Reißzähne. »Morgoya hat Kyrill, mich und die anderen irgendwann doch erwischt. Und an jedem Einzelnen von uns hat sie bittere Rache geübt. Allein mir gelang die Flucht. Ich wollte Kyrills Leute hier im Wald in Sicherheit bringen, doch ein halbes Jahr später fand Morgoya auch dieses Lager. Niemand ist entkommen. Ihre Schergen haben schrecklich unter uns gewütet.« Dystariel schüttelte den Kopf. »Und jetzt hör auf an Dingen zu rühren, die lange zurückliegen. Schüre lieber das Feuer, trockne dich und ruhe dich aus.« »Aber ...«
    »Kein Aber!« Dystariel packte ihn schmerzhaft an der Schulter. »Mach dir lieber Gedanken darüber, was wir jetzt tun sollen. Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, aber wir befinden uns mitten im Herz des Feindes. Uns ist der Rückweg abgeschnitten, die Hälfte unserer Kameraden ist krepiert und vor zwei Stunden wurde die Jagd auf uns eröffnet.« Die Gargyle starrte ihn mit ihren gelben Raubtieraugen drohend an. »Verstehst du mich ? Wenn wir so weitermachen, ist auch von uns bald keiner mehr übrig.«

Murguraks Geheimnis
    Leise glucksend schlängelte sich ein Bächlein durch die morgenfrische Waldwiese. Die Sonne spiegelte sich auf den Gräsern tausendfach in kleinen Tautropfen, über d en Farnen zwischen den Bäumen summten kleine Fliegen und dort wo die Spinnen ihre Netze gewoben hatten, glitzerte und glänzte es in vielen bunten Farben. Kai wusste sofort, dass er in der wirklichen Welt eingeschlafen sein musste. Er wandte sich um. Wieder stand er jenem prächtigen Einhorn gegenüber, das ihn nun schon mehrfach in seinen Träumen aufgesucht hatte.
    Dein Weg neigt sich dem Ende entgegen, Kind des Unendlichen Lichts. Der weiße Hengst schnaubte und schüttelte seine lange weiße Mähne.
    »Wirst du mir nun den Rest erzählen?«, fragte ihn Kai.
    Deswegen habe ich dich aufgesucht. Das Einhorn trat neben ihn und deutete mit seinem goldenen Horn zum Rand der Lichtung. Wie die Male zuvor glitten die Bäume vor

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