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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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leichtem Spott, aber da lag noch etwas anderes in ihrer Stimme, das Nando die Brauen zusammenziehen ließ.
    »Jeder Engel weiß, wer er war«, warf Avartos ein.
    »Ein Sklave des Lichts war er, ebenso wie ihr!« Sie ließ ihren Blick über Avartos’ Arme schweifen, und obwohl seine Haut von seiner Uniform verdeckt wurde, schien es Nando, als würde sie den Stoff durchdringen und mit glühenden Fingern über seine Narben streichen. Avartos ballte die Fäuste, doch ehe er etwas erwidern konnte, wandte sie sich ab.
    »Ich weiß nicht, wo dieser Held ist«, sagte sie etwas sanfter zu Nando. »Allerdings … « Sie hielt inne. Kurz ging ein Glanz durch ihre Augen, der ihrem Gesicht etwas Unheilvolles verlieh. Dann schüttelte sie den Kopf.
    Nando setzte sich auf. »Allerdings was? Was wolltet Ihr sagen?«
    Carmenya stellte ihre Tasse auf den Tisch. »Allerdings könnte ich es herausfinden. Wenn ihr euch traut, dem Feuer der Oskardar zu begegnen.«
    Avartos stieß schneidend die Luft aus. »Die Feuer der Oskardar sind Schwarze Magie.«
    »Sie sind es für Sklaven, die nichts davon verstehen«, gab Carmenya zurück. »Doch nicht grundlos sind sie nach dem Kern meines Glaubens benannt: Oskardar, die Göttin der Welt – der Geist, der jedes lebendige Wesen durchdringt. Die Natur findet die Wahrheit, und sie gehorcht dem, der sie bezwingt. Dasselbe gilt für diese Feuer.«
    Kaya schaute angespannt zu Nando auf, doch dieser wechselte mit Noemi einen Blick. Sie saß still da, in ihren Augen vermengte sich Sorge mit Zustimmung. Schließlich nickte sie. Avartos hingegen verschränkte die Arme vor der Brust. Er wollte etwas sagen, aber Nando kam ihm zuvor.
    Es ist unsere einzige Chance , sagte er eindringlich. Dein Vater hat uns nicht grundlos ohne Erklärung hierher geschickt. Niemals dürfte er Schwarze Magie unterstützen, aber was, wenn sie uns helfen kann? Wir haben keine andere Möglichkeit, eine Spur zu Hadros zu finden. Wir müssen diese nutzen!
    Avartos rang mit sich, Nando fühlte es durch das reglose Gold der Engelsaugen hindurch. Schließlich nickte er.
    Nando wandte sich an Carmenya. »Ich werde es versuchen. Ich stelle mich Eurem Zauber.«
    Sie sah ihn an, unmöglich hätte er erraten können, was sie dachte. Mit einer Geste forderte sie ihn auf, ihr in die Mitte des Ritualkreises zu folgen. Nando wollte sich zu den anderen umwenden, doch Carmenya schüttelte den Kopf. »Sieh mich an«, forderte sie ihn auf. »Nur mich, verstanden?«
    Er nickte und lauschte den seltsamen Worten, die über ihre Lippen kamen. Es hörte sich an wie die Alte Sprache der Engel, aber ein merkwürdiger Singsang klang zwischen den Silben mit, und er meinte, die Buchstaben über seine Haut gleiten zu fühlen wie glatte, von der Sonne erhitzte Steine. Der Boden unter seinen Füßen wurde warm, Carmenya hob langsam die Hände, ohne ihn aus den Augen zu lassen, und dann, mit einem lauten Zauberwort, entfachte sie mehrere Lichtringe in der Luft, die sie beide wie Planeten auf verschiedenen Umlaufbahnen umkreisten und Nando schließlich emporhoben. Er versuchte, Carmenya im Blick zu behalten, sah noch, wie ihre Augen in weißem Glanz erglühten – und im nächsten Moment wurde das Licht um ihn gleißend hell und drang in ihn ein. Überdeutlich hörte er Carmenyas Stimme, und er fühlte das Rauschen des Waldes auf seinem Gesicht und vernahm den Gesang der silbernen Kreolen, so laut und durchdringend, dass er vergaß zu atmen. Eilig floh er in seinen Oreymon, doch Carmenya folgte ihm. Auf den Bahnen des Lichts glitt sie durch seine Gedanken, und die Erkenntnis brach in ihm auf wie eine tödliche Wunde: Sie suchte nicht nach der Wahrheit über Hadros. Sie suchte nach der Wahrheit, die in Nando selbst lag. Es war eine Falle.
    Hilflos riss er den Kopf in den Nacken, als er ihre Stimme durch seinen Schädel peitschen hörte.
    Langweile mich nicht mit deinen Lügen , rief sie. Was ist die Wahrheit, Sklave des Lichts?
    Noemis Schrei erreichte Nando kaum, und auch Avartos’ Zauber war nicht mehr als eine dumpfe Schwingung. Stattdessen spürte er umso deutlicher die Macht der Magie, die ihn umfing. Unter Carmenyas Händen kannte sie keine Grenzen mehr. Immer schneller drehten sich die Ringe, alle Umrisse verschwammen, und Nando konnte fühlen, wie Carmenya nach seiner wahren Identität griff. Doch sie durfte nicht erfahren, wer er war. Sie würde ihn an seine Feinde ausliefern, denn ganz gleich, ob sie im Wald lebte und mit nackten Tänzen die Regeln der

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