Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
Faeron hatte augenblicklich seinen Bogen feuerbereit. Calissa ließ sich ein wenig zurückfallen und glitt sofort nach Betreten des Raumes hinter eine der vielen Säulen. Sie wollte die anderen jetzt nicht im Stich lassen, doch sie wusste auch nicht, wie sie ihnen helfen konnte.
»Herzlich willkommen, edler Paladin!«, hallte die dämonische Stimme des Magiers durch den Raum.
* * *
Steht auf, junger Krieger, die Schlacht ist noch nicht vorbei!
Kordal hörte diese Stimme immer und immer wieder in seinem Kopf. Sie erinnerte ihn an seinen früheren Ausbilder, der ihm damals das Kämpfen beigebracht hatte.
Doch diese Stimme war anders. Sie machte ihm Mut, obwohl er jede Hoffnung verloren hatte. Sie gab ihm Kraft, obwohl er vor Erschöpfung längst tot sein müsste.
Steht auf! Jetzt!
Kordal wusste nicht, wieso er gehorchte, doch er kämpfte sich mit lautem Stöhnen wieder auf die Füße. Er ließ den Blick kurz über das Schlachtfeld schweifen. Sie hielten sich noch immer. Die Männer kämpften voller Verzweiflung, doch sie hielten dem Ansturm stand. Plötzlich erblickte er Lantuk und den Goblin, der ihn gerade töten wollte.
Kordal schrie und rannte los – all seine Erschöpfung war für diesen Moment vergessen -, aber er wusste, dass er es nicht würde verhindern können.
Die nächsten Augenblicke kamen Kordal wie eine Ewigkeit vor.
Der Goblin stach zu und wurde im selben Moment von einem wirbelnden Reiterhammer getroffen, der ihn so aus dem Gleichgewicht brachte, dass sein Stich nicht das Herz, sondern die Seite des Brustkorbes traf.
Durch den ungünstigen Winkel hinterließ er nur eine kleine Fleischwunde, und Lantuk brach unter Stöhnen zusammen.
Jetzt hatte Kordal den Goblin erreicht und trieb ihm ohne zu zögern das Schwert tief in den Magen. Er drehte die Klinge einmal herum und riss sie mit einem Ruck heraus.
Die Kreatur japste und versuchte, die hervorquellenden Gedärme zurückzuhalten. Kordal stieß ihn in den Dreck, wo er wenig später verblutete.
Der Krieger stellte sich schützend vor Lantuk und suchte fieberhaft nach einem sicheren Ort, an den er den Freund bringen konnte.
Plötzlich tauchte Daavir neben ihm auf. Der Hüne blutete aus mehreren tiefen Wunden. Kordals besorgten Blick winkte er nur mit der Hand ab und sagte: »Die paar kleinen Schnitte sind nicht der Rede wert.«
Als Kordal Lantuks Arm packte, um ihn wegzubringen, schoss der Steppenreiter dazwischen.
»Du kannst ihn nicht retten, indem du mit ihm durch ein Meer von Feinden humpelst! Und wenn er sterben sollte, dann hier, wo er tapfer gekämpft hat, und nicht in einem Versteck wie ein verletztes Tier!« Daavirs Ton ließ keinen Zweifel daran, dass es ihm bei der Sache ernst war. Vermutlich war dies ein wichtiger Teil ihrer Kultur. Und obwohl Kordal ihm nicht zustimmen konnte, so musste er dennoch zugeben, dass der Hüne in einem Punkt Recht hatte. Er würde das Schlachtfeld nicht lebend verlassen können, wenn er Lantuk hinter sich herzog. Es wäre ihr beider Tod.
»Schön, dann hilf mir und bleib an meiner Seite!«, forderte er den Steppenreiter auf.
Daavir nickte bestimmt, zog seinen zweiten Rabenschnabel aus der Goblinleiche, dann verteidigten sie gemeinsam den verletzten Freund.
* * *
Tharador blieb abrupt stehen, als er die Stimme des Magiers hörte, die weder überrascht noch nervös klang, was nur bedeuten konnte, dass er mit ihnen gerechnet hatte. Sie waren ihm schließlich doch in die Falle gegangen.
Der Paladin musterte den Raum eingehend. Mehrere große Säulen, die denen in der großen Halle nachempfunden waren, stützten die Decke. Bis auf den kleinen Schreibtisch war der Raum leer. An beiden Seiten gab es einen Durchgang, Tharador konnte allerdings nicht erkennen, wohin sie führten.
Dann fiel sein Blick auf die Gestalt neben dem Magier. Ein hünenhafter Ork, wohl knapp sieben Fuß groß und doppelt so breit wie der Magier, stand steif neben dem Schreibtisch und hielt einen riesigen runenüberkrusteten Kriegshammer in den Händen.
Wo war Dergeron? War der ehemalige Freund ihnen nicht gefolgt? Tharador hatte insgeheim gehofft, ihm hier erneut zu begegnen, um endlich abzurechnen. Der Gedanke, dass Dergeron irgendwo draußen in Kanduras sein Unwesen trieb, beunruhigte den Paladin zutiefst.
»So schweigsam?«, riss Xandors Stimme ihn wieder aus den Gedanken.
»Nun«, überlegte Tharador kurz und blickte sich unauffällig um. Khalldeg stand neben ihm, ebenso wie Faeron, der schon einen Pfeil auf die
Weitere Kostenlose Bücher